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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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sich geglaubt hatte.
    Aber sie war auch nicht so wie Jeb, León, Mischa oder Kathy, die fürs Überleben geboren schienen. Ebenso wie Jenna, wenn sie unverletzt war.
    Der nächste Gedanke erschreckte sie nicht einmal mehr. Denn sie hatte sich wohl schon vor Tagen mit dieser Erkenntnis abgefunden. Wenn Jenna wieder laufen kann, bin ich die Nächste.
    Aber im Augenblick hatte sie ein dringlicheres Problem. Und dieses Problem hatte gerade ein heiseres Bellen ausgestoßen.
    »Es wird dunkel«, sagte Jeb. »Bald sehen wir ihre Fußspuren nicht mehr.«
    Als wenn ich das nicht selbst wüsste, fluchte León stumm. Seit geraumer Zeit folgten sie nun den Fußspuren im Schnee, aber immer noch war von Mary nichts zu sehen.
    Verdammt, wie weit ist sie denn bloß gelaufen? Irgendwo hier muss sie doch sein.
    Kathy deutete auf die Abdrücke im Schnee. »Diese Spuren sehen frisch aus. Noch nicht einmal der Rand der Abdrücke ist abgebröckelt.«
    León sah sie verblüfft an. Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder. Mary war nicht mehr weit weg. Parallel zu Marys Fußspuren entdeckten sie nun auch die Pfotenabdrücke des Hundes und die ihres Verfolgers. Immer die gleiche Schrittlänge. Wer immer Mary verfolgte, er war sich seiner Sache ziemlich sicher.
    León richtete sich auf und lauschte in die Umgebung. Nichts zu hören. Keine Hilfeschreie. Ihm blieb die Hoffnung, dass sie in der Nähe und ihr nichts geschehen war.
    Noch nicht.
    Mit nach unten gelegtem Kopf und gefletschten Zähnen knurrte der Hund sie an. Er wirkte im Tageslicht noch gefährlicher als in dem Klamottenladen. Mary presste sich an die Betonwand in ihrem Rücken. Es gab kein Entkommen mehr. Sie war in einer Sackgasse gefangen.
    Für einen Moment überlegte sie, um Hilfe zu schreien, aber das hätte den Hund vielleicht zum Angriff aufgefordert. Nein, es war besser, ruhig stehen zu bleiben und zu hoffen, dass der Besitzer des Tieres ihr nichts antun würde.
    Obwohl ihre Jacke dick gepolstert war, spürte Mary die Kälte der Mauer in ihrem Rücken. Sie blickte zum grauen Himmel auf, von dem nur noch vereinzelte Schneeflocken fielen. So viel hatte sie auf sich genommen, um in diese Welt zu gelangen, und nun hatte vermutlich alles ein jähes Ende.
    Dass der Besitzer näher kam, bemerkte Mary an der Reaktion des Hundes, der aufhörte zu knurren und stattdessen leise winselte. Mit eingezogenem Kopf wich er zurück, als eine vermummte Gestalt um die Straßenecke bog und auf sie zustapfte.
    Der Fremde war groß und hager. Er trug dunkle Kleidung. Zuerst konnte Mary das Gesicht kaum ausmachen, aber dann nahm sie Einzelheiten wahr. Dunkle Augen musterten sie. Der Fremde trug einen Vollbart, der die untere Hälfte seines Gesichtes verbarg. Mary zuckte unwillkürlich zusammen. Sie kannte ein solches Gesicht. Sie kannte es von jenen Nächten, in denen sie sich weit weggeträumt hatte. Weg aus dem dunklen Zimmer, weg aus ihrem Körper.
    Und nun hatte er sie wiedergefunden. Nun würde er ihr endgültig alles nehmen.
    Er stand regungslos da und starrte sie an und dieser Blick jagte eiskalte Schauer über Marys Rücken. Sie fühlte sich wie betäubt. Schreien, kreischen und toben, das hatte sie nur einmal gewagt und auch jetzt würde sie stillhalten. Dann wäre es schneller vorbei. Stumm und mit bleiernen Gliedern wartete sie auf das, was kommen musste.
    Im Gesicht des Mannes zuckte ein einzelner Muskel. Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Mary schloss die Augen.
    Vor ihnen wurde die Hauptstraße von einer kleinen Seitenstraße gekreuzt, die sich zwischen den Gebäudeschluchten entlangwand. Als sie um die Ecke bogen, sah León Mary. Sie stand am Ende der Gasse gegen eine Mauer gepresst und hielt die Hände schützend vors Gesicht. Ihre Körperhaltung drückte grenzenlose Furcht aus – aber da war niemand. Mary war allein. Schnell lief León zu ihr und berührte sie am Arm. Sie kreischte auf und begann zu wimmern, er packte ihre Hände und hielt sie fest.
    »Mary! Ich bin’s. León. Mary… hörst du nicht! Ich…«
    Sie ließ die Arme sinken und hob zögerlich den Blick. Dann ließ sie sich langsam gegen seine Brust fallen und presste sich eng an ihn. León war überrascht, wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, aber als Mary zu schluchzen anfing, erwiderte er die Umarmung und drückte sie an sich.
    »Ich habe euch… verloren… mich verirrt. Dann war da dieser Mann… und der große Hund. Sie haben mich verfolgt. Er… er… stand direkt vor mir«, schluchzte

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