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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nicht wahr? Ich sage dir, daß es so ist.«
    »Die Sicherheit ist auf Sheon nicht ...«
    »Ich rieche. Ich stinke. Merkst du es, Ellud?«
    Eine lange Pause trat ein. »Der Besitz ...«
    »Du hast mir angeboten, irgend etwas zu nehmen. Hast du es nicht so ausgedrückt? Jede Form der Zusammenarbeit? Würde irgendein Shonun auf der Welt mir etwas verweigern ... wenn ich eine Frau wollte wenn ich einen Mann wollte; wenn ich Geld wollte oder deinen nächsten Verwandten, Ellud ... wenn ich wollte daß der Präsident nackt hinausgeworfen und mir das Schatzamt geöffnet wird ...?«
    »Du bist Hatani. Du würdest das alles nie verlangen.«
    Duun betrachtete wieder die falsche Quelle, die sprudelnd ihre winterlichen Dämpfe erzeugte. »Bei den Göttern, du vertraust mir aber sehr!«
    »Du bist Hatani.«
    Duun wandte den Blick wieder Ellud zu, und es war der erste Blick mit wirklich klaren Augen, den er seit Jahren für jemanden übrig hatte. Aber nicht einmal damit schaffte er es, daß Ellud seinen Blick offen erwiderte. »Ich bitte dich, Ellud. Muß ich denn bitten? Gib mir Sheon!«
    »Siedler haben sich dort niedergelassen. Ihr Anspruch ist mittlerweile rechtsgültig.«
    »Wirf sie hinaus! Ich will das Haus haben. Die Berge. Abgeschiedenheit. Komm schon, Ellud! Willst du vielleicht, daß ich in deinem Büro kampiere?«
    Das wollte Ellud nicht. Sie waren Freunde gewesen. Früher einmal. Jetzt sah Duun, wie Ellud vorsichtig die Ohren senkte. Als schämte er sich.. Als ginge er ein Risiko ein, das er unbedingt eingehen wollte. Um jeden Preis.
    »Du bekommst es«, sagte Ellud. Ohne ihn richtig anzusehen. Ellud fuhr die Krallen ein Stück weit aus und schob damit Papiere zur Seite, während er abwesend auf den Schreibtisch blickte. »Ich werde etwas unternehmen. Ich kümmere mich darum.«
    »Danke.«
    Damit zog Duun die Augen seines Gegenübers auf sich. Ein verletzter Blick. Voller Schrecken, wie bei den anderen. Der Todeskampf der Freundschaft.
    Der verletzten Treue.
    »Gib es auf«, bat Ellud, gegen sein eigenes Interesse; gegen alle Interessen. Die Loyalität war aufgerüttelt, so verspätet es auch geschah.
    »Nein.« Für einen Moment blickten sie sich gegenseitig in die Augen, ohne daß einer auswich. Duun erinnerte sich an Ellud unter Beschuß. Ein ruhiger, kühler Mann. Aber der Blick glitt schließlich zur Seite, und etwas zerbrach.
    Das letzte.
    Duun ging hinaus, fühlte sich jetzt freier, denn es war nichts übriggeblieben. Nicht einmal Ellud. Und er hüllte sich in diese Einsamkeit und fand, daß sie paßte.
     
    Er erreichte die Sheon-Berge morgens, an einem echten Morgen, während die Sonne rosarot und golden über den Höhenzug stieg; und der Wind, der auf dieser grasbedeckten Ebene an ihm zerrte, war der Wind seiner Kindheit, und er rüttelte an seinem Umhang, dem grauen Umhang der Hatani, den er um sich und den Säugling zog. Elluds Helfer zeigte sich besorgt, dort auf der staubigen Straße, die in die Berge führte, in der gegenwärtigen Stille des Hubschraubers, der sie hierhergebracht hatte und jetzt drüben auf der Wiese stand. Die Ohren des Helfers lagen flach an im Wind, der an seinem ordentlich geschnittenen Kamm zerrte und die sorgfältigen Falten seines Kilts durcheinanderbrachte. Der Wind war kalt für einen Stadtbewohner, für einen Weichling wie ihn. »Es ist in Ordnung«, sagte Duun. »Ich sagte es Ihnen schon. Dies ist der einzige Weg, der hinaufführt. Sie brauchen hier nicht zu warten.«
    Der Helfer drehte das Gesicht ein wenig zu den Landbewohnern hin, die sich außer Hörweite sammelten, in kleinen Gruppen, die Familien zusammen, der Kälte nicht achtend. Der Helfer blickte wieder zurück und ging dann mit wedelnden Armen auf die Versammlung zu. »Verschwindet, verschwindet, der Mingi braucht euch nicht! - Dummköpfe«, fügte er dann hinzu, als er sich wieder umdrehte, denn sie wichen nur wenig zurück. Er bückte sich und hob das bißchen Gepäck auf, das am Straßenrand lag, hängte sich den Sack über die Schulter. Seine Ohren waren immer noch besorgt nach hinten gelegt. »Hatani, ich begleite Euch selbst hinauf.«
    Es war ein Wunder. Der Helfer erwiderte Duuns Blick mit standhafter Offenheit. Ellud suchte junge Leute dieser Art aus, verstand sich immer noch darauf, die besten zu wählen, die ehrlichsten. Duun hatte für einen Moment das Gefühl, als schiene die Sonne voll auf ihn; oder vielleicht war es der Duft des echten Windes, der Duft von Gras und Sauberkeit. Er empfand eine Regung

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