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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Erinnerungen, in diesem Haus mit seinen reichlichen Vorräten, dem neuen Mobiliar aus der Stadt ...
    Für das Kind. Natürlich für das Kind. Die Meds sorgten sich um seine Gesundheit. Sie wollten für Hygiene sorgen.
    Und hatten dabei Verwüstungen angerichtet ...
    Er stand dort lange, sehr lange, und es schmerzte ihn, was er sah. Das Kind wand sich und fing an zu weinen. Und trotz seines Zorns ging er sehr behutsam mit ihm um, so behutsam, wie er nur je mit ihm umgegangen war. Er suchte in den Schränken nach neuen Kleidern, fand die bereitstehende Wiege ...
    Das Kind machte sich wieder schmutzig. Duun kannte dieses Weinen schon, kannte den Gestank, der ihn nun schon längere Zeit umgab und der jetzt stärker war als der Lack und der Geruch von trockenem Staub, den der Sand erzeugte.
    Er legte das Kind in den Sand, zog sich den Umhang aus und legte seine Waffen auf die Erhebung neben dem Kamin. Er hörte dem Geschrei des Kindes zu. Es war größer geworden. Die Stimme war lauter und heiserer als zuvor, und das Gesicht war vor Wut verzerrt.
    Duun holte Tücher, machte sie naß, kniete sich neben das Kind und säuberte es mit eiserner Geduld von seinem Kot; dann machte er die Rezeptur warm und fütterte es, bis es einschlief. Danach ging er ziellos durch das Haus, roch den Gestank, den das Kind an ihm hinterlassen hatte, und den Gestank des neuen Putzes, des neuen Lacks, der neuen Möbel.
    Früher war er barfuß durch die Korridore gelaufen, hatte gelacht, mit einem Dutzend Geschwister und Cousins Streiche gespielt, sich im Bodensand gewälzt, bis aufgebrachte Ältere sie hinaus auf den gut im Schatten alter Bäume liegenden Hof trieben.
    Die Bäume waren nicht mehr. Der neue Flügel erhob sich dort, wo der älteste Baum gestanden hatte. Soviel zur Heimkehr.
     
    Er machte ein Feuer. Dies wenigstens war unberührt geblieben: die alten Mauern des Kamins, neben denen er als Kind gesessen hatte. Von einem hochragenden Haufen bei den Felsen holte er Stücke eingerissener Nebengebäude und die Überreste der Zäune und machte damit das Feuer, verbrannte damit andere Erinnerungen an sein Heim.
    Dann nahm er das Kind mit nach draußen, gut eingewickelt gegen die Kälte; er trug es auch durch das Haus und in die Küche und brachte es schließlich zum Feuer, setzte sich vor den Kaminsteinen in den sauberen tiefen Sand und hielt das Kind auf dem Schoß.
    Er hatte sich daran gewöhnt. Das flache, runde Gesicht beunruhigte ihn nicht mehr. Der Geruch des Kindes war auch sein eigener, zusammengesetzt aus dem Schweiß von ihnen beiden. Dämonenaugen blickten zu ihm herauf. Das kleine Gesicht schnitt Grimassen, die für sie beide bedeutungslos waren, beleuchtet vom flackernden Feuerschein, von den tanzenden Flammen.
    Duun umfaßte den Schädel des Kindes mit den Händen, der gesunden und der verstümmelten, und er war dabei so behutsam, als wäre der Schädel eine Eier-, und keine Knochenschale. Er lächelte und zog dabei die Lippen von den Zähnen zurück, und er blickte in Augen, die ihn vielleicht sahen, vielleicht aber auch nicht.
    »Wei-na-ya«, sang er dem Kind vor, »wei-na-mei.« Seine heisere Männerstimme eignete sich nicht für Wiegenlieder. Kleiner Vogel, kleiner Fisch. Das Lied war schon früher in diesem Haus erklungen. »Hei sä si-lan-nei...« Geh nicht. Der Wind ist kalt, das Wasser dunkel, aber hier ist es warm. »Wei-na-ya, wei-na-mei.«
    Und er sang das »Sha-khe'a«. Leise, wie das Wiegenlied, sang er auch dieses Hatani-Lied.
    Es war das Todeslied. Er sang es wie das Wiegenlied. Er lächelte, grinste dem Kind ins Gesicht.
    »Du bist Haras« , sagte er zu dem schrecklichen Dämonengesicht, zu den geschlitzten Augen mit ihren runden Zentren, die den Wolken eines Wirbelsturms glichen. Er sprach jetzt Sadoth, die Sprache seiner Vorfahren, die Bergbewohner gewesen waren. »Du bist Haras . Dorn lautet sein Name.«
    Das Kind sah ihn ernst an.
    Ohne Furcht.
    Es wedelte mit den Armen. Er, sagte sich Duun. Er . Haras.
    Dorn. Der Wind fuhr heulend ums Haus, pfiff im Schornstein und brachte die Flammen im Kamin zum Flackern.
    Duun grinste und wiegte das Kind und tat etwas, was das Blut aller Landleute zum Gefrieren gebracht hätte, jener Enteigneten, die sich zweifellos jetzt aneinanderdrängten; oder das Blut der Meds; oder das Elluds in seiner schönen Stadtwohnung.
    Er hielt das Kind wie ein Shonun-Kind und reinigte ihm mit der Zunge die Augen (stellte dabei einen salzigen und faden Geschmack fest). Er ersparte sich

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