Das Land der Pelze
Anspruch. Es hieße übertreiben, wollte man behaupten, daß Jasper Hobson und Mac Nap durch jenes etwas urwüchsige Verfahren einen schönen, fetten, von fremden Körpern freien Kalk, der sich leicht in Wasser löscht, viel Bindekraft hat und auch mit größeren Mengen Wasser und Sand einen festen Mörtel bildet, erzielt hätten. Doch war er mindestens von solcher Beschaffenheit, daß er zu Tafeln verarbeitet und zum Essenbau verwendet werden konnte. Binnen wenigen Tagen erhoben sich also zwei conische Rauchfänge über dem Dachstuhl, deren Stärke sie auch gegen die heftigsten Windstöße sicherte.
Mrs. Paulina Barnett beglückwünschte den Lieutenant, so wie den Zimmermann Mac Nap, das schwierige Werk so gut und in so kurzer Zeit durchgeführt zu haben.
»Vorausgesetzt, daß Ihre Kamine nicht rauchen! setzte sie schelmisch hinzu.
– Sie werden rauchen, Madame, entgegnete philosophisch Jasper Hobson, sie sollen rauchen, verlassen Sie sich darauf. Es rauchen ja alle Essen!«
Im Zeitraume eines Monats wurde das große Werk vollständig zu Ende gebracht. Am 6. August sollte die Einweihung des Hauses stattfinden. Während aber Mac Nap mit seinen Leuten unausgesetzt arbeitete, hatten Sergeant Long, Corporal Joliffe – Mrs. Joliffe stand dem Departement der Küche vor –, und die beiden Jäger Marbre und Sabine unter Anführung Jasper Hobson’s die weiteren Umgebungen des Cap Bathurst durchstreift. Zu ihrer Befriedigung hatten sie von dem Ueberflusse an Pelzthieren und Geflügel Kenntniß genommen. Eigentliche Jagden waren zwar noch nicht angestellt worden, da vorläufig die Auskundschaftung des Terrains mehr in Betracht kam; dennoch singen sie dabei einige Rennthierpärchen lebend ein, welche man zu zähmen beschloß. Diese Thiere sollten sich vermehren und Milch liefern. Man brachte sie also baldigst innerhalb einer Umzäunung unter, welche ein halbes hundert Schritte weit vom Hause ab errichtet wurde. Mac Nap’s Frau verstand sich, als Indianerin von Geburt, auf die Behandlung jener Thiere, und demnach wurde ihr die specielle Fürsorge um dieselben übertragen.
Mrs. Paulina Barnett, und Madge natürlich mit ihr, wollte sich auch ihren Beitrag an der inneren Einrichtung nicht nehmen lassen, und bald machte sich der Einfluß dieser intelligenten und guten Frau bei einer Menge Einzelheiten, welche Jasper Hobson und seinen Leuten wahrscheinlich nie in den Sinn gekommen wären, recht angenehm fühlbar.
Nach Durchwanderung des Terrains im Umkreise einiger Meilen erkannte der Lieutenant, daß dasselbe eine ausgedehnte Halbinsel von etwa hundertundfünfzig Quadratmeilen bilde. Eine höchstens vier Meilen breite Landenge heftete dieselbe an das Festland Amerikas und erstreckte sich vom hintersten Theile der Washburn-Bai im Osten bis zu einer entsprechenden Ausbuchtung der entgegengesetzten Seite. Die Begrenzung dieser Halbinsel, welche der Lieutenant »Halbinsel Victoria« taufte, war also sehr deutlich erkennbar.
Jasper Hobson wünschte hierauf auch kennen zu lernen, was die Lagune und das Meer hier wohl zu bieten vermöchten.
Auch damit konnte er recht zufrieden sein. Das nur seichte, aber sehr fischreiche Wasser der Lagune enthielt Seeforellen, Hechte und andere Süßwasserfische in großer Menge; in dem kleinen Flusse tummelten sich Lachse und wimmelnde Haufen von Weißfischen und Stinten. Das Meer erschien an der Küste minder bevölkert, als die Lagune. Von Zeit zu Zeit sah man aber in der Ferne große Spritzfische, Wale und Pottfische, welche vor der Harpune der Walfischjäger aus der Behrings-Straße entflohen sein mochten, vorüberziehen, und erschien es deshalb nicht unmöglich, daß auch einmal ein solcher Seeriese auf der Küste stranden könne. Es war dies wohl der einzige Weg, auf welchem die Colonisten des Cap Bathurst sich eines solchen bemächtigen konnten. Die westliche Seite der Küste zeigte sich zur Zeit von zahlreichen Robbenfamilien belebt; Jasper Hobson empfahl aber seinen Leuten, jetzt nicht unnützer Weise auf diese Jagd zu machen. Später werde man sehen, ob sich das als vortheilhaft empfehle.
Am 6. August also nahmen die Colonisten des Cap Bathurst von ihrer neuen Wohnung Besitz. Vorher gaben sie ihr, nach allgemeiner Besprechung darüber, einstimmig einen Namen von guter Vorbedeutung.
Man nannte diese Wohnung, oder vielmehr dieses Fort – für jetzt den am weitesten vorgeschobenen Posten auf dem amerikanischen Festlande – Fort-Esperance.
Wenn aber dieser Name auch auf den
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