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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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ab, bis er wieder zwischen den Bäumen verschwand und sich aus anderer Richtung erneut auf sie stürzte.
    Molly, Nickleby und der Kommodore sandten Schüsse zu den abgelenkten Angreifern hinunter, und unten im Garten vollführten die Getroffenen Pirouetten und stürzten auf die Kieswege oder die schön gepflegten Blumenbeete. Kupferspur tauchte hinter Molly auf und bedeutete ihr, sie solle Platz machen, während er seinen Mu-Körpern Becher mit einer roten, sprudelnden Flüssigkeit reichte. Sie schleuderten die Chemikalien durch das zerstörte Zifferblatt der Turmuhr und ließen sie auf ein Grüppchen Meuchler hinabregnen, die gerade einen Rammbock vor der Tür von Tock House in Stellung brachten, dessen Kopf mit Sprengkapselsaft gefüllt war. Geleeartiges Feuer breitete sich über ihnen aus, und Flammen züngelten ins Gebüsch und zwischen die Bäume bis hinüber zur Remise.
    »Beim Zirkel, Aliquot«, rief Nickleby. »Vorsichtig mit meiner Pferdelosen!«
    Während Schlitzarm zwei Meuchler aufspießte, trat plötzlich eine Gestalt aus dem Gebüsch hinter dem Dampfmann und ließ eine Bola mit drei Kugeln über seinem Kopf kreisen. Im Gegensatz zu den anderen war er nicht in Schwarz gekleidet – er sah eher so aus, als hätte man ihn von einer Verabredung zum Dinner aus einem der kerzenerhellten Speisepaläste am Goldhair Park weggelockt. Das Licht von Kupferspurs chemischem Feuer schien kurz auf sein Gesicht. Molly zog hart die Luft ein. Er war es! Der alte Teufel aus dem Freudenhaus, der verdammte Kerl, der Schleichrad und Silber Einrohr getötet hatte. Graf Vauxtion. Er war wie ein Dämon aus einer billigen Springteufelballade. Jedes Mal, wenn sie glaubte, ihm entkommen und in die Anonymität geflüchtet zu sein, tauchte er wie das ruhige Auge eines tödlichen Sturms wieder auf.
    Die Bola des Grafen flog wie in Zeitlupe davon und wickelte sich um die Hinterbeine Schlitzarms. Der Dampfmann ließ die zwei toten Meuchler von seinen Speerarmen gleiten, und sein helmartiger Kopf wandte sich der neuen Bedrohung zu. Aus dem Wäldchen rannte einer von Kupferspurs anderen Mu-Körpern auf den Krieger zu, und fast hatte er Schlitzarm erreicht, als sich eine Explosion ereignete, die die winzige Drohne zurück auf den Kies schleuderte. Als der Rauch sich lichtete, sah Molly, dass die beiden Hinterbeine des Dampfmanns verdunstet waren. Schlitzarm versuchte, auf seinen beiden Vorderbeinen nach vorn zu krabbeln, doch die rachelüsternen Meuchelmörder stürzten sich auf ihn und öffneten seinen zerfetzten Panzer mit harpunenartigen Waffen.
    Hinter Molly krümmte sich Kupferspur auf seinen Raupenketten zusammen und stöhnte, als ihn der Schmerz seiner Kriegerdrohne überwältigte. Nickleby und der Kommodore feuerten, was ihre Flinten hergaben, aber es war zu spät. Der Dampfmann-Wächter von Tock House lag deaktiviert in einer Pfütze dunklen Öls, und sein Lebensfunke wich in die warme Sommernacht.
    »Sie ziehen sich zurück«, rief Molly. Das stimmte; unten im Garten zogen sich die Meuchler nun hinter die Bäume zurück.
    »Nein, Mädchen«, sagte Kommodore Black. »Die Teufel mit ihren schwarzen Herzen wissen, dass wir jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie formieren sich neu.«
    Ganz wie der Unterseekapitän vermutet hatte, kamen die Meuchler nur ein paar Minuten später wieder hervor, und sie hatten seltsame Gewehre dabei, die wie Besenstiele aussahen, an die man kleine Fässchen geschnallt hatte.
    Molly starrte diese Gerätschaften an. »Was sind das denn für Dinger?«
    »Runter mit dir, Molly.« Nickleby drückte Molly auf den Boden, als eines der Fässchen wie ein Feuerwerkskörper von seinem Stiel flog und durch das zerstörte Zifferblatt der Uhr schoss. Es war mit kleinen Löchern durchsetzt und rollte kreiselnd über den Boden, wobei es das Zimmer mit Rauch füllte.
    »Aliquot«, brüllte Nickleby, »bring das Mädchen hier raus!«
    »Mein Sichtglas ist defekt«, rief der Dampfmann zurück. »Suche meinen nächsten Mu-Körper!«
    Inzwischen krachten weitere Holzfässchen in den Raum und verströmten sich drehend ihr Gas. Black stieß hustend einen Fluch aus, aber Molly konnte ihn im dichten Rauch kaum noch sehen. Die Dämpfe rochen eklig süßlich und brannten wie Essig in den Augen – beim Einatmen war es, als versuchte man, Baumwolle zu inhalieren, und Husten würgte sie, als ihre Lunge sich bemühte, die Luft von der giftigen, zähen Wolke zu trennen.
    Sie kroch über den Flur, atmete Nägel ein und konnte weder

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