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Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition)

Titel: Das Knistern in den Sternen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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blicke der Frau nach und traue mich nicht, mich zu rühren, die britische Armee und die kümmerlichen Reste der deutschen Wehrmacht ebenso wenig.
    Vater und ich leben seit geraumer Weile allein. Wir waren auch noch allein, als ich am Vorabend schlafen ging, und jetzt ist auf einmal diese Frau da, kommt aus dem Schlafzimmer und geht in die Küche. Wasser läuft, der Kessel wird auf die Herdplatte gestellt, Besteck klappert. Ich schlucke, Zeit vergeht, und aus dem Schlafzimmer ist kein Ton zu hören. Es ist Samstag, und ich halte mich schon eine ganze Weile im Wohnzimmer auf, bin wie gewöhnlich im ersten Morgengrauen aufgewacht und habe mich mit meinen Soldaten ins Wohnzimmer geschlichen, wo gerade eine heftige Schlacht tobt, als diese Frau erscheint und alles verstummt. Jetzt wird der Kessel vom Herd genommen, und die Frau kommt mit versteinertem Gesicht aus der Küche auf mich zu. Einen Meter vor mir bleibt sie stehen. Das Schweigen ist so drückend, dass sich die Fensterscheiben biegen. Sag was, denke ich, und da sagt sie etwas:
    »Die Hafergrütze ist fertig.«
    Die Stimme klingt rau. Es ist das erste Mal, dass in dieser Wohnung im Erdgeschoss links Hafergrütze gekocht wurde; doch da ich schon viel herumgekommen bin und in anderen Haushalten Hafergrütze zu essen bekam, weiß ich, dass sie in meinem Leben völlig überflüssig ist. Trotzdem fällt es mir nicht ein, die Frau auf diese unumstößliche Tatsache hinzuweisen, diese Frau, die plötzlich und überraschend wie der Blitz eingeschlagen hat, doch an Stelle des Donners räuspert sich Vater im Schlafzimmer. Ich erhebe mich, und schwere Schritte tragen mich schleppend der Hafergrütze entgegen. Die Frau geht voraus, die Royal Army erwacht aus ihrer Starre und geht gnadenlos zum Angriff gegen die Deutschen über. Und während ich – trotz heftiger Proteste meines Halses und obwohl mein Magen Kopf steht – steife Hafergrütze in mich hineinstopfe, irren die Deutschen kopflos über den Fußboden. Manche rufen mich, ihre dünnen Stimmen fordern Gerechtigkeit, es sei unfair, sie seien doch viel weniger.
    »Stimmt genau«, sage ich. »Sobald ich die letzten Reste der verfluchten Hafergrütze runtergewürgt habe, mache ich euch zu Partisanen. Dann könnt ihr in die Berge fliehen, aber passt auf die Trolle auf! Tagsüber verwandeln sie sich in Felsen, unter denen man gern ein Nickerchen hält.« »Kannst du nicht gleich kommen?«
    »Nein. Ihr kapiert auch überhaupt nichts. Ihr habt nicht diese Frau über euch. Sie hat fürchterliche Augen. Schrecklich. Sogar Söbekk würde zusammenzucken, wenn er die sehen würde.«
    »Wie sind sie denn?«
    »Ich weiß nicht. Sie sind einfach irgendwie. Ich bin gerade mal sieben. Ich habe Probleme mit Mengenlehre, weiß nicht, welche Länder an Frankreich grenzen, erst recht nicht, welche an die Schweiz. Ich habe keine Worte dafür, wie man Augen beschreibt. Haltet die Klappe und versucht, am Leben zu bleiben. Vielleicht kann ich die Grütze bald vernichten.«
    Aber ich kämpfe noch immer gegen die Grütze und einen revoltierenden Magen, als Vater auftaucht. Er geht aufs Klo und macht die Tür hinter sich zu. – Es ist seit langer Zeit das erste Mal, dass jemand diese Tür schließt. Sie ist sicher dankbar dafür, hat so lange offen gestanden, dass sie leise quietscht, als Papa sie zumacht. Trotzdem ist sein Pinkeln in der Küche deutlich zu hören; wie der Strahl in die Kloschüssel plätschert. So ist es gewesen, seit ich denken kann: Ein schwerer Strahl ins Wasser und ein dumpf prasselndes Geräusch.
    Ich glaube, Papa hat eigentlich wenig für Hafergrütze übrig. Jedenfalls isst er jeden Tag Graubrot mit Butter und kalte Kartoffeln zum Frühstück. Jetzt aber löffelt er wortlos Grütze. Wir hocken über unsere Teller gebeugt, die Frau steht an der Spüle, die Arme verschränkt, und starrt nach draußen. Schweigen füllt die Küche wie Watte; erst angenehm, dann wird es schwer, zu atmen. Papa räuspert sich, er will etwas sagen, stottert, sagt zehnmal Ähemm, klopft mir auf die Schulter, ziemlich vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich, und bringt dann einen einzigen Satz raus, ehe ihn der Tag draußen verschluckt: »Äh, ja, am besten, ich mache mich auf den Weg, die Arbeit ruft.«
    Damit ist er verschwunden.
    Unten stottert der Trabant los, und die Maurerkelle auf dem Beifahrersitz fängt an zu rappeln. Dann ist endlich die gesamte Grütze in meinem Magen angekommen, einem gedemütigten Magen, und die Frau steht noch immer an

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