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Das laesst sich aendern

Das laesst sich aendern

Titel: Das laesst sich aendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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geklettert, auf dem Anatol Motorengeräusche produzierte, von denen so mancher meiner Patienten froh gewesen wäre, wenn sie aus seinem Mund kommen würden. Boras Mutter beobachtete, ob eine Annäherung erfolgen würde oder nicht, und als die Erwachsenen schließlich zu Holzapfel hineingingen, rief sie ihren Sohn von der halben Strecke, die Bora schon angestrengt in Richtung Traktor geschlendert war, zurück und nahm ihn mit ins Haus.
    Zwei Stunden später war ich gerade nach Hause gekommen und ans Fenster gegangen, um zu sehen, ob Adam mit den Kindern drüben auf dem Hof war, als alle Beteiligten den Verhandlungsort wieder verließen, und so wurde ich von fern Zeuge der großen interkulturellen Hühnerzuchtgründung. Herr Özyilmaz schien sehr zufrieden. Vor dem Haus gaben er und Holzapfel sich feierlich die Hand, und sobald die drei in ihr Auto gestiegen und langsam vom Hof gerollt waren, kamen Anatol und Magali aufgeregt zu uns hinübergestürmt, die beiden Männer angemessen langsam und würdevoll hinterher, wie sich das nach solch einem Abschluss gehört.
    Noch bevor sie da waren, hatte ich aus dem etwas unklaren zweistimmigen Kinderbericht ungefähr verstanden, dass der Bauer Holzapfel demnächst viele Eier kaufen würde, und aus denen kämen ganz viele Küken raus, lauter weiße Küken mit gelben Kapuzen, und die würden dann auf der Wiese rumlaufen und Regenwürmer picken.
     

    Bis zu dem Tag war für mich ein Huhn nichts besonders Aufregendes gewesen. Eben ein Huhn. Kauft man als Eisklumpen aus dem Tiefkühlfach, und wenn man es auftaut, warten die Salmonellen nur darauf, einen anzufallen, genau besehen, eine eklige Angelegenheit, die dann noch nicht einmal nach etwas schmeckt.
    Jetzt änderte sich das.
    Vor allem der Bauer Holzapfel hatte sich an diesem historischen Nachmittag geändert; ich hatte ihn immer für einen alten Mann gehalten, der den Tod seiner Frau nicht überwinden konnte, er hatte etwas Verzagtes, Mutloses an sich, aber als er jetzt zur Tür hereinkam, sah er mindestens zehn Jahre jünger aus und war plötzlich voller Spannkraft; vielleicht hielt er sich auch einfach nur in den Schultern gerade und sah dadurch größer aus, jedenfalls war er wie ausgewechselt; später kam Fritzi von einem Patientenbesuch zurück und staunte nicht schlecht, als sie den Nachbarn plötzlich verwandelt und sehr aufgeräumt an unserem Küchentisch sitzen sah; er sprudelte geradezu über. Fritzi setzte sich zu uns, und es dauerte eine Weile, bis wir die Geschichte zusammenhatten, die er uns erzählen wollte.
    Holzapfel hatte den Hof übernommen, als sein Vater starb, Milchwirtschaft, Rinderzucht auf seinen sechseinhalb Hektar.
    Zwölf Stück Vieh, sagte er. Damals war das noch was, dazu ein bisschen Anbau, Kohl, Kartoffeln, Mais und so weiter, mal dieses, mal jenes, und zu Lebzeiten der Mutter hatten seine Frau und er nicht umstellen wollen, aber dann, so Holzapfel, kam die Strukturbereinigung.
    Ich sagte, kann ich mir nicht so genau was darunter vorstellen, was das ist.
    Holzapfel sagte, aber was die Butterberge in den Siebzigern waren, die Weihnachtsbutter, daran können Sie sich noch erinnern, oder? Da fing der Irrsinn an, da hieß es wachsen oder weichen, wenn du im Spiel bleiben wolltest. Da war es nicht mehr mit zwölf Kühen, mit Gras oder Stroh und Silage getan und schon gar nicht mit 3000 Litern Leistung pro Tier.
    Holzapfel hatte also zugesehen, wie sein Vater nicht mehr mithalten konnte, und nach seinem Tod stand der Hof auf der Kippe. Danach hatte er umgestellt.
    Denn Holzapfel hatte noch von der Großmutter her einen Traum, und der hieß: Hühner.
    Ein schöner Traum, sagte Fritzi, und ich sagte leise, du musst langsam aufpassen, dass du deinen Beruf nicht nach Hause einschleppst, aber der Bauer Holzapfel hatte zum Glück nichts gehört, weil er in die Geschichte seines Traums versunken war, eines Traums, von dem ihm inzwischen nur noch seine sechs Hennen geblieben waren, die ihn und häufig auch uns mit Eiern versorgten.
    Kreuzung aus Lohmann und Araucana, sagte er, aber das sagt Ihnen natürlich nichts, gute Legehennen.
    Und sehr gute grüne Eier, sagte Fritzi. Ich trat ihr unter dem Tisch auf den Fuß, aber sie hatte dem Bauern Holzapfel offenbar das Stichwort gegeben, denn nun brach es aus ihm heraus.
    Essen Sie manchmal Hähnchen?
    Selten, sagte Adam vorsichtig, und Holzapfel schüttelte sich. Ich fass seit Jahren keins mehr an, und was meinen Sie, warum wohl.
    Keine Ahnung.
    Holzapfel senkte

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