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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sich sogar wegen einer kleinen Koloratursängerin der Dresdener Festspiele das Leben genommen. Mr. Wade hatte in einem unwürdigen Augenblick ein Herzkammerflimmern erlitten: Während er sich um zwei Uhr morgens in der Wiener Wohnung des Mädchens, lange nachdem der Vorhang nach ›Figaros Hochzeit‹ gefallen war, im Bett befunden und Rita Grandi Seidenstrümpfe, Bluse, etc. für – wie die wachsamen Automatikbilder zeigten – nichts abgelegt hatte.
    So hatte Mr. Wade, der vorige Waffenmodeschöpfer für den Wes-Block, mit dreiundvierzig Jahren die Szene verlassen – und seinen lebenswichtigen Posten dazu. Aber es gab andere, die bereitstanden, herauszutreten und ihn zu ersetzen.
    Vielleicht war Mr. Wade dadurch bedrängt worden. Die Aufgabe selbst strapazierte – die Medizin wußte nicht genau, in welchem Maß oder wie. Und nichts verwirrte so, dachte Lars Powderdry, als das Wissen, daß man nicht nur unentbehrlich ist, sondern gleichzeitig auch zu ersetzen. Das gehörte zu den Paradoxien, die niemand schätzte, außer, versteht sich, UN-W Natsek, die regierende Körperschaft des Wes-Blocks, der es gelungen war, einen Ersatz stets sichtbar in den Kulissen bereitzuhalten.
    Und vermutlich haben sie schon wieder einen anderen parat, dachte er.
    Sie mögen mich, dachte er. Sie sind gut zu mir gewesen, und ich zu ihnen; das System funktioniert.
    Aber höchste Autoritäten, verantwortlich für das Leben von Milliarden Menschen, gehen keine Risiken ein. Sie überqueren die Straßen des Zahnrädchen-Lebens nicht bei Rot.
    Nicht, daß die Leute sie ihrer Posten entheben würden ... das kam kaum in Frage. Die Entlassung würde von oben kommen, von General George McFarlane Nitz, dem Oberbefehlshaber im Natsek-Ausschuß. Nitz konnte jeden entlassen. Wenn sich die Notwendigkeit (oder vielleicht nur die Gelegenheit) ergeben sollte, sich selbst zu entlassen – man stelle sich die Befriedigung vor, seine eigene Person zu entwaffnen, sich des Hirnschalen-ID-Geräts zu entledigen, das dafür sorgte, daß er für die automatischen Wachtposten an der Festung Washington den richtigen Geruch besaß!
    Und offen gestanden, wenn man die bullenartige Aura von General Nitz bedachte, die Andeutung des obersten Abschießers in seiner –
    »Ihr Blutdruck, Mr. Lars.« Schmal, priesterhaft näherte sich Dr. Todt ernst, die Maschinen im Schlepptau. »Bitte, Lars.«
    Hinter Dr. Todt und Schwester Elvira Funt erhob sich ein schlanker, kahlköpfiger, strohblasser, aber überaus professionell wirkender junger Mann in Erbsensuppengrün, eine Mappe unter dem Arm. Lars Powderdry winkte ihm sofort. Blutdruckmessungen hatten Zeit. Das war der Mann von KACH, und er hatte etwas mitgebracht.
    »Können wir in Ihr Privatbüro gehen, Mr. Lars?« fragte der Mann.
    Lars ging voraus.
    »Photos«, sagte er.
    »Ja, Sir.« Der Mann schloß sorgfältig die Tür hinter ihnen. »Ihre Entwürfe vom ...« er öffnete den Band und betrachtete ein photokopiertes Dokument – »vergangenen Mittwoch. Ihr Kode AA 335.« Er fand eine freie Stelle auf Lars' Schreibtisch und begann die Stereo-Bilder auszubreiten. »Dazu eine verschwommene Aufnahme eines Modells im Montagelabor der Akademie von Rostock ... von ...« Er konsultierte wieder das Merkblatt – »Kode AA 330.« Er trat zur Seite, damit Lars besser sehen konnte.
    Lars setzte sich, zündete sich eine Cuesta Rey-Astoria an und besichtigte nicht. Er spürte, wie es in seinem Gehirn rumorte, und die Zigarre besserte nichts. Es machte ihm keinen Spaß, wie ein Suchhund durch Spionage beschaffte Bilder zu beschnüffeln, die zeigten, was sein Foks-Ost-Pendant, Miss Toptschew, hervorbrachte. Mochte UN-W Natsek die Analyse vornehmen! Er hatte das General Nitz bei mehreren Gelegenheiten praktisch schon erklärt, einmal bei einer Sitzung des gesamten Amtes, wo jedermann in seiner würdevollsten und prächtigsten Kleidung – Prestigecape, Mitra, Stiefel, Handschuhe ... vermutlich Spinnenseide-Unterwäsche mit ominösen Schlagworten und Erlassen, vielfarbig aufgestickt, vertreten war.
    Dort, in jener feierlichen Umgebung, mit der Bürde des Atlas auf dem Rücken selbst der Beisitzer – jener sechs verpflichteten, unfreiwilligen Narren – in formeller Sitzung, hatte Lars sich mild erkundigt, ob sie, in Dreiteufelsnamen, nicht die Analyse der feindlichen Waffen vornehmen könnten.
    Nein. Und ohne Debatte. Denn, (hören Sie genau zu, Mr. Lars) das sind nicht die Waffen von Foks-Ost. Das sind die Waffen entwürfe. W ir werden

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