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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Mary.
    Jeb, Mischa und Kathy waren nun auch näher gekommen. Sie löste sich von León und zog die Nase hoch. Ihre Wangen glühten rosa. »Wo ist er? Eben war er noch da. Und der Hund. Wo ist der Hund? Er ist riesig. Ein Monster.«
    León suchte die Fußspuren des Fremden im Schnee. Es wurde zunehmend dunkler und hier in der Gasse drang durch die eng stehenden Häuser kaum Licht vor, trotzdem glaubte er, die Abdrücke von Marys Verfolger zu erkennen. Sie endeten ungefähr acht Schritte vor der Mauer, an der Mary gestanden hatte. Dann waren er und sein Hund scharf rechts abgebogen. Die Spuren führten an der Hauswand ein Stück zurück und endeten dann vor einer kaum sichtbaren Tür. León hastete darauf zu und zog am Griff, aber sie war abgesperrt.
    »Hat dir der Typ etwas getan?«
    Mary sah León an und schüttelte dann langsam den Kopf. »Nein… diesmal nicht.«
    »Wie meinst du das?« Als Mary daraufhin abrupt den Kopf abwandte, schob er schnell nach: »War er bewaffnet?«
    »Nein, aber…« Sie zögerte und biss sich auf die Lippen. Es war kaum mehr als ein Flüstern, als sie sagte: »Ich glaube, er ist meine Angst.« Die anderen schauten sie erschrocken an.
    »Deine Angst? Wie meinst du das? Heißt das, die Jagd auf uns geht doch weiter?« León fluchte.
    Doch Mischa runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, Leute, das scheint mir eher…«
    Plötzlich stutzte Mary. »Wo ist Jenna?«
    »Sie versteckt sich«, erklärte Jeb. »Und schont ihren Fuß. Lasst uns erst mal zurückgehen. Ich will nicht, dass wir uns verlaufen und sie die Nacht allein verbringen muss.«
    León nickte. »Okay. Gehen wir.«

36.
    Während sie ihre Spuren zurückverfolgten, blieb Mary die ganze Zeit in Leóns Nähe. Sie betrachtete sein seltsam tätowiertes Gesicht, das so wenig Raum für Deutungen ließ. Als die anderen es nicht hören konnten, flüsterte sie leise: »Danke, dass du gekommen bist.«
    León reagierte jedoch nicht auf ihre Worte, mit gesenktem Kopf schritt er aus und beachtete sie nicht einmal.
    Mary blickte zurück und bemerkte, wie Kathy sie unfreundlich anstarrte. Verbissen stapfte sie neben den anderen her.
    Dir wäre es lieber gewesen, ihr hättet mich nicht gefunden, dachte Mary. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorn, doch sie spürte Kathys Blick in ihrem Rücken. Soll ich den anderen doch von Kathys Messer erzählen? Werden sie mir glauben? Kathy wird alles abstreiten – und ich hätte ab sofort keinen ruhigen Moment mehr, wenn sie in der Nähe ist.
    Mary verschob die Entscheidung auf später. Sie war zum Umfallen müde und hungrig. Noch einmal schaute sie zu León.
    Und ich dachte, du kannst mich nicht leiden.
    Mischa tauchte neben ihr auf. Seine zerzausten blonden Haare lugten unter der Fellmütze hervor. Sein typisches Lächeln war verschwunden.
    »Mary? Der Typ, der dir gefolgt ist, wie sah er aus?«
    Sie zögerte, nur widerwillig rief sie das Bild aus ihrer Erinnerung hervor. »Er war groß, dunkel gekleidet. Er hatte einen Bart und…« Mary kam ins Stocken. Wenn sie es aussprach, würde er wirklicher werden. Dabei dachte sie, sie sei ihm längst entkommen. »...ich wusste, dass er nur wegen mir hier ist. Erinnerst du dich an Jebs Zettel?«
    »Wie könnte ich den vergessen…« Mischa lächelte sie müde an.
    »Vor nichts habe ich mehr Angst als vor diesem Mann. Besser kann ich es nicht erklären.«
    Mischa schob seine Hand unter die Mütze und kratzte sich. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Das gleiche Gefühl hatte ich auf der Ebene. Und trotzdem scheint es mir hier anders zu sein. Wir haben von unseren Verfolgern auf der Ebene nie ein Zeichen gesehen, schon gar keine Fußspuren.«
    Mary sah überrascht auf, schwieg aber.
    Mischa fuhr fort: »Ich bin echt froh, dass ich hier nicht allein bin. Wir sind eine starke Truppe geworden, finde ich… na ja, mit Ausnahme von Kathy vielleicht…«
    Wenn du wüsstest.
    »…aber wir alle sind in der gleichen Situation. Und dank euch weiß ich, dass ich nicht allein sterben werde.«
    »Und was bringt dir das? Jedes Überleben von einem von uns kostet einem anderen den Tod. Ich finde, das ist schwer zu ertragen.«
    Mischas Lächeln wirkte traurig. »Ich weiß. Aber sollen wir uns deshalb wie Bestien benehmen? Einfach einander töten?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Mary.
    »Dann bleibt uns nichts, kein Funken Würde. Wer immer hinter alldem steckt, er hat uns alles genommen. Unser Leben, unsere Erinnerungen und sogar unsere Zukunft, und ich lasse

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