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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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werden wir noch etwas verziehen müssen, bevor sich die Magazine der Compagnie füllen, da jetzt auch nicht die geeignete Zeit ist, Zobel, Hermelins, Füchse und andere Pelzthiere zu jagen. Diese haben heute ihren Winterpelz noch nicht, und ihre Felle würden fünfundzwanzig Procent minder werth sein, wenn man sie jetzt einsammelte. Nein; vorläufig begnügen wir uns damit, die Speisekammern des Fort-Esperance zu füllen. Rennthiere, Elenns, Wapitis, wenn solche bis in diese Gegenden herausgekommen sind, sollen allein das Ziel unserer Jäger sein. Zwanzig Personen und ein Schock Hunde zu ernähren ist schon der Mühe, der Ueberlegung werth!«
    Man ersieht hieraus, daß der Lieutenant ein ordnungsliebender Mann war. Er wollte in Allem Methode haben, und wenn seine Genossen ihn einsichtig unterstützten, hoffte er seine schwierige Aufgabe glücklich zu Ende zu führen.
    Das Wetter blieb zu dieser Jahreszeit fast unveränderlich schön. Vor fünf Wochen war der Eintritt von Schnee noch nicht zu erwarten. Jasper Hobson ließ also nach Vollendung des Hauptgebäudes rüstig weiter zimmern und einen geräumigen Stall zur Unterbringung der Hunde errichten. Dieses »
Dog-house
« wurde am Fuße des Vorgebirges, an dessen Abhang angelehnt, und etwa vierzig Fuß zur Rechten des Hauses erbaut. Die Soldatenwohnungen sollten jenem Stalle gegenüber, links vom Hause hergestellt werden, während das Pulvermagazin innerhalb der Umplankung vor dasselbe zu stehen kommen sollte.
    Diese Umplankung beschloß Jasper Hobson in Folge vielleicht etwas übertriebener Vorsicht, noch vor dem Winter zu vollenden. Tüchtige, aus zugespitzten Pfählen bestehende, tief eingerammte Palissaden sollten die Factorei ebenso gegen Angriffe durch Thiere, wie gegen einen solchen durch Menschen schützen, im Fall sich feindliche Indianer oder Andere zeigten. Der Lieutenant konnte die Spuren nicht vergessen, denen er kaum zweihundert Meilen von Fort-Esperance begegnet war. Er kannte das Ungestüm solcher nomadisirenden Jäger, und hielt es für besser, auf jeden Fall gegen einen Handstreich gesichert zu sein. Die Umwallung wurde also abgesteckt, und unterließ Mac Nap nicht, an den beiden vorderen Winkeln, welche das Ufer der Lagune deckten, zwei Wartthürme aus Holz zum Schutze der Wachhabenden zu erbauen.
    Mit ein wenig Fleiß – und seine wackeren Werkleute arbeiteten ohne Unterlaß – war es wohl möglich, diese Schutzbauten noch vor dem Winter zu Ende zu führen.
    Während dieser Zeit veranstaltete Jasper Hobson mehrere Jagden. Die Expedition auf die Robben verschob er noch einige Tage, und stellte vielmehr den großen Wiederkäuern nach, deren getrocknetes und conservirtes Fleisch die Versorgung des Forts während der schlechten Jahreszeit sichern sollte.
    So durchstreiften also Sabine und Marbre, vom 8. August ab, manchmal vom Lieutenant und Sergeant Long begleitet, tagtäglich in einem Umkreise von mehreren Meilen das Land. Nicht selten schloß sich ihnen auch die unermüdliche Mrs. Paulina Barnett an, handhabte ihr Gewehr mit allem Geschick, und stand nach keiner Seite hinter ihren Jagdgenossen zurück.
    Diese Ausflüge während des ganzen Monats August waren sehr ergiebig, und der Proviantvorrath auf dem Hausboden nahm sichtlich zu. Freilich war Sabine und Marbre auch keine in diesen Gebieten anwendbare Jägerlist, vorzüglich auch in Bezug auf die außerordentlich scheuen Rennthiere, unbekannt. Welche Mühe verwandten sie darauf, jenen hinter den Wind zu kommen, um nicht durch den so scharfen Geruchssinn dieser Thiere vorzeitig entdeckt zu werden. Manchmal lockten sie dieselben dadurch heran, daß sie über den Zwergbirken irgend ein schönes Geweih, eine Trophäe früherer Jagden, hin und her bewegten, worauf sich die Rennthiere – oder vielmehr die »Caribous«, um ihnen ihren indianischen Namen wieder zu ertheilen – den Jägern getäuscht näherten, und in bequemer Schußweite sicher erlegt wurden. Manchmal verrieth auch ein sogenannter »Angeber«, eine Marbre und Sabine wohlbekannte, taubengroße Art Tageule, das Versteck der Caribous. Er lockte die Jäger durch einen scharfen Schrei, ähnlich dem eines Kindes, heran, und rechtfertigte also den Namen eines »Anzeigers«, den ihm die Indianer gaben. Wohl fünfzig solcher Thiere wurden erlegt. Ihr in lange Streifen zerlegtes Fleisch lieferte eine ansehnliche Menge Proviant, und ihre lohgar gemachten Häute sollten zur Ausbesserung des Schuhwerks dienen.
    Die Caribous lieferten aber nicht

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