Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
ausgeladen worden, als ich es damals ausgeladen habe, und als die Karre leer war, überließ ich sie und die Ochsen Goronwy. Es waren schließlich die Ochsen seines Vaters, uns gehörten sie nicht. Ich rannte zurück zum Haus, und als ich feststellte, daß mein Vater und Gawain noch immer in der Scheune waren, rannte ich dorthin. Ich tat so, als ob ich nachsehen wolle, ob sie Hilfe brauchten.
    Unsere braune Stute war ausquartiert worden, und der weiße Hengst stand jetzt an ihrem Platz. Mein Vater hatte ein wenig Korn ausgeschüttet, und das Tier fraß, während sein Herr es abrieb. Er tat das langsam und steif, als ob er sehr, sehr müde wäre. Als ich herankam, hielt er inne und fragte mich ruhig, ob ich ihm ein bißchen heißes Wasser aus dem Haus holen könne.
    »Du brauchst das Tier nicht zu waschen«, bemerkte mein Vater.
    »Er ist verletzt. Ich muß die Wunde sauberhalten«, erwiderte Gawain. »Ruhig, Ceincaled, mein Herz.« Er sprach beruhigend mit dem Pferd, in einer Sprache, die ich für Irisch hielt. Die Männer von den Ynysoedd Erch waren ja vor einer Generation oder so aus Irland gekommen.
    Ich brachte das heiße Wasser aus dem Haus herbei, und er säuberte damit den Riß an der Brust des Pferdes. Er sprach noch immer irisch mit dem Tier. Ich fragte mich, ob es ihn wohl verstand. Es mochte schon sein, wenn es wirklich eins von den Pferden der Überirdischen war. Groß und stark und schnell genug sah es ja aus.
    »Der Riß ist ganz neu«, beobachtete mein Vater.
    »Wir haben erst gestern nachmittag gekämpft.« Herr Gawain war mit der Wunde des Tieres fertig und begann, die Hufe zu untersuchen und zu reinigen.
    Mein Vater trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Das Pferd hattest du noch nicht, als ich dich kennenlernte.«
    Der Krieger blickte auf, und plötzlich sah er weniger unheimlich aus. Er lächelte fast. »Das hatte ich ganz vergessen. Ja, ich habe ihn freigelassen, nachdem ich auf ihm den Sachsen entkommen war. Aber er war ein Narr und ist auf Camlann wieder zu mir zurückgekommen.«
    »Ein Narr?«
    »Nun, er ist ja kein Pferd von dieser Erde. Er ist ein Narr, hierzubleiben und sich um meinetwillen von Speeren durchbohren zu lassen.« Er hob einen der Hinterhufe des Hengstes auf und schaute das Eisen finster an. Selbst ich konnte sehen, daß das Metall abgenutzt war. Das Pferd hob den Kopf von der Krippe, warf einen Blick zurück und fraß dann weiter. Gawain seufzte, stellte den Huf hin und stand auf. »Er ist übermüdet.« Er tätschelte die Kruppe des Hengstes. »Vielleicht sollte ich heute nacht hier draußen bei ihm bleiben.«
    Mein Vater war beleidigt. »Das wirst du nicht. Habe ich nicht gerade erst meiner Frau gesagt, sie soll ein besonderes Essen kochen? Und alles nur, weil wir dich als Gast haben. Dem Pferd wird’s schon gutgehen. Ich glaube, Gawain, du bist viel müder als er.«
    Der Herr Gawain starrte ihn an.
    »Bei allen Heiligen im Himmel!« sagte mein Vater. »Bist du zu stolz geworden, um meine Gastfreundschaft anzunehmen?«
    Gawain warf ihm einen abwehrenden Blick zu. »Nein, Sion ap Rhys, wirklich nicht! Nur.« Er hielt abrupt inne und fuhr dann fort: »Nun, ich glaube, das Pferd ist wirklich sicher. Ich danke dir für deine Gastfreundschaft.« Er tätschelte das Tier noch einmal, sagte ihm etwas anderes auf irisch, nahm einige von den Satteltaschen auf. Zu dritt gingen wir den Hügel zum Haus hinauf.
    Meine Mutter hatte das Mahl fast fertig: Es gab frisches Brot mit süßer Butter; Äpfel, Käse und starkes dunkles Ale standen schon auf dem Tisch. Ein Topf voll Schinken und Gerstengrütze kochte über dem Feuer, und ich konnte die frischgebackenen Honigkuchen riechen. Alle im Haus umstanden den Herd. Meine Tante mit ihren drei Kindern - ihr Mann war vor ungefähr sechs Jahren gestorben -meine beiden Schwestern, mein Bruder, mein Großvater und meine Mutter. Die anderen Clansleute, die in den beiden anderen Häusern unseres Hofes wohnten, würden ohne Schinken und Gerste auskommen müssen, und sie würden am nächsten Morgen kommen, um den Gast zu sehen.
    Mein Vater stellte alle vor. Der Herr Gawain verbeugte sich höflich. Ein Schweigen entstand, und man trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, und dann fragte meine Mutter Gawain, ob er nicht seinen Mantel ablegen und sich vor dem Essen waschen wolle. Es sei noch Zeit, sagte sie, ehe die Suppe gar war. Gawain trat einen Schritt zurück und schüttelte steif den Kopf. Also brachte meine Schwester Morfudd ihm etwas

Weitere Kostenlose Bücher