Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
den Schmutz auch nur geduldet, aber in Städten liegen die Dinge eben anders. Heutzutage leben nur noch wenige Menschen in ihnen, denn nur die sehr Reichen und die Handwerker können es sich erlauben. Das Haus unseres Gastgebers war angefüllt mit trocknender Keramik und nassem Ton, er war also offenbar Töpfer. Ich nahm einen der Teller auf und untersuchte ihn. Er war kein sehr geschickter Töpfer. Trotzdem knurrte er mich an und sagte mir, ich solle seine wertvolle Ware in Ruhe lassen. Nun, sie war wahrscheinlich wertvoll genug. Töpfer können sich gewöhnlich recht gut durchbringen.
    Die Frau des Töpfers hatte offenbar angefangen, Grütze zu machen, sobald ihr Mann eingewilligt hatte, uns über Nacht bleiben zu lassen. Jetzt setzte sie uns die Grütze vor. Sie war klumpig und schlecht gekocht, und weder Fleisch noch Eier waren darin. Schon nach dem ersten Löffel stellte ich die Schüssel wieder hin. Das war zuviel für meine schlechte Laune.
    »Da wir ja bezahlen, könntest du uns vielleicht ein bißchen Fleisch geben«, schlug ich der Töpfersfrau ruhig vor. Sie schaute mich so überrascht an, als ob eins ihrer Hühner sie angesprochen hätte, als sie feststellte, daß sie gemeint war. »Vielleicht auch ein Ei«, fügte ich hinzu.
    Gawain schaute ebenfalls überrascht von seiner Grütze auf. Offenbar war er gewillt gewesen, das klumpige Zeug ohne ein Wort hinunterzuwürgen. Aber ich war nicht in der Stimmung, mich durch irgendeinen um das heißersehnte Mahl betrügen zu lassen. »Bring uns Brot, mit Butter, versteht sich. Und auch Käse!«befahl ich und knallte meine Schüssel auf den Tisch. »Und wenn du Schinken hast, dann bring den auch. Und Ale. Heißes Ale. Mein Herr und ich, wir sind den ganzen Tag geritten, und wenn du meinst, wir geben uns am Ende dieses Tages mit lausiger Grütze zufrieden, dann irrst du dich aber gewaltig.«
    Die Frau warf einen nervösen Blick zu ihrem Mann hinüber. Eins ihrer Kinder kicherte. Gawain hustete hinter der Hand, schaute mich nicht an. Der Töpfer wurde rot im Gesicht. »Ich habe es gar nicht nötig, euch Gastfreundschaft anzubieten!« knurrte er. »Jeder Bastard von einem Krieger glaubt doch, er regiert die Erde. Na, ihr regiert sie nicht, und du, du bist ja noch nicht einmal ein Krieger, du  Domestik.   Ich lasse mir von Lakaien keine dummen Redensarten gefallen. Ich.«
    »Mein Herr ist aber ein Krieger, und mit einem Bastard hat er nichts zu tun«, sagte ich, und ich wollte dem Kerl gerade auch noch sagen, daß er Gawain ap Lot, den Neffen des Pendragon, den Sohn des Königs von den Ynyssedd Erch, vor sich hätte, und so weiter und so weiter, als mir auffiel, daß Gawain mich bestürzt anschaute. Mir fiel ein, daß er dem Töpfer gegenüber keinerlei Namen erwähnt hatte. Aber - ich hatte nicht vor, mein heißes Ale und meinen Schinken aufzugeben. »Mein Herr ist zufällig ein sehr guter Krieger, und ich hoffe, du wirst das nicht am eigenen Leibe erfahren«, beendete ich meinen Satz. Es kam mir so leicht vor, diesem Mann zu drohen.
    »Wir sind hier in einer Stadt! Wir haben hier eine Regierung!« sagte der Töpfer. Aber er sah unsicher aus.
    »Natürlich. Und du bist unser Gastgeber, selbst wenn du dafür bezahlt wirst«, erwiderte ich. »Und da du ein zivilisierter Mensch bist und ein Gastgeber, muß du uns auch zivilisiertes Essen bieten.«
    Die Frau rannte plötzlich weg und holte das Essen. Gutes weißes Brot, Butter, Käse und Schinken. Sie begann, das Ale heiß zu machen. Ihr Mann fluchte uns noch eine Zeitlang an, dann murmelte er noch, und dann schwieg er endlich. Gawain warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte - Ironie? Ärger? Belustigung? Aber das Essen war köstlich, die Mühe hatte sich gelohnt, und mir war es egal, wen ich beleidigt hatte.
    Als Gawain mit seinem Brot und Schinken fertig war, fragte er, ob der Töpfer und seine Familie schon lange in Caer Gloeu lebten. Ja, gab der Mann mürrisch zu, er lebte hier schon lange. Sei er denn schon seit acht Jahren hier? wollte Gawain wissen.
    »Ich habe mein ganzes Leben in Caer Gloeu verbracht«, sagte der
    Töpfer. »Was soll die Frage?«
    »Ich will nur folgendes wissen: Irgendwann im Spätherbst vor acht Jahren ist möglicherweise eine Frau diesen Weg geritten.
    Eine schmale, blonde Frau, wahrscheinlich auf einem braunen Pferd und vielleicht in einem blauen Kleid. Sie hatte zwei Dienstboten bei sich, einer davon war ein alter Mann, dem ein halbes Ohr fehlte.«
    Der Töpfer hörte aufmerksam

Weitere Kostenlose Bücher