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Das Lächeln der Sterne

Das Lächeln der Sterne

Titel: Das Lächeln der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Bergrutsch gewarnt worden war, nahm mein Vater sich – gegen den heftigen Protest des Direktors – einen anderen Jeep, um zu mir zu kommen. Mein Dad kam, um mich zu retten, und als ich sah, dass er am Steuer saß, betrachtete ich ihn zum ersten Mal in meinem Leben als meinen Dad. Bis dahin war er immer mein Vater gewesen, nicht mein Dad – ich weiß nicht, ob Sie den Unterschied verstehen.
    Wir konnten gerade noch rechtzeitig aufbrechen. Nur Minuten später hörten wir ein Krachen, weil die Bergflanke ins Rutschen geriet und die Sozialstation im Nu unter sich begrub. Ich weiß noch, dass wir uns ansahen und nicht glauben wollten, wie knapp wir der Katastrophe entkommen waren.
    Es fällt mir sehr schwer, Ihnen zu berichten, was danach passiert ist. Mein Vater fuhr sehr vorsichtig, und wir waren schon fast am Ziel. Ich konnte bereits die Lichter der Klinik im Tal sehen. Aber plötzlich, als wir um eine scharfe Kurve bogen, geriet der Wagen ins Schleudern, und im nächsten Moment waren wir von der Straße abgekommen und schlitterten den Berg hinunter.
    Ich hatte mir nur den Arm und ein paar Rippen gebrochen, aber ich merkte sofort, dass mein Vater schwer verletzt war. Ich erinnere mich noch, dass ich ihn angeschrien habe, nicht aufzugeben, ich würde Hilfe holen, aber er nahm meine Hand und ließ mich nicht weg. Ich glaube, er wusste selbst, dass er sterben würde, und wollte deshalb, dass ich bei ihm blieb.
    Und dann bat mich der Mann, der mir gerade das Leben gerettet hatte, um Verzeihung.
    Er hat Sie geliebt, Adrienne. Vergessen Sie das nie. Ihre Zeit zusammen war nur kurz, aber er hat Sie verehrt. Sein Tod muss sehr schmerzlich für Sie sein, und das macht mich traurig. Aber wenn es Ihnen schlecht geht, so wie mir im Augenblick, dann denken Sie daran: Das, was er für mich getan hat, hätte er auch für Sie getan. Ihnen aber habe ich es zu verdanken, dass ich die Möglichkeit hatte, meinen Dad kennen zu lernen und ihn zu lieben.
    Deshalb möchte ich einfach nur sagen: Danke.
    Mark Flanner
     
    Amanda ließ das Blatt auf den Tisch sinken. Inzwischen war es fast dunkel in der Küche, und sie hörte nur ihren eigenen Atem. Adrienne war im Wohnzimmer geblieben, allein mit ihren Gedanken. Amanda faltete den Brief und dachte an Paul, an ihre Mutter und seltsamerweise dachte sie auch an Brent.
    Mit Mühe lenkte Amanda ihre Erinnerung auf jenes Weihnachtsfest vor so vielen Jahren – wie still ihre Mutter damals gewesen war, wie ihr Lächeln immer ein wenig gezwungen gewirkt hatte, wie sie plötzlich in Tränen ausgebrochen war und alle geglaubt hatten, es hätte mit ihrem Vater zu tun.
    Und die ganze Zeit über hatte sie nichts gesagt.
    Ihre Mutter und Paul hatten zwar nicht, wie sie und Brent, viele Jahre zusammengelebt, aber Amanda begriff mit einem Mal, dass Pauls Tod für ihre Mutter ein ebenso heftiger Schlag gewesen war wie es für Amanda einer gewesen war, an Brents Sterbebett zu sitzen – jedoch mit einem Unterschied.
    Ihre Mutter hatte im Gegensatz zu ihr keine Möglichkeit gehabt, sich von dem geliebten Menschen zu verabschieden.
    Als Adrienne die unterdrückten Schluchzer ihrer Tochter hörte, wandte sie sich vom Fenster ab und ging wieder in die Küche. Amanda sah schweigend zu ihr auf. In ihren Augen stand unaussprechliche Trauer. Adrienne blieb stehen und sah ihre Tochter an. Dann öffnete sie ihre Arme. Amanda versuchte vergebens, ihre Tränen zurückzuhalten, und trat auf ihre Mutter zu. Lange Zeit hielten die beiden sich eng umschlungen.

ACHTZEHN
    Es war kühl geworden, und Adrienne hatte ein paar Kerzen angezündet in der Hoffnung, dass sie ein wenig Helligkeit und Wärme verbreiten würden. Sie saß am Tisch und hatte Marks Brief zusammen mit Pauls Brief und dem Foto wieder in den Karton gelegt. Amanda hatte sich gefasst und die Hände im Schoß gefaltet.
    »Es tut mir so Leid, Mom«, sagte sie. »Alles. Was mit Paul passiert ist. Und dass du es allein durchmachen musstest. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du es geschafft hast, das alles in dir verschlossen zu halten.«
    »Ich kann es mir auch nicht mehr vorstellen«, gab Adrienne zu. »Ich hätte es auch nie ohne einen anderen Menschen geschafft.«
    Amanda schüttelte den Kopf.
    »Aber du hast es doch allein geschafft«, flüsterte sie.
    »Nein«, sagte Adrienne. »Ich habe es überstanden, aber nicht allein.«
    Amanda sah sie verdutzt an. Adrienne erwiderte den Blick mit einem schmerzlichen Lächeln.
    »Grandpa«, sagte sie dann. »Mein Dad.

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