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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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die Hügel folgen.«
    Wir durchritten den Aesce und ließen unsere Pferde wieder traben. Die Weidenbäume waren gelb und grün, und die Luft war fast warm. Fast. Ich dachte daran, wie man die bittere, salzige Ebene der See befährt und dann einen fruchtbaren Wald findet, in der vollen Schönheit des Frühlings. Wie man die ganze vernünftige Welt wie eine andere Welt sieht. Mich fröstelte. Eine Welt - so glänzend wie ein Traum, wirklicher als beim Wachen, in welche die Menschen vielleicht in einem nachdenklichen Augenblick hineinschlüpften. War Gawain dort gewesen? Ich hatte einige Lieder gehört, in denen das bestätigt wurde, und man sagte, daß sein Pferd und sein Schwert aus dem Königreich des Sommers stammten, der Insel der Äpfel, dem Land der Jugend oder wie man die Anderwelt sonst noch bezeichnete. Eine Welt, die irgendwo unter oder hinter unserer Welt lag und die unerwartet über uns hereinbrechen konnte, die aber
    immer für jene da war, die Augen für sie hatten.
    Ich zitterte wieder, aber diesmal vor Kälte, und ich fragte mich, ob es in der Anderwelt wohl wärmer war. Ich kuschelte meine kältewunden Finger in den Umhang und umklammerte den Leitzügel des Packpferdes fester.
    Der Aesce fließt durch eine große Schlucht in die Ebene, begrenzt von zackigen, hohen Klippen, die den Himmel zerreißen. Wir mußten absitzen und einen Teil des Weges neben den Pferden hergehen, denn der Fluß, der von den Frühlingswassern angeschwollen war, hatte einen Abschnitt des Pfades überflutet. Wir wurden alle bis zu den Knien von dem eiskalten Wasser durchweicht, und Rhuawn rutschte ab und war naß bis zur Taille. Am oberen Ende der Schlucht blieben wir stehen, um uns die Stiefel wieder anzuziehen und unsere Kleider auszuwringen, aber dann saßen wir wieder auf und ritten in schnellem Trab weiter. Bald erreichten wir unsere römische Straße. Wir waren etwa fünfzehn Meilen von Camlann entfernt.
    Unser Mittagessen nahmen wir im Sattel ein, und wir hatten jetzt schon im Norden den Ciw erreicht, der westlich von Baddon in den Afen einmündet. Jetzt begann der Himmel sich zu bewölken, und am Nachmittag kam der Regen. Ein wilder Märzwind schleuderte uns die Tropfen ins Gesicht. Uns machte es eigentlich nichts aus. Rhuawn erzählte eine außerordentlich lange und komplizierte Geschichte von einem Mann, der den Nordwind in einem Fischernetz gefangen hatte, und was ihm alles damit passierte. Wir lachten schallend darüber.
    Als wir den Afen überquerten, mußten wir die Pferde ein paar Schritte schwimmen lassen, denn der Fluß führte Frühlingshochwasser, und anschließend waren wir noch nasser als durch den Regenschauer. Wir trabten schnell, damit die Pferde warm blieben, und ihre Flanken dampften. Schon vor einiger Zeit waren wir von der römischen Straße abgekommen, und der Weg war gewunden und schlammig, aber trotzdem kamen wir gut voran und erreichten bald die Hauptstraße westlich von Baddon, nicht weit hinter dem Afen. Dieser Straße folgten wir direkt zu der Bucht, von wo man eine Fähre über den Mor Hafren zur Küste von Powys und nach Caer Gwent nehmen kann.
    Wir erreichten die Fähren am Abend und holten einen Fährmann von seinem Abendessen weg, damit er uns übersetzte. Die See war rauh, sie glänzte weiß in der Dunkelheit und roch stark nach Salz.
    Unsere Pferde standen mit gesenkten Köpfen da, zu müde, um nervös zu sein, außer Ceincaled. Als wir am westlichen Ufer in Powys an Land gingen, war ich ziemlich seekrank und stritt mich nicht mit Gawain, als der dem Fährmann als viel zu hohe Bezahlung einen goldenen Armreif gab. Dann hieß es wieder aufsitzen, und wir trieben unsere Pferde noch eine weitere Meile bis nach Caer Gwent. Aber dort waren Feuer, und es gab heiße Bäder und heißes Essen, warme Betten und einen warmen, höflichen Willkommensgruß.
    Am nächsten Morgen präsentierten wir Cynyr, dem Herrn von Caer Gwent, Artus’ Geschenk, und er bedankte sich sehr hübsch. Er bat uns, doch ein paar Tage zu bleiben. Gawain lehnte die Einladung für uns ab, und so versorgte man uns nur mit frischen Pferden -außer Gawain, der keins wollte und keins brauchte. Über die große römische Straße ritten wir nach Westen, nach Gwar Uisc. Mein neues Pferd neigte dazu, Unsinn zu machen. Von Llwyd hatte ich mich nur mit leisem Bedauern getrennt. Ich wußte, Cynyr würde ihn gut behandeln lassen, und irgendwelche Arbeiten, die er dem faulen Tier abringen konnte, durfte er auch gern mit Llwyd verrichten.

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