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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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ist.«
     
    »Unerhört! «, rief Goodall, und seine Kollegen aus dem Senatskomitee stimmten in den Chor der Entrüsteten ein, aber die Proteste gingen im aufbrausenden Sti m mengewirr und den Rufen des überraschten Publikums unter.
     
    »Ruhe!« Die Vorsitzende bemühte sich lange vergeblich, die Ordnung im Saal wiederherzustellen. »Ruhe, oder ich lasse räumen!« Marion bewunderte das dram a turgische Geschick dieser Frau und die perfekte Inszenierung des Showdowns, die sie mit ihrem eng befreund e ten Ex zelebrierte.
     
    »Das ist eine schwerwiegende Anschuldigung, Mr. Garrah«, gab Jane mit bebender Stimme zu bedenken, als sich die Leute wieder beruhigt hatten.
     
    »Ich weiß, verehrte Frau Vorsitzende, aber die Beweise gegen Senator Douglas aus Chicago sind erdrückend.«
     
    Die Bombe hatte eingeschlagen. Sie zertrümmerte die letzten Reste überheblichen Spotts auf den Gesichtszügen des Senatskomitees. Ihre Splitter schwirrten durch den ehrwürdigen Saal in der Form erregter Überraschungsschreie und Pfiffe. Reporter stoben hinaus, das Telefon am Ohr. Jim Goodall und sämtliche anwesenden Sen a toren nutzten den Tumult, um unauffällig zu verschwinden. Jane ließ sich nicht bei r ren. Diesmal wartete sie geduldig, bis wieder Ruhe einkehrte.
     
    Die Zeit war beinahe um. Noch einmal nahm sie die Fernsehkameras ins Visier und setzte zur Schlussbemerkung an: »Was wir heute Morgen hier gehört haben, ist so unfassbar, beispie l los und empörend, dass mir die Worte fehlen, es zu beschreiben. Es ist die schreckliche Geschichte eines Komplotts von Leuten, die in maßloser Selbstüberschätzung und aus niederer Profitgier die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zerstört haben. Abgehoben, schwerelos, skrupe l los, ohne jeden Zweifel an ihrem Tun haben diese Verbrecher eine Klimakatastrophe heraufbeschworen, die vielleicht nicht mehr aufz u halten ist. Mit mangelhaften Kenntnissen und zweifelhaften Technologien wollen diese selbsternannten Erlöser die Klimaerwärmung stoppen, sie glauben ein Problem gelöst zu haben, ohne sich darum zu kümmern, dass zehn neue entstanden sind. Sollte es schon zu spät sein, was Gott verhindern möge, so lassen Sie mich doch festhalten, was ich persönlich aus dieser Geschichte gelernt habe. Experimente, die das Klima unseres kostbaren Planeten be e influssen, dürfen niemals von einzelnen Gruppen, Industrien oder auch Staaten durchgeführt werden. Selbst wenn wir alle notwendigen wissenschaftlichen Er k enntnisse hätten, müsste ein solcher Eingriff global in einem demokratischen Prozess beschlossen werden. Sie wissen jedoch genauso gut wie ich, dass dies unter den heutigen politischen Verhältnissen nicht möglich ist. Geo-Engineering gehört daher bis auf weiteres verboten. Meine Damen und He r ren, dies war erst der Anfang der Geschichte. Sie wird uns noch sehr lange beschäftigen. Ich danke Ihnen.«
     
    Der ehrenwerte Senator Neill Douglas war an diesem Tag keineswegs verhindert. Er hatte sich im letzten Moment entschlossen, dem Hearing fernzubleiben und seinen Privatsekretär in die Arena zu schicken. Er folgte der Debatte in seinem Büro ve r schanzt am Bildschirm. Spätestens seit der Nachricht vom Tod Alicias wusste er, dass ENACT gestorben war. De n noch hoffte und betete er bis zuletzt, selbst irgendwie vom Skandal verschont zu bleiben. Erst als sein Name fiel, geriet er in Panik. Er ve r ließ das Büro überstürzt, ohne ein Wort an die Vorzimmerdamen zu richten, rief seinen Chauffeur, während er die Treppe zum Hinterau s gang hinunter stürmte. Schwer atmend ließ er sich ins Polster der Limousine fallen, beruhigte sich erst, als der Fahrer die Tür schloss.
     
    »Was ist mit Fred?«, fragte er verblüfft, als er bemerkte, dass nicht sein gewohnter Chauffeur am Steuer saß.
     
    Der junge Mann drehte den Kopf, lächelte freundlich und antwortete: »Fred ist leider verhi n dert, Senator. Er lässt sich entschuldigen.«
     
    »Wie auch immer. Fahren Sie los, zu meiner Wohnung.«
     
    Der Wagen des Senators setzte sich in Bewegung. Seine letzte Fahrt. Das war für den jungen Mann am Steuer so sicher wie das Amen in der Kirche des frommen Pastors McPhee.
     
    Keine dreißig Minuten später atmete Maurice Leblanc in seiner Festung im Süden Chicagos hörbar auf. Senator Douglas hatte sich soeben das Leben genommen. So jedenfalls würden es die Medien berichten. Zufrieden lächelnd holte er die letzte der sündhaft teuren Cohibas aus dem

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