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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Thomas Black’s. Bis jetzt fehlte also, trotz aller überstandenen Prüfungen und Gefahren, noch Keiner von den Leuten, die Jasper Hobson wider seinen Willen zu einer so grauenvollen Lage geführt hatte.
    Diese sollte sich aber bald noch weiter verschlimmern und das Ende der Katastrophe herbeiziehen, deren Lösung ja nicht mehr fern sein konnte.
    Lieutenant Hobson beeilte sich, die Ortslage der Insel noch an demselben Tage aufzunehmen. Ein Verlassen der letzteren wurde nun nach Zerstörung des Fahrzeuges und Befreiung der Wasserfläche von ihrer Eisdecke zur Unmöglichkeit. An Stelle der Eisberge schwammen im Norden nur noch die Trümmer der Packeiswand, deren einstürzender Gipfel Cap Bathurst dem Boden gleich gemacht hatte, und deren tief eingetauchte Basis die Insel nach Süden zu drängte.
    Bei Durchsuchung der Trümmer des Hauptgebäudes fand man glücklicher Weise die Instrumente und Karten, welche Thomas Black bei sich führte, unversehrt wieder auf. Zwar deckten Wolken den Himmel, doch erschien dann und wann die Sonne lange genug, so daß Lieutenant Hobson deren Höhe mit hinreichender Genauigkeit messen konnte.
    Die Berechnung ergab, daß sich die Insel an diesem Tage, dem 12. Mai, unter 168°12’ westl. Länge von Greenwich und unter 63°27’ nördl. Breite befand. Der auf der Karte eingezeichnete Punkt lag dem Norton-Golf zwischen dem asiatischen Vorgebirge Tschaplin und dem amerikanischen Cap Stephens gegenüber, doch von beiden Küsten mehr als hundert Meilen entfernt.
    »Wir müssen also darauf verzichten, an einem Continente anzulaufen? sagte da Mrs. Paulina Barnett.
    – Ja, Madame, erwiderte Jasper Hobson, von dieser Seite ist jede Hoffnung geschwunden. Die Strömung reißt uns mit großer Schnelligkeit nach der offenen See hinaus, und können wir blos noch auf die Begegnung eines Walfängers rechnen, der in Sicht der Insel vorüber käme.
    – Könnte uns indeß die Strömung, fragte die Reisende, wenn auch nicht gegen das Festland, so doch einer der Inseln im Behrings-Meere zutreiben?«
    Wirklichschimmerte in dieser Möglichkeit noch eine schwache Hoffnung, an die sich die Halbverzweifelten anklammerten, wie der Ertrinkende an das schwächste Brett. An Inseln fehlte es ja nicht in jenen Theilen des Behrings-Meeres, da waren St. Laurent, St. Mathieu, Nouniwak, St. Paul, Georg u.a.m Von St. Laurent, einer ziemlich umfangreichen Insel mit vielen benachbarten Eilanden, trennte die schwimmende Insel jetzt kein zu großer Zwischenraum, und beim Verfehlen jener durfte man noch auf den unterbrochenen Bogen der Aleuten rechnen, der das Behrings-Meer im Süden abschließt.
    Ja, St. Laurent konnte zum Rettungshafen für die Verschlagenen werden! Und wenn nicht dieses, dann St. Mathieu oder die Gruppe kleiner Inseln, deren Mittelpunkt letztere bildet. Die Aleuten noch zu erreichen, war bei ihrer Entfernung von mehr als achthundert Meilen kaum zu erwarten. Vorher, lange vorher mußte die gleichsam untergrabene Insel Victoria von dem wärmeren Wasser gelöst, von den Strahlen der Sonne, die schon in das Zeichen der Zwillinge trat, geschmolzen sein.
    Jedenfalls erschien diese Annahme begründet. In der That ist die Entfernung, bis zu welcher sich das Eis dem Aequator nähert, sehr veränderlich und kleiner in der südlichen, größer in der nördlichen Hemisphäre. Nicht gar selten begegnet man jenem noch in der Breite des Cap der Guten Hoffnung, d.h. etwa in der siebenunddreißigsten Parallele, während die dem Arktischen Meere entstammenden Eisberge noch niemals den vierzigsten Grad der Breite überschritten. Offenbar steht aber die Schmelzungsgrenze des Eises mit der Temperatur in bestimmtem Verhältnisse und hängt wesentlich von klimatischen Bedingungen ab. Nach langen Wintern tritt das Eis noch unter niedreren Breiten auf; bei frühzeitigem Thauwetter ist natürlich das Gegentheil der Fall.
    So verhielt es sich aber bei dem zeitigen Frühlinge des Jahres 1861, welcher die Schmelzung der Insel Victoria um ebenso viel früher herbeiführen mußte. Schon färbte sich das Wasser des Behrings-Meeres grünlich und verlor sein bläuliches Aussehen, das ihm nach dem Berichte des Seefahrers Hudson bei Annäherung von Eisbergen eigenthümlich sein soll. Jetzt, da nun die Schaluppe fehlte, stand eine Katastrophe jeden Augenblick zu befürchten.
    Jasper Hobson suchte eine solche dadurch abzuwenden, daß er ein hinreichend großes Floß zimmern ließ, um im Nothfalle die ganze kleine Colonie aufzunehmen und wohl oder

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