Das Komplott der Senatoren (German Edition)
trat die Frau aus ihrer Wohnung. Sie prüfte nochmals den Inhalt ihrer Aktentasche, bevor sie die Tür hinter sich abschloss und den aufgeregten Kindern und ihren zwei Betreuerinnen zum Lift folgte. Nicht optimal, aber er war flexibel. Er drängte sich als Letzter in den Aufzug, lächelte freundlich und sagte:
»Schöner Tag für einen Ausflug.«
»Fast zu schön«, meinte die ältere Begleiterin. »Wir gehen ins Museum.«
»Zum Rex!«, rief ein kleiner Junge.
Die Frau, die heute sein Ziel war, schien sich ein wenig zu entspannen. Sie wandte sich schmunzelnd an den Knaben: »Den T-Rex meinst du? Der hat aber große Zähne. Hast du keine Angst?«
Das Nein kam schnell und im Chor.
»Der Rex ist doch schon lange tot«, ereiferte sich der Junge.
Der smarte Chauffeur war froh, als der Lift anhielt und sich die Tür öffnete. Er m o chte Kinder ganz gerne, aber nur in homöopathischen Dosen. Die Frau hatte es eilig. Sie rannte zum wartenden Taxi. Mit wenigen Schritten hatte er sie eingeholt. Er fasste an den Türgriff, in der anderen Hand hielt er seine bewährte Glock.
Marion hörte die schnellen Schritte, die ihr zum Taxi folgten. Ohne sich umzusehen, stieg sie ein und verriegelte die Tür. Sie war auf dem Weg zum Kapitol, und nichts und niemand sollte sie jetzt noch aufhalten. Befremdet stellte sie fest, wer ihr gefolgt war. Der junge Chauffeur wollte die Tür öffnen, und er hielt eine Waffe in der Hand.
»Los, fahren Sie!«, schrie sie entsetzt. Gleichzeitig verriegelte sie die Beifahrertür und duckte sich, als könnte sie sich dadurch verstecken. »Er hat eine Pistole!« Ihre Stimme überschlug sich beinahe, aber der Fahrer reagierte immer noch nicht. Dass sie rechtzeitig den Kopf ei n zog, rettete ihr wahrscheinlich das Leben. Links und rechts von ihr splitterten die Scheiben, als sich der Schuss mit einem unheimlich leisen ›Plop‹ löste.
Der Fahrer erwachte. Er stampfte aufs Pedal. Reifen kreischten, der Motor heulte auf und der Wagen schoss mit einem Satz mitten auf die Fahrbahn. Der zweite Schuss ging haarscharf am Fahrzeug vorbei.
»Madre mia!«, rief er fassungslos, während er das Steuer heftig herumriss, um einem Ko l legen auf der Gegenfahrbahn auszuweichen. »Er hat geschossen.«
»Was Sie nicht sagen.«
Trotz des Schocks nahm er den Fuß nicht vom Gas. Ihr Haus und der Täter gerieten schnell außer Sichtweite. Außer ihnen schien niemand die Schüsse bemerkt zu haben. Der Fahrer schrie in abgehacktem Spanglish auf das Mikrofon des Taxifunks ein. Sie verstand nur Cops und Killer.
»Wir müssen zur Polizei«, rief er nach hinten und jammerte sogleich weiter: »Ca b ron! Der hat mir das Taxi demoliert. Wer bezahlt mir jetzt den Schaden?«
Nur keine Zeit verlieren. Sie zog hastig einen Hunderter aus der Tasche und hielt ihn dem Fahrer unter die Nase.
»Der gehört Ihnen, wenn Sie mich ohne Polizei auf schnellstem Weg zum Capitol Hill bri n gen.«
Die hundert Dollar waren ein Vielfaches des regulären Preises. Sie bewirkten, dass die Welt des Fahrers mit einem Schlag ganz anders aussah. Wie erwartet konzentr i erte er sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe und vergaß die Cops sofort. Zur Sicherheit gab sie ihm noch ihre Visitenkarte mit der Bemerkung:
»Hören Sie, ich bin Anwältin. Wenn Sie Schwierigkeiten mit der Versicherung h a ben, rufen Sie mich an.« Sie hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, was der Schütze von ihr wollte, alles ging viel zu schnell. Zweifellos, der Anschlag galt ihr, aber sie wurde den Verdacht nicht los, dass er sie nicht einfach erschießen wollte. Das hätte er durch die Scheibe erledigen können, aber er wollte die Tür a u freißen. Sollte sie entführt werden? Auch das gehörte neuerdings zu ihrem Leben. Ein Versuch, sie an ihrer Aussage zu hindern? Was war mit Lee und Peter? Sie wählte mit fiebrigen Fingern Lees Nummer. Mailbox. Eine Minute später versuchte sie es n o chmals. Wieder meldete sich die Mailbox, und sie versuchte, das unerhörte Ereignis kurz zusammenzufassen, gab jedoch nach wenigen wirren Sätzen auf. »Ach, vergiss es!«, rief sie entnervt und legte auf. Gott, war ihm Ähnliches zugestoßen? Ha t ten sie ihn erwischt? Die kämpften bis zur letzten Sekunde, soviel war jetzt klar. Für den Rest der Fahrt saß sie wie auf Nadeln.
Der Mechaniker stieß die Wartungstür des Liftschachts auf und trat vorsichtig aufs Dach hinaus. Seit über einer
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