Das Kloster (German Edition)
hochwürdige Herren, nicht mehr darum, als wenn dieselbe Menge Silber zu Groschen geschlagen würde. Die ganze Sache liegt bloß an einer schweren Krankheit, der ich von Kindheit an unterworfen bin und die mich eben wieder vor Euren Augen befallen hat. Aber so qualvoll das Leiden auch ist, es geht glücklicherweise, wie Ihr ja selbst seht, schnell vorüber.«
»Alles, was Ihr uns da sagt, Herr Ritter, kann den Jüngling nicht entschuldigen, der Euch dieses silberne Spielzeug in der Absicht, Euch an etwas, und wie wir annehmen müssen, etwas recht Unangenehmes, zu erinnern, vor Augen hielt,« bemerkte der Unterprior, sich niedersetzend.
»Euer Ehrwürden mögen meinen, was Euch beliebt,« versetzte der Ritter. »Ich kann doch deshalb nicht Euch zu Liebe sagen, daß Ihr mit Eurem Urteil Euch auf der richtigen Fährte befändet, wenn es doch die falsche ist. Es liegt mir doch wohl nicht die Verpflichtung ob, Rechenschaft über das Beginnen eines naseweisen jungen Menschen zu geben?«
»Keinesfalls wollen wir eine Untersuchung weiter ausdehnen,« erwiderte der Unterprior, »die unserm Gaste mißfällt. Immerhin kann aus diesem Vorfall,« fuhr er fort, sich an den Abt wendend, »für Eure Herrlichkeit sich die Notwendigkeit ergeben, für unsern ehrenwerten Gast einen andern interimistischen Aufenthalt ins Auge zu fassen, als diesen Turm, wenn es vielleicht auch seine Schwierigkeit haben wird, die beiden Bedingungen Verborgenheit und Sicherheit, die bei den zurzeit in England herrschenden Verhältnissen als Hauptsachen in Betracht kommen, ebenso gut zu erfüllen wie hier.«
»Der Zweifel, den Ihr da aussprecht, lieber Amtsbruder,« erwiderte der Abt, »ist freilich am Platze; ich wünschte nur, er wäre ebenso rasch beseitigt wie aufgeworfen. Ich meinesteils kenne im ganzen Klostersprengel keinen Zufluchtsort, der so günstig gelegen wäre wie Glendearg, und doch möchte ich ihn unserm werten Gaste nicht weiter empfehlen, eben um des Betragens willen, das dieser eigenwillige Bursche an den Tag legt.«
»Genug dieser Worte, Ihr hochwürdigen Herren,« nahm jetzt der Ritter das Wort; »wenn mir die Wahl freisteht, so bleibe ich hier in diesem Turme, das erkläre ich bei meiner Ehre. Mir ist der junge Mensch wirklich nicht deshalb zu wider, weil er einige Funken von Geist gezeigt hat, und weil sich diese Funken auf meinem Haupt entzündet haben. Im Gegenteil zolle ich dem Burschen deshalb einen gewissen Grad von Achtung. Deshalb spreche ich den Wunsch aus, hier zu bleiben und den jungen Menschen bei mir zu behalten. Er mag mir auf der Jagd behilflich sein. Da er solch guter Schütze ist, meine ich, werden wir uns bald zusammen befreunden. Mir wird es dann bald möglich sein, dem gnädigen Herrn Abt einen recht feisten Hirsch für seine Küche zu schicken, so kunstgerecht geschossen, daß selbst Euer Pater Küchenmeister kein Untätchen daran findet.«
Dies alles wurde von dem Ritter mit solchem Anschein von Ruhe und guter Laune gesprochen, daß der Abt über den Vorfall nichts weiter mehr äußerte, sondern seinen Gast von all den Dingen, wie Teppichen, Decken, Gerätschaften ec., die er ihm zur Erhöhung seiner Bequemlichkeit nach dem Turme schicken wolle, vorplauderte, und zwar so lange, bis er geruhte, Befehl zum Satteln der Pferde für die Heimkehr zu erteilen. Dann befahl er dem Ritter noch alle Vorsicht, da ja die englischen Grenzreiter leicht bei der Hand sein könnten, Jagd auf ihn zu machen. Dann erfüllte er noch all die Pflichten der Höflichkeit, die ihm oblagen, dann setzte er sich mühsam, unter mancherlei Seufzern, die stark an Stöhnen erinnerten, auf seinen Zelter, dessen purpurne Decke bis auf den Erdboden reichte, und begann in mäßigem Trabe den Heimritt. Der Unterprior warf noch, ehe er dem Abte folgte, auf Halbert, der halb versteckt hinter der äußern Hofwand lehnte, ein paar strenge, warnende Blicke, dann hob er, ihm Lebewohl bedeutend, den Finger gegen ihn auf und ritt mit den andern Klosterbrüdern hinter seinem Obern her in das Tal hinunter.
Drittes Kapitel.
Halbert Glendinning ging der warnende Blick des Unterpriors tief zu Herzen, denn wenn ihm auch aus dem Unterricht des wackern Klosterherrn geringerer Nutzen erwachsen war als seinem Bruder Edward, so war doch sein Gemüt von der lautersten Ehrfurcht vor ihm erfüllt, und wenn ihm auch nur wenig Zeit geblieben war, die Lage, in die er durch die gegen den Ritter ausgestoßene Beleidigung geraten war, zu überdenken, so war ihm doch
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