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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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des Baus.«
    »Er war im Kombinatskomitee«, sagte der Greifer. »Dort widersprach man den Radikalen zunächst – sie zeigten keinen Respekt für die Älteren, hieß es, und das sei auch keine Art, die Dinge anzugehen. Aber dann umgingen die Radikalen das Komitee, wandten sich direkt an den Statthalter und verlangten Reformen – und er gab nach. Einfach so. Ohne Streik, ohne Dienst nach Vorschrift, einfach so. Er sagte einfach Ja, ganz still und ruhig.«
    Stave machte hinten in seiner Kehle ein Geräusch. Es sollte Ungläubigkeit ausdrücken, klang aber wie ein Knurren.
    »Ich sehe, du weißt, wie es läuft«, sagte der Greifer. »Nicht ein Penny, den wir verdienen, ist ohne Schweiß und Kampf den Herren aus den Taschen gezogen worden. Es gibt kein öffentliches Bad in Shadowclock, das nicht mittels einer verbotenen Versammlung und einem halben Aufstand erstritten wurde. Aber die haben bloß gefragt, und schon gab der Statthalter ihnen alles, was sie verlangten.«
    »Das muss ziemlich für Unruhe gesorgt haben«, meinte Harry.
    »Danach war das alte Komitee erledigt«, sagte der Greifer. »Die Radikalen waren nicht mehr aufzuhalten. Sie übernahmen das Kombinat. Stolzierten durch die Stadt, als seien sie die großen Herren.«
    »Wie kommt es dann, dass ich kein Meer lächelnder Gesichter auf den Straßen sehe, wenn die Schicht zu Ende geht?«, fragte Harry.
    »Oh, das Geld kriegen wir immer noch«, sagte der Greifer. »Aber auch sonst noch jede Menge. Bergleute verschwanden. Zu Anfang nur ein paar, aber es traf viele der höheren Gildemitglieder. Tunnelbauer, Pfostensetzer, Konstrukteure. Die besten, die es in der Stadt gegeben hatte. Nachdem sie sich nicht mehr um alles kümmerten, wurde es in den Gasminen mächtig schnell gefährlich.« Der Greifer öffnete sein Hemd und zeigte ihnen einige Brandwunden, die sich durch sein ledriges Fell zogen. »Gas trat aus und entzündete sich – vier meiner Leute kamen um. Früher wäre ein solches Leck aufgespürt, versiegelt und ausgepumpt worden. Jetzt ist kaum noch ein Arbeiter unten in den Stollen, der das eine Ende einer Tunnelfräse vom anderen unterscheiden kann. Das neue Komitee hat das Ausbildungssystem abgeschafft – angeblich begünstigte es Ungleichheit und Kastenbildung –, und jetzt sind so viele Arbeiter aus der Stadt verschwunden, dass sie uns die reinsten Welpen in die Gruben werfen.«
    »Aber das muss doch die Produktionsleistung beeinträchtigt haben«, sagte Harry. »Das Haus der Hüter interessiert sich vielleicht nicht für die Tunneleinstürze, aber beim Zirkel, die Celgasversorgung ist ihnen doch verdammt wichtig.«
    »Ich habe gehört, dass der Statthalter die geringeren Fördermengen ausgleicht, indem er auf die Reserven zurückgreift«, sagte der Greifer. »Der Statthalter und das Kombinat arbeiten Hand in Hand. Wer den Mund aufmacht, bekommt entweder von den Schergen des Kombinats eins über den Schädel, oder aber die Rotröcke holen ihn nachts aus dem Bett, und dann wird er nie wieder gesehen.«
    »Wohin werden die Bergleute verschleppt, die auf diese Weise verschwinden?«, fragte Oliver.
    »Ich weiß verdammt gut, wohin die Leute gebracht werden, die Ärger machen«, sagte der Greifer. »Einmal bin ich in eine der Höhlen geraten, zu der das Kombinat den Zutritt verboten hatte – dort Hegen Tote, verfaulende Leichenberge hoch wie Häuser.«
    Oliver fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Da wurden Leute wie Essenreste von einem abgeräumten Tisch entsorgt, und ihre Leichen waren unter der Erde dem Verfall preisgegeben, ohne ein zirklistisches Begräbnis.
    Harrys Augen verengten sich. »Nur die, die Ärger machen?«
    Der Greifer nickte. »Die Arbeiter werden weggebracht. Meine Schwester arbeitet in einer Schreibstube oben auf dem Hügel, und nicht einmal sie weiß, wohin sie verschleppt werden. Offiziell heißt es, man hätte irgendwo eine neue Gasmine entdeckt, die aber ein Staatsgeheimnis sei. Das ist jedoch nichts weiter als Grubenmaultiermist. Jeder weiß, dass es nur unter Shadowclock Celgas gibt.«
    »Wenn es eine andere Celgas-Quelle gäbe«, überlegte Harry, »dann würde sie mit verdammter Sicherheit nicht mit Bergleuten aus Shadowclock ausgebeutet, alter Knabe. Was im Namen des Zirkels läuft da? Das macht doch alles keinen Sinn.«
    »Vielleicht gibt es eine weitere Celgas-Mine, Harry«, sagte Oliver. »Ist das nicht ein Geheimnis, für das es sich gelohnt hätte, Onkel Titus zu töten?«
    »Vielleicht«, sagte Harry. »Es sind schon

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