Das Koenigreich des Sommers
Ale, und man machte ihm Platz am Feuer. Mein Vater packte ein Stück Brot, beschmierte es mit Butter, setzte sich und aß begeistert.
»Es ist am besten, wenn es noch warm ist«, sagte er zu Gawain. Der Krieger nickte und lehnte sich seitwärts gegen den Dachpfosten. Nach einer Weile löste er die Fibel, die seinen Mantel hielt, als ob es ihm warm würde. »Müder als das Pferd«, hatte mein Vater gesagt. Es stimmte. Der Mann sah aus, als ob er jeden Augenblick umfallen könnte. »Wir haben erst gestern nachmittag gekämpft« - es war kein gutes Wetter zum Kämpfen, und auch nicht zum Reisen, wenn es darum ging. Ich fragte mich, mit wem er wohl gekämpft hatte. Im Nordwesten gab es jede Menge Räuber. Selbst im Sommer nahm ich immer einen Speer mit, wenn ich eine Strecke die Straße hinauf mußte.
Die dicke Suppe war gut, und als mein Vater den Segen gesprochen hatte, bekreuzigten wir uns und langten zu. Die Suppe war köstlich, die Honigkuchen schmeckten genauso gut, wie sie rochen, und alle außer dem Gast aßen eifrig. Gawain aß sehr wenig und sehr langsam, obwohl er meiner Mutter sehr schöne Komplimente machte und höfliche Fragen über den Haushalt an sie stellte.
Als wir fertig waren und das Geschirr weggeräumt war, schaute meine Mutter Gawain an und schüttelte den Kopf. »Herr, gib mir doch einen Augenblick diesen Umhang«, bat sie. »Das ist ja ein gewaltiger Riß, den du darin hast. Ich will ihn für dich ausbessern.«
Als er den Kopf schüttelte und protestieren wollte, rümpfte sie die Nase und fügte hinzu: »Der Rest deiner Kleidung könnte auch ein bißchen Flickarbeit und eine gute Wäsche vertragen, Herr. Rhys, warum holst du nicht ein paar von deinen anderen Sachen, so daß ich
die des Herrn Gawain waschen kann?«
Ich war ein bißchen schockiert über die Direktheit meiner Mutter, aber der Herr Gawain sagte nur: »Es wäre keine Zeit, sie zu trocknen. Morgen früh muß ich weg.«
»Morgen früh? Na, wenn ich sie ans Feuer hänge, dann können sie am Vormittag trocken sein, und mit Sicherheit kannst du bis dahin bleiben. Aber du mußt länger bleiben, wirklich. Es geht dir nicht gut genug, um in solchem Wetter zu reisen.«
»Es geht mir gut genug. Ich muß früh weg. Zeig mir nur, wo ich schlafen kann.«
»Dann laß mich zumindest den Riß in deinem Umhang flicken. Komm, der Wind pfeift ja durch und kühlt dich aus, und das Schneewasser durchweicht dich. Ich brauche fast überhaupt keine Zeit, um ihn zu flicken.«
Als Gawain sich wieder höflich weigern wollte, packte meine Mutter voller Ärger den Mantel am Vorderteil, löste die Nadel und nahm ihn Gawain einfach ab. Der trat zurück, seine Hand fiel auf das goldene Heft seines Schwertes. Ich bemerkte, daß ein Kettenhemd unter der wollenen Übertunika glitzerte - und dann fiel mir auf, daß die Tunika zerschnitten war und über den Rippen aufriffelte. Die Kanten des Risses waren mit einem dunkleren Rot befleckt. Mein Vater bemerkte es auch.
»Aha«, sagte er überrascht. »Dein Hengst war nicht der einzige, der von einem Speer getroffen worden ist.«
Gawain ging schnell rückwärts zum Dachträger und zog sein Schwert halb aus der Scheide. Die Klinge glänzte mit unnatürlicher Helligkeit im flackernden Licht.
Mein Vater blieb stehen, wo er war. Langsam stieg ihm das Blut ins Gesicht, es wurde dunkel vor Zorn. Meine Mutter schaute ihn an, nicht Gawain. Der Mantel war noch immer in ihren Händen. Ich schaute mich nach einer Waffe um.
»Du hast die Hand auf deinem Schwert«, bemerkte mein Vater mit gleichmütiger Stimme. Ich kannte diese Stimme: Als ich noch ein Junge war, hatte mein Vater so geredet, bevor er mich verdrosch.
Gawain antwortete nicht, nur seine Augen bewegten sich schnell, überflogen den Raum, fixierten sich auf meinen Vater.
»Du kannst das Ding wegstecken«, sagte mein Vater. »Vor neun Jahren habe ich dich zwei Tage lang kennengelernt, aber ich glaube, daß du damals das Ding in Ynys Witrin geweiht hast. Du solltest nicht allzu bereitwillig mit einer geheiligten Waffe Blut vergießen.
Besonders, wenn es sich um das Blut deines Gastgebers handelt.«
Gawain wurde ein bißchen rot. Einen langen Augenblick starrte er meinen Vater an. Dann steckte er abrupt das Schwert in die Scheide. Seine Hand glitt vom Heft und hing locker an seiner Seite.
Mein Vater ging hastig zu ihm hinüber. »Laß mich deine Wunde mal sehen.«
Der Krieger schaute ihn einen Augenblick an, machte dann eine hilflose Geste und begann, die
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