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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den einzigen Zuwachs der Nahrungsvorräthe. Polarhasen, welche sich in diesen Gebieten stark zu vermehren schienen, hatten daran beträchtlichen Antheil. Sie erschienen weniger flüchtig, als ihre europäischen Stammverwandten, und kamen leicht zum Schusse. Es waren große, langohrige Nagethiere mit braunen Augen und einem weißen, dem Flaum der Schwäne ähnlichen Pelze. Die Jäger erbeuteten eine große Zahl solcher Thiere, deren Fleisch besonders schmackhaft ist. Hundertweise wurden sie geräuchert, ohne die zu zählen, welche sich unter den Händen der geschickten Mrs. Joliffe in ganz köstliche Pasteten verwandelten.
    Während aber auf diese Weise die Hilfsquellen für die Zukunft geschaffen wurden, vernachlässigte man auch das Tagesbedürfniß nicht. Viele solcher Polarhasen kamen frisch gebraten auf den Tisch, und die Jäger, so wie Mac Nap’s Zimmerleute waren nicht dazu angethan, ein saftiges und wohlschmeckendes Stück Wildpret zu verachten. In Mrs. Joliffe’s Laboratorium unterlagen jene Nagethiere den verschiedensten culinarischen Combinationen; die geschickte Frau übertraf sich zur großen Freude des Corporals selbst, welcher gern Lobsprüche, mit denen auch Niemand karg war, für sie einheimste.
    Einige Wasservögel gewährten dazwischen eine sehr angenehme Abwechselung. Ohne von den Enten zu reden, welche die Lagunenufer bevölkerten, sind hierbei noch einige Vogelarten zu erwähnen, welche an Stellen, wo sich einige magere Weiden angesiedelt hatten, in zahlreichen Gesellschaften vorkamen. Es waren das gewisse Rebhühnerarten, für welche es an fachwissenschaftlichen Namen keineswegs fehlte. Als Mrs. Paulina Barnett zum ersten Male an Sabine die Frage stellte, welches der Name dieser Vögel sei, antwortete der Jäger:
    »Madame, die Indianer nennen sie ›Weiden-Tetras‹, für uns andere Jäger aus Europa aber sind es einfach ›Auerhähne‹.«
    Wirklich hätte man weiße Rebhühner mit großen, an der Schwanzspitze schwarz gesprenkelten Federn zu sehen geglaubt. Sie bildeten ein vorzügliches Wild, das nur schnell an hellem und lebhaftem Feuer gebraten werden mußte.
    Neben diesen verschiedenen Sorten Wildpret lieferten auch die Gewässer des Sees und des kleinen Flusses recht reichliche Gaben. Niemand verstand sich besser auf das Fischen, als der ruhige, friedliche Sergeant Long. Ob er die Fische nun sich an seinem Köder festbeißen, oder auch seine Schnur mit leeren Haken durch das Wasser streifen ließ, – Niemand konnte an Geschick oder Geduld mit ihm wetteifern, höchstens Mrs. Barnett’s Begleiterin, die getreue Madge. Ganze Stunden saßen diese beiden Schüler des berühmten Isaac Walton 1 , die Schnur in der Hand, schweigend neben einander und beobachteten ihre Spule; glücklicher Weise »blieb die Fluth niemals aus«, und Lagune oder Fluß lieferten täglich wahre Prachtexemplare aus der Familie der Lachse.
    Während der Ausflüge, welche bis Ende August fast täglich unternommen wurden, hatten die Jäger auch nicht selten Begegnungen mit gefährlicheren Thieren. Nicht ohne Besorgniß überzeugte sich Jasper Hobson, daß Bären auf diesem Theile des Gebietes sehr zahlreich waren. Kaum verging ein Tag, an dem nicht eine Meldung über die Anwesenheit einiger dieser furchtbaren Raubthiere einlief, und mancher Flintenschuß galt diesen gefährlichen Besuchern. Bald war es eine Bande jener braunen Bären, welche im ganzen Gebiete des Verwünschten Landes so häufig sind, bald eine Familie ungeheuer großer Polarbären, von denen der erste Frost dem Cap Bathurst wohl noch eine beträchtlichere Menge zuführen mußte. Wirklich erzählen die Berichte über Durchwinterungen, daß Forscher oder Walfänger fast Tag für Tag von diesem Raubgesindel belästigt wurden.
    Marbre und Sabine sahen auch zu wiederholten Malen ganze Banden von Wölfen, welche aber bei Annäherung der Jäger wie eine abfließende Woge davonflohen. »Bellen« hörte man sie vorzüglich, wenn sie Rennthiere oder Wapitis aufgespürt hatten. Es waren das große, graue, drei Fuß hohe Wölfe mit langen Schwänzen, deren Felle mit Annäherung des Winters erbleichten. Dieses wenig bevölkerte Gebiet bot ihnen leicht ihre Nahrung, so daß sie hier überhand nahmen. Häufiger begegnete man auch an buschigeren Stellen Löchern mit mehreren Eingängen, in welchen diese Thiere, ähnlich den Füchsen, sich unter der Erde verkrochen. Zu dieser Zeit des üppigen Futters flohen sie die Jäger, sobald sie diese gewahr wurden, mit aller

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