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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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dieser von einem Schreiben auf, das er vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
    »Sollst schnell zum Besenbinder kommen, Bürgermeister, ich mein, der will seinen Letzten Willen machen. Es steht ganz schlecht um ihn.«
    Der Bauer zuckte zusammen und fuhr auf. »Sofort komm ich!«
    Während er hastig in seine Joppe schlüpfte, fragte die Agatha:
    »Soll ich noch jemanden Bescheid sagen – ich mein wegen einer Zeugenschaft?«
    »Nein, nein, geh nur du mit, das genügt.«
    Ein Schauer lief über den Rücken des Bürgermeisters, als er in die düstere Stube trat. Feuchtfleckig waren die Wände und kühl die Luft wie in einem Keller. Der Hetscher saß auf seinem Stroh, an die Wand gelehnt, und sein weißes Gesicht war starr wie das eines Toten. In der Stube war ein Halbdämmern wie im Totenhäusel hinter der Dorfkirche, in das die Dörfler ihre Verstorbenen legten, ehvor sie sie der Erde übergaben.
    »Hast mich holen lassen, Hetscher? Was soll ich für dich tun?« fragte der Schwaiger mit stockender Stimme.
    »Hab ein Testament zu machen, Bürgermeister, und das möcht ich dir ansagen.« Seine Stimme klang heiser und rauh, als käme sie aus einer tiefen Grube. Mißtrauisch sagte der Schwaiger: »Wenn es sich nur um einen Letzten Willen handelt, dann kann ich das aufnehmen, und die Agatha bleibt als Zeuge da. Sonstige Sachen aber gehen mich nichts an.«
    Lachte der Sterbende höhnisch?
    Oder war es eine Atemnot, die ihm das Gesicht verzerrte?
    »Bin ich jemandem etwas schuldig – vielleicht der Gemeinde?« schnaufte er.
    »Nicht daß ich wüßt«, antwortete der Bürgermeister geschäftsmäßig.
    »Dann gehört das Häusel noch mein und das Wiesel dazu?«
    »Ist immer noch dein Sach.«
    »Was ich will, ist gleich gesagt – schreib: Alles – was noch mir gehört, soll nach meinem Sterben – der Agatha gehören.«
    Er ließ sich von seiner sitzenden Stellung wieder auf das Stroh zurückgleiten und lag nun ruhig mit geschlossenen Augen.
    Die Agatha war bleich geworden und wandte zitternd ein: »Ich will es net – hörst, Hetscher – ich net! Verschreib es der Gemeinde oder der Pfarre – wie käm ich dazu!«
    Ein zufriedenes Lächeln verschönte das wildbärtige Gesicht des Greises.
    »Ein einziger Mensch hat mir im Leben eine große Freud gemacht – du, Agerl – und wenn ich eine Million hätte – alles gehörte dir.«
    Im Zwielicht der kalten Stube schrieb der Schwaiger den Letzten Willen des Besenbinders nieder, las, leer und leiernd, was er geschrieben hatte, und führte dann dem Kranken die Hand zur Unterschrift. Sie war eisig und hart, und ein Schauer schüttelte den Schwaiger. Dann, nachdem auch die Agatha unterschrieben hatte, überlegte er. »Kannst jetzt gehen, hab mit dem Hetscher noch etwas zu reden«, flüsterte er der Agatha zu.
    »Soll ich net den Pfarrer holen?« fragte sie leise zurück.
    »Ich sag dir noch Bescheid.«
    Der Sterbende bemerkte nicht, daß die Agatha die Stube verließ. Sinnend saß der Bauer auf dem Stuhl vor dem Lager des Hetschers und sah auf den Alten nieder, dessen Züge mehr und mehr verfielen.
    »Jetzt möcht ich den Pfarrer – könnt ihn die Agerl holen?« hauchte er.
    »Der kommt schon«, brummte der Schwaiger, »Sünd hast du ja keine und hast ja gebeichtet in der letzten Zeit.«
    Mühsam öffnete der Hetscher die Augen und schien zu bemerken, daß er mit dem Bauern allein war.
    »Den Pfarrer – will ich!« keuchte er winselnd.
    Der Schwaiger beugte sich zu ihm nieder. »Was willst ihm denn noch sagen?«
    »Ich muß den Pfarrer haben!« ächzte der Alte und wollte sich aufrichten. Der Schwaiger drückte ihn zurück.
    »Bleib liegen!«
    Im Gesicht des Bauern spannten sich alle Muskeln und neben dem Kranken niederkniend, zischte er ihm ins Ohr:
    »Hetscher, jetzt kannst du es mir ja sagen: was hast du gesehen – damals beim Stein im Acker?«
    »Schwaiger – ich muß sterben – laß mir den Pfarrer.«
    »Sag, was hast du gesehen!«
    Mit letzter Kraft schnellte der Besenbinder auf und rutschte von der Strohschütte, als wollte er aus der Stube. Mit den Armen arbeitete er sich vorwärts, die gelähmten Füße nachziehend. Mit Gewalt packte der Bauer ihn und schleppte ihn auf das Lager zurück. Da setzte sich der Greis zur Wehr. Seine Hand klammerte sich um das Ge lenk des Bauern, und der zahnlose Mund wollte sich in der Hand des Schwaiger verbeißen. Gurgelnde Laute stieß er hervor.
    »Sag, was hast du gesehen! Hast du dem Pfarrer etwas gesagt?« knirschte der Schwaiger.
    Da

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