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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Entweihung alles metallischen Lebens«, schimpfte Dampfhieb. »Eine gotteslästerliche Beleidigung, die ihr verdammten Weichkörper zum Spott unserer Perfektion erdacht habt.«
    Von der Seite des Ritters grollte Lord Drahtbrand aus seinem Halfter: »Sie müssen zerstört werden.«
    »Sie mögen ja eine Schändlichkeit darstellen«, sagte Harry, »aber ich vermute, Shadowclock hat das Problem der fehlenden Arbeitskräfte gelöst.«
    »Nein«, sagte Oliver. »Könnt ihr es nicht fühlen? Diese Dinger haben Seelen, und in ihrem Metall ist Menschenfleisch gefangen. In einigen von ihnen auch das von Tieren. Die Gehirne und Herzen von Vögeln oder von Schweinen. Es ist eklig.«
    Harry starrte auf die Legion von Golems, deren harter Schritt das Fensterbrett erbeben ließ. In den Straßen standen die Familien der Bergarbeiter da und starrten diesem Anblick nach, während die Kinder hinter den primitiven Gestalten herliefen, als hätten die Festlichkeiten anlässlich der Krönung schon begonnen. »Eine Verbindung aus Tieren und Dampfmännern? Verdammt noch eins, ich würde nicht wollen, dass irgendein Mechomaniker meine Leber in so ein Ding steckt.«
    Lord Drahtbrand schäumte. »Und auch unser Volk will nicht, dass euer schwächliches Fleisch auf unseren Seelenplatinen verkocht. Das ist wirklich dunkle Hexenkunst.«
    »Bewahrer der Ewigen Flamme«, sagte Dampfhieb, »hast du je zuvor von derart üblen Vorkommnissen gehört?«
    »In uralter Zeit gab es solche Monstrositäten«, zischte die Waffe. »Sie waren als Fleischmetaller bekannt. Verbindungen aus Fleisch und Dampfmann krochen über die Eisdecken und lauerten einander auf, um Ersatzteile zu erbeuten, Blut zu trinken und Knochen zu verzehren. Aber sie führten sich selbst, nicht wie diese uniformen Gestalten, die so offensichtlich von der menschlichen Rasse hergestellt wurden.«
    Hinter ihnen setzte sich der Geistliche lachend hin und zündete sich eine Pfeife an.
    »Was ist denn so lustig, alter Mann?«, fragte Harry.
    »Harold, ich lache nur, damit ich nicht weine. Gerade, wenn man ein Alter erreicht hat, in dem man glaubt, jeden Schrecken und jeden Schmerz, den man einander zufügen kann, schon gesehen zu haben, kommt etwas Neues, das einem auch im hohen Alter noch einen Schock versetzt. Welch ein unheilvoller und dennoch schlauer Einfall. Meint ihr, diese Dinger brauchen Schlaf? Oder Ruhepausen? Nicht einmal Feuerstöße bei Gasaustritt behindern sie, und wenn es einen Grubeneinsturz gibt, kann man sie einfach unter dem Schutt liegen lassen, sie verrecken ja sowieso.«
    »Halt die Klappe, Alter«, rief Harry. »Sag dem Greifer Bescheid. Irgendwann in den nächsten Nächten wird eine Ladung Bergarbeiter aus der Stadt gebracht. Nämlich die Leute, die diese Wesen ersetzen sollen. Ich muss wissen, wann das passieren wird.«
    »Wer hat dir denn plötzlich so viel Feuer unter dem Hintern gemacht, Harold?«
    »Die letzte Runde steht an, Prediger. Wenn der Statthalter diese Wesen in den Minen einsetzt, dann ist es ihm egal geworden, ob das Haus der Hüter etwas von den Vorgängen in Shadowclock erfährt. Und was, meinst du, könnte der Grund dafür sein?«
    Der Prediger stand auf. »Dass es demnächst keine Rolle mehr spielen wird, ob man davon erfährt oder nicht.«
    Unter ihrem Fenster floss der Strom ungelenker Dampfmann-Mensch-Hybriden weiterhin an der Kirche vorbei.
    »Mir ist es nicht egal«, flüsterte Oliver.
    Im Monitorarium des Wolkenrats klackerte das Teleskop von Überwacherin 0-7, als es ein Grad weiter nach links schwenkte. Ein Skrayper war kurzzeitig ins Gesichtsfeld der Überwacherin geflogen und hatte ihr die Sicht versperrt. Unten in der Troposphäre wurde das riesige, ballonartige Geschöpf von einem Rudel Laschliten gejagt; ein Dutzend der Echsenmenschen segelte mit seinen Lederschwingen durch die dünne Atmosphäre. Sie versuchten an Höhe zu gewinnen und die klauenbesetzten Tentakel zu meiden, die unter dem Skrayper hingen. Im Augenblick schienen die Laschliten ziemlich oft auf Jagd zu sein. Überwacherin 0-7 hatte allein in der letzten Woche mindestens fünf solcher Aktionen beobachtet.
    Zugegebenermaßen hatte sie länger gearbeitet, als irgendjemandem aufgefallen war – ihre Monitorarium-Protokolle wurden zwischen den Schichten frisiert, damit es so aussah, als ob sie ihre Erholungspausen vorschriftsmäßig einhielt. Die meisten Überwacher kamen eine Woche oder zwei ohne Schlaf aus – sie hatte ihre ersten vier Tage abgeleistet, ohne auch nur

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