Das Lächeln der Sterne
vorüber war, schliefen sie endlich in enger Umarmung ein, während das Auge des Sturms über Rodanthe hinwegzog.
VIERZEHN
Als sie am Samstagmorgen erwachten, verspürten sie einen Riesenhunger.
Doch es gab noch immer keinen Strom, und der Sturm flaute nur allmählich ab. Also trug Paul die Kühlbox nach oben, und sie aßen in der Geborgenheit des Bettes, lachten und waren wieder ernst, neckten sich oder waren still – und kosteten einander und den Augenblick ihres Zusammenseins aus.
Gegen Mittag hatte der Wind so weit nachgelassen, dass sie auf die Veranda gehen konnten. Der Himmel über ihnen klarte auf, aber der Strand war mit Unrat bedeckt: alte Reifen und ausgetretene Holzstufen, die die aufgepeitschten Wellen von Häusern in Strandnähe fortgerissen hatten. Die Luft wurde zwar langsam wärmer, doch es war zu kalt, um ohne Jacke draußen zu sein. Dennoch zog sich Adrienne die Handschuhe aus, damit sie Pauls Hand in ihrer spüren konnte.
Gegen zwei Uhr wurde die Stromverbindung wiederhergestellt, das Licht flackerte ein paar Mal auf, erlosch noch einmal, aber zwanzig Minuten später hatten sie endgültig wieder Strom. Da die Nahrungsmittel im Kühlschrank nicht verdorben waren, briet Adrienne zwei Steaks. Sie verweilten lange bei ihrem Essen und der dritten Flasche Wein. Danach nahmen sie zusammen ein Bad. Paul saß hinter Adrienne, und sie legte ihren Kopf auf seine Brust, während er ihre Brüste und ihren Bauch mit dem Waschlappen einseifte. Adrienne schloss die Augen und ließ das warme Wasser über ihre Haut spülen.
Am Abend gingen sie in den Ort. Allmählich kehrte das Leben in Rodanthe zurück. Sie verbrachten eine Weile in einer schummerigen Bar, wo die Juke Box spielte und sie zu einigen Stücken tanzten. Die Bar war voller Einheimischer, die sich gegenseitig erzählten, welche Schäden der Sturm bei ihren Häusern angerichtet hatte. Paul und Adrienne waren die Einzigen, die sich auf das Parkett begaben. Er zog sie nahe an sich, und sie drehten sich langsam zur Musik, die Körper eng aneinander geschmiegt, unempfänglich für die Stimmen und die Blicke der anderen Gäste.
Am Sonntag nahm Paul die Sturmfenster ab und verstaute sie, dann stellte er die Schaukelstühle wieder auf die Veranda. Zum ersten Mal seit dem Sturm war der Himmel klar. Paul und Adrienne gingen wie am ersten Abend am Strand entlang, wo ihnen auffiel, wie heftig das Unwetter gewütet hatte: Das Meer hatte tiefe, gewaltige Kerben ins Land gefressen und den Strand stellenweise fortgespült, und mehrere Bäume waren umgestürzt. Kaum eine halbe Meile von der Pension entfernt standen Paul und Adrienne plötzlich vor einem Haus, das der stürmischen Brandung zum Opfer gefallen war. Halb stand es noch auf den Pfeilern, und halb war es in den Sand gesunken, die Fenster waren zerborsten, und Teile des Daches waren fortgerissen worden. Ein Geschirrspüler lag umgekippt am Strand, daneben ein Haufen Holzlatten, der wohl einst die Veranda gewesen war. Auf der Straße standen mehrere Menschen, die Fotos von dem Haus machten, vermutlich für die Versicherung, und zum ersten Mal wurde Paul und Adrienne klar, wie zerstörerisch das Unwetter tatsächlich gewesen war.
Als sie umkehrten, kam die Flut. Sie gingen langsam und berührten sich dabei leicht an den Schultern. Und dann entdeckten sie die Schneckenmuschel. Das gerippte Gehäuse steckte halb im Sand, und ringsherum lagen Tausende von zersplitterten Muscheln. Paul hob die Muschel auf und gab sie Adrienne. Sie hielt sie ans Ohr, und das war der Moment, als Paul sie wegen ihrer Behauptung neckte, sie könne den Ozean hören. Er legte die Arme um sie und sagte ihr, sie sei so schön wie die Muschel, die sie gerade gefunden hatten. Adrienne wusste in diesem Moment schon, dass sie die Muschel für immer aufheben würde, aber damals konnte sie noch nicht wissen, wie viel sie ihr später bedeuten würde.
Sie wusste nur, dass sie in den Armen des Mannes lag, den sie liebte, und sie wünschte sich, dass er sie für immer so halten möge.
Am Montagmorgen stand Paul auf, bevor Adrienne aufgewacht war, und trotz seiner Behauptung, sich in der Küche nicht gut auszukennen, überraschte er sie mit einem Frühstück, das er ihr auf einem Tablett brachte. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee weckte sie. Paul saß neben ihr, während sie frühstückte, und lachte, weil sie vergebens versuchte, ihre Brüste mit dem Laken zu bedecken. Der Arme Ritter war goldgelb und köstlich, der Schinken knusprig,
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