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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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dazwischen, während er den Kurs korrigierte, um möglichst schnell in die nächste Stadt, nach Tambacounda zu kommen. Marion wollte ihm etwas mi t teilen, doch sie verschluckte sich, hustete, keuchte, dass er fürchtete, sie würde ihm nächstens in den Kragen kotzen. Er versuchte sie schnell zu beruhigen: »Wir sind O. K. Wir haben es überstanden. Alles wird gut, Schatz.«
     
    »Alles wird gut, Schatz«, äffte sie wütend nach. »Nichts ist gut. Du hast ein Blutbad angerichtet da unten, das nennst du gut?«
     
    »Blutbad? Wovon sprichst du?«
     
    Petit fand zum Englisch zurück: »Die Hexe hat’s nicht überlebt. Ihr Kopf war den Rotorblä t tern im Weg.«
     
    »Und ein paar ihrer Gorillas hat’s auch erwischt«, doppelte sie nach.
     
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte nichts davon bemerkt. Ko n sterniert brauste er auf: »Was erzählt ihr da? Das kann nicht sein.«
     
    »Bringen Sie uns erst einmal heil in die Zivilisation zurück, dann reden wir darüber«, besc h wichtigte Petit, dem der unsichere Flug offensichtlich ebenso wenig geheuer war wie ihm selbst. Er erschrak, als ihn Marions Arme plötzlich von hinten umschlangen und ihre Stimme ganz nah an seinem Ohr flüsterte:
     
    »Du bist übergeschnappt, weißt du das? Aber du hast uns das Leben gerettet. Ich liebe dich, nur solltest du in Zukunft das Fliegen anderen überlassen.«
     
    Er schmunzelte und drehte leicht ab, sodass die Nase des Hubschraubers genau auf die Lic h ter der Stadt zeigte. Ihm graute vor der Landung.
     
    Washington DC
     
    Marion stand ratlos vor dem Kleiderschrank in ihrer Garderobe. Das Durcheinander passte zu den wirren Gedanken, die ihr durch den Kopf schwirrten. Normale Geschäftkleidung, hatte Peter ihr für den großen Tag empfohlen. Der konnte gut reden. Seit sie Lee kennengelernt hatte, war gar nichts mehr normal in ihrem Leben. In diesen paar Monaten war sie dem Tod schon so oft von der Schippe gesprungen, sie hatte aufgehört zu zählen. Nun, nach dem schrecklichen Ende der Drahtzieherin, konnte sie sich wenigstens wieder in den sicheren Kokon, in die Nestwärme ihrer eigenen Wohnung zurückziehen, aber sie liebte das neue, unstete Leben. Die Zeit, als die linkischen Annäherungsversuche des guten Dennis die größte Gefahr darstellten, lag soweit zurück, dass sie sich nur noch dunkel daran erinnerte. Sie wollte sich auch nicht daran erinnern, wenn sie ehrlich war. Das Leben unter dem Damo k lesschwert gefiel ihr entschieden besser. Ihr Puls erhöhte sich jedes Mal, wenn sie an die irren Minuten im Hubschrauber dachte. Es war ein Rausch der Sinne, der ihr noch immer die Röte ins Gesicht trieb. Todesangst, dann das beispiellose Glücksgefühl, die he m mungslose Lust im nächsten Augenblick. Sie hätte ihren Helden auf der Stelle noch in der Luft vernascht, wäre nicht die unmögliche Geometrie der Kabine gewesen. Die schamlosesten Gedanken jagten ihr damals durch den Kopf, und sie erinnerte sich an jeden einzelnen.
     
    Schmunzelnd und mit heißen Ohren legte sie sich zwei Kleider zurecht und ve r suchte, sich zu entscheiden. Es war der Tag des mit größter Spannung erwarteten, auf allen landesweiten Nachrichtenkanälen diskutierten Kongresshearings. Als Kro n zeugin würde sie mit Lee zusammen vor dem gemeinsamen Ausschuss von Senat und Repräsentantenhaus sitzen, da konnte nicht nur jeder Gesichtsausdruck, sondern auch jede Kleiderfalte entscheidend sein. Der Hosenanzug, in dem sie so beängstigend kompetent wirkte, solange sie nicht lachte, lag neben der Kombination aus schlichtem Jupe und Bluse, mit der sie schon Lee erfolgreich verunsichert hatte. Normale Geschäftskleidung! Was zum Teufel war das? Sie war nahe d a ran, eine Münze zu werfen, als ihr Jane Waters Auftritt im schmucken Trägerkleid einfiel. Der Jupe, eindeutig.
     
    Der junge Mann fiel niemandem im Haus sonderlich auf. Obwohl ein Fremder, war er in seiner Chauffeursuniform so gut wie unsichtbar. Zudem wunderte sich niemand darüber, warum er an diesem heißen Tag Handschuhe trug. Er ging den Flur entlang zur letzten Tür, wie man ihm beschrieben hatte. Der Name stimmte: Marion Legrand. Sie hatte die Wohnung noch nicht verlassen, das erleichterte die Arbeit erheblich. Seine Hand war an der Klingel, da flog die Tür gegenüber mit einem Knall auf, und ein Rudel kleiner Kinder stürmte kreischend und lachend aus der Wohnung. Er zögert nur kurz, aber doch einen Augenblick zu lange, hatte die Klingel noch nicht berührt, da

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