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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Seine Baumwollhosen sahen nicht mehr so
elegant aus, und sein Sporthemd machte alles andere als einen sportlichen Eindruck.
Mit den Schultern lehnte er an der Couch, sein Kinn lag auf der Brust. Er
wackelte mit dem Kopf und hob das Kinn, als er uns hörte, aber er vermochte
nicht etwas zu sehen. Er gab den Versuch auf, und das Kinn sackte wieder auf
die Brust. Ein leeres Glas war etwa einen Meter von ihm weggerollt und leistete
einer leeren Scotch-Flasche Gesellschaft. Zwei Eiswürfel zergingen auf dem
Teppich. Eine halbleere Flasche Ginger Ale war der einzige aufrecht stehende
Gegenstand.
    »Hm«, sagte ich aus tiefstem
Herzen.
    Candy kicherte. »Hm ist genau
die richtige Bezeichnung«, sagte sie. »Was für ein Saustall! Es wird mehr als
eines >Aufrecht<-Mieders bedürfen, um ihn wieder in Form zu bringen!«
    »Ich dachte an das Ginger Ale«,
sagte ich. »Es tut mir in der Seele weh, Scotch auf diese Weise mißbraucht zu
sehen! Ein trinkfester Mann sollte das wissen.«
    »Er? Er ist nicht trinkfest,
Al. Er hält sich das Zeug bloß für Gäste, er selber trinkt kaum einen Schluck.
Ich vermute, das ist es ja gerade. Es hat ihn schwer erwischt. Sie hätten ihn
vorhin erleben sollen. Ich habe mich nicht getraut, ihn allein zu lassen — er
tobte im Haus herum, bekam Weinkrämpfe und drohte, sich die Kehle
durchzuschneiden — «
    »Wozu das Theater? Was bedrückt
ihn?«
    Sie lachte: »Geschäftliche
Sorgen.«
    »Geschäftliche Sorgen?«
    »Ja, er sagte, niemand verdiene
zu leben, der sich in irgendeiner Weise damit beschäftige, die Schönheit der
weiblichen Gestalt in Mieder zu zwängen.«
    »Na, was müssen Sie da für ihn
für ein aufmunternder Anblick gewesen sein«, sagte ich.
    Sie ging quer durch das Zimmer
und bückte sich, um ihn anzusehen. Der sich mir bietende Anblick war weitaus
hübscher als das, was sie sah. »Wenn man bedenkt, welche Folgen dieser Schlag
hatte, den er Ihnen verpassen wollte —«, sagte sie.
    »Schlag — Hallo. Moment mal.
Das war doch gestern nacht. Was hat denn das mit...«
    »Nur zu Ihrer Information,
Süßer, er unternahm die Sauftour aus rein therapeutischen Gründen.«
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »Therapeutisch. Gegen die
Kopfschmerzen, die Sie verursachten, als er sich den Schädel an der Bettkante
anschlug. Als er gestern nacht zu sich kam, hielt er es für angebracht, sich
einen oder zwei gegen seine Kopfschmerzen zu genehmigen. Und der Erfolg war so
groß, daß er sich seither unaufhörlich mal hier mal da ’nen Kleinen hinter die
Binde gießt.«
    »Ich glaube es ist besser, wenn
Sie den übrigen Fusel, den er noch im Haus hat, verstecken, Candy, sonst fangen
die Kopfschmerzen morgen von vorne an.« Ich überlegte. »Kurz, was das betrifft,
so könnte es tagelang weitergehen. Wenn ich es bedenke, eigentlich gar keine
schlechte Lösung, um ein, zwei Wochen totzuschlagen.« Ich hob die Flasche auf
und bewunderte das Etikett. Vorzüglich bis zum letzten Tropfen, der alles war,
was für mich noch übrig geblieben war. Ich stellte die Flasche vorsichtig auf
den Tisch neben der Couch und sagte: »Bringen wir ihn raus.«
    Ich packte ihn unter den Armen
und schleifte ihn über den Teppich in sein Schlafzimmer, wobei ich mich fragte,
wann man wohl schwerer ist, als Leiche oder wenn man stockblau ist. Dann sagte
ich Candy, sie sollte die Füße hochheben, hauptsächlich deshalb, weil es hübsch
war, ihren Bewegungen zuzusehen. Schließlich schafften wir es, Cornish auf sein
Bett zu rollen. Ich zog die Bettdecke bis über seinen feschen Schnurrbart.
    »Mir ist gerade eine
hervorragende Verwendung für den Rest seines Alkohols eingefallen«, sagte ich
begeistert, als ich Candy ins Wohnzimmer folgte.
    »Ich glaube, ich kriege
Kopfweh! Schnell, zum Medizinschrank«, sagte sie und lief zur Bar. Sie ergriff
eine volle Flasche und goß zwei Gläser voll.
    »Vielen Dank, Schwester«, sagte
ich, als sie mir eines davon gab. »Und mir gefallen die Uniformen, die ihr
heutzutage anhabt. Ein enormer Fortschritt seit den Tagen Florence
Nightingale.«
    Candy schloß einen Moment die
Augen. »Al«, sagte sie schließlich, »ich bin einer angeregten Unterhaltung
nicht mehr gewachsen. Ich möchte jetzt nur noch zweierlei, trinken und
schlafen.«
    »Dafür bin ich sehr«, sagte
ich.
    Sie öffnete die Augen aufs neue
und lächelte schwach. »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte sie leise. »Warum
knipst du nicht das Licht aus und machst es dir bequem? Ich gehe hinüber zur
Couch.«
    Ich trank mein

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