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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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wollte man Deinem Uebermut solch hohen Flug gestatten ohne alles Hemmnis,« erwiderte Glendinning. »Du bist in meines Vaters Haus gekommen als Flüchtling und Verbannter, so weit ich vermuten kann, und der erste Gruß, den Du seinen Bewohnern sagtest, war Beleidigung und Verachtung. Wie ich nun dazu gekommen bin, Dir auf solches Verhalten zu antworten, wie ich es getan habe, das mach mit Deinem Gewissen ab. Für mich ist das Vorrecht jedes freien Schotten genügend, sich jeder Beleidigung zu wehren und kein ihm angetanes Unrecht auf sich sitzen zu lassen.«
    »Gut also!« rief Sir Piercie Shafton; »morgen früh entscheiden wir unsern Zwist durch das Schwert. Als Zeit wollen wir den Tagesanbruch festsetzen, den Ort magst Du bestimmen. Wir begeben uns in den Wald, wie wenn wir vorhätten, auf die Jagd zu gehen.«
    »Mir recht,« erwiderte Halbert Glendinning, »und ich will Dich an einen Ort führen, wo an die Hundert fechten und fallen können, ohne daß sie die geringste Störung oder Unterbrechung zu befürchten brauchen.«
    »Einverstanden,« versetzte der Ritter, »und nun laß uns auseinander gehen. Es wird freilich wohl nicht ohne die Nachrede für mich abgehen, daß ich mich einem die Scholle brechenden Bauern gegenüber meines edelmännischen Rechts müßigerweise begeben hätte und zu einer tiefern Sphäre herniedergestiegen wäre, etwa der Sonne gleich, wenn sie sich dazu erniedrigen wollte, ihre goldnen Strahlen mit dem bleichen Schein eines flackernden Talglichts zu vergleichen. Indessen soll mich Rücksicht auf Rang nicht daran hindern, die mir von Dir erwiesene Kränkung zu ahnden. Und nun merke Dir, mein Sir Villaggio, daß, wir uns vor den Bewohnern jenes Turmhauses, das Du die Stätte Deiner Geburt nennst, nicht das geringste merken lassen, sondern so harmlos uns benehmen, als läge zwischen uns nicht das geringste mehr vor. Und das Weitere dann morgen bei Tagesanbruch!«
    Mit diesen Worten schritt der Ritter dem Turme zu. Halbert folgte ihm langsam und konnte sich jetzt des Gedankens nicht erwehren, daß ihm sicherlich jede Neigung, ihm eine Kränkung anzutun, ferngelegen hätte, wenn sich der Ritter immer eines so edeln Betragens und ritterlichen Tons befleißigt hätte, wie bei dieser letzten Begegnung. Indes war die Sache nun nicht mehr zu ändern, die tödliche Beleidigung war auf beiden Seiten gefallen, und ihrem Ausgleich durch Entscheidung auf Tod und Leben ließ sich nun nicht mehr ausweichen.
    Beim Abendtisch entfaltete Sir Piercie Shafton gegen sämtliche Mitglieder der Familie eine solche Liebenswürdigkeit und beteiligte alle so gleichmäßig an der Unterhaltung, wie noch nie bisher. Die meiste Aufmerksamkeit erwies er freilich seiner göttlichen und unvergleichlichen, »Protektion«, wie er Mary von Avenel noch immer zu nennen liebte; er unterließ aber auch nicht, Müllers Mysie, die er gern als »anmutige Demoiselle«, und der Hausfrau, die er als »Matrone« zu titulieren liebte, manche Blume seiner Rhetorik zu spenden. Ja, um sich ihrer Bewunderung noch mehr zu versichern, stimmte er sogar einen Gesang an, wobei er dem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck gab, daß ihm seine Viola di gamba fehle; trotzdem brachte er es auf fünfhundert Verse eines »unsterblichen Liedes«, wie er sagte, »aus dem Munde des unsterblichen Sängers Asphodel, unter welchem Namen wir Sterbliche den göttlichen Sir Philipp Sidney zu nennen liebten, der diesen Gesang an seine holde Schwester, die einzige Parthenope, bei Hofe und in der Welt als »Gräfin von Pembroke« bekannt, gerichtet habe; und da Sir Piercie immer mit halb geschlossenen Augen zu singen pflegte, entdeckte er nicht eher, als bis er zum Schlusse gelangt war und die Augen aufschlug, daß seine Zuhörer zum weitaus größten Teile eingeschlummert waren. Mary von Avenel hatte wohl Takt genug besessen, sich die süßen Fadaisen des göttlichen Asphodel bis zum Schlusse anzuhören; Mysie dagegen kam sich vor, als sei sie wieder in Vaters Mühle und schlummerte schon beim Anbruch des zweiten Versdutzends, während Edward es wohl eine kleine Weile länger aushielt, die Nase der braven Hausfrau hingegen alles Zeug dazu verriet, zu der ersehnten Viola einen tiefen Baß als Begleitung zu schnarchen. Halbert war der einzige, der keine Neigung zum Schlummer verriet, sondern, den Blick auf den Sänger geheftet, wach blieb, freilich wohl nicht, weil ihn der Inhalt der Verse sonderlich unterhalten oder die Vortragsweise sonderlich entzückt hätte,

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