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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte ich.
    Er griff zum Telefon. »Keine
Anrufe für mich«, teilte er der Vermittlung mit. »Ich bin nicht da — das gilt
für jeden! Wenn jemand wissen will, wohin ich gegangen bin, dann sagen Sie, die
Polizei hätte mich abgeholt.« Er knallte den Hörer hin und sah mich
erwartungsvoll an. »Sprechen Sie, Leutnant. Ich bin ganz Ohr.« Und das tat ich denn auch.
     
    Es war nachmittags gegen drei,
als ich die Firma David Montello & Co. aufsuchte. Das blonde Mädchen
am Empfang lächelte mich ein bißchen zweifelnd an, als sie mich erblickte. »Was
kann ich für Sie tun, Leutnant?« fragte sie höflich.
    »Du kannst eine ganze Menge für
mich tun, Candy«, sagte ich nachdrücklich. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Ein gehetzter Ausdruck trat in
ihre Augen. »Du hast doch nicht etwa einen kranken Freund, Al?«
    »Nichts dergleichen«, beruhigte
ich sie. »Es dauert nur ein paar Stunden heute abend. Es ist wirklich wichtig.
Bitte, laß mich jetzt nicht im Stich, Candy!«
    »Es scheint, daß ich wohl kaum
anders kann.« Sie seufzte und zuckte die Schultern.

DREIZEHNTES KAPITEL
     
    W ir warteten vor ihrer Wohnung
auf ihr Nachhausekommen. Ich blickte zum zehntenmal in ebensovielen Minuten auf
die Uhr. Fünf nach sechs. Bis jetzt verlief noch alles nach Plan, aber eine
Verzögerung von dreißig Minuten konnte alles mit einem häßlichen,
explosionsartigen Laut umwerfen.
    Dann hörte ich die Tür zum Lift
aufgehen und das rhythmische Klappern hoher Absätze, die den Gang entlangkamen.
Eve Farnham bog um die Ecke. Sie hatte den Kopf über ihre Handtasche gebeugt,
als sie nach ihren Schlüsseln suchte. Sie fand sie, hob den Kopf und sah uns
beide neben der Tür stehen. »Schon wieder, Leutnant?« fragte sie mit leiser
Stimme.
    »Darf ich Ihnen Mr. Moss
vorstellen, Mrs. Farnham?« sagte ich. »Mr. Lee Moss kommt von der United
Insurance Company.«
    »Mr. Moss?« sagte sie höflich,
wobei sie mich jedoch nicht aus den Augen ließ.
    »Das ist mir aber ein
Vergnügen, Mrs. Farnham«, sagte Moss mit einer Höflichkeit, deren ich ihn nicht
für fähig gehalten hätte. »Ich glaube, wir sind uns schon einmal flüchtig
begegnet. Am Tage nach dem unglücklichen Unfall Ihres Gatten.«
    »Natürlich. Jetzt erinnere ich
mich wieder.«
    »Ich wollte mit Ihnen über die
Versicherungsangelegenheit sprechen«, sagte Moss. »Einige geringfügige
Einzelheiten bedürfen noch der Klärung, das ist alles.«
    »Ich habe angefangen, mich zu
fragen, ob die Summe überhaupt noch ausbezahlt werden würde«, sagte sie und
steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch.
    »Papierkrieg«, sagte Moss
leichthin. »Sie wissen doch, wie das bei einem großen Unternehmen ist, Mrs.
Farnham. Je größer die Firma, um so langsamer die Abwicklung.«
    »Demnach müßte United so
ziemlich die größte Firma sein!« sagte sie.
    »Da haben Sie wohl recht, Mrs.
Farnham«, sagte Moss. »Wir sind beinahe die größte.«
    Die Tür ging auf, und sie ging
langsam in ihre Wohnung. »Dürfen wir hineinkommen?« fragte Moss.
    »Natürlich«, antwortete sie.
    Moss folgte ihr in die Wohnung,
und ich ging hinter ihm hinein. Beim Schließen der Tür drückte ich die Klinke
nach unten und ließ sie dann langsam wieder los. Dabei öffnete sich die Tür um
zwei, drei Zentimeter, und das Schloß schnappte so, als hätte ich die Tür
wirklich zugemacht. Ich glaubte nicht, daß sie es bemerkt hatte.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
fragte Mrs. Farnham, als wir im Wohnzimmer standen. »Ich bin gleich wieder da;
meine Haare sehen ja furchtbar aus.« Sie ging ins Schlafzimmer und schloß die
Tür hinter sich.
    Ich zündete eine Zigarette an.
Moss zog eine Zigarre aus seiner Brusttasche, sah sie begehrlich an, überlegte
es sich dann doch und steckte sie wieder zurück. Fünf Minuten schleppten sich
dahin, und ich verfolgte jede einzelne auf der Uhr. Dann kam sie wieder.
    Sie hatte sich umgezogen und
trug jetzt einen schwarzen Pullover und ein paar schwarz-silberne Hosen, deren
Beine sich zu ihren Fesseln hinab verjüngten. Über dem Pullover trug sie ein
Bolero vom gleichen schwarzsilbernen Stoff wie die Hose. Ein toller Apparat.
    »Ich hoffe, Sie haben sich
nicht gelangweilt, während ich mir etwas Bequemeres angezogen habe«, sagte sie.
»Nach einem Tag im Büro habe ich das Bedürfnis, es mir bequem zu machen, sobald
ich nach Hause komme. Geht es Ihnen nicht ebenso?«
    »O doch«, sagte Moss
mitfühlend. Er öffnete seine Aktenmappe und holte einen ehrfurchtgebietenden
Stoß Papiere

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