Das Land der Pelze
verschließen waren.
Mac Nap bediente sich dazu mit bestem Erfolge des Kalfaterns, wodurch man ja die Schiffe so vollkommen dichtet, wie es durch ein bloßes Ausfugen nie zu erreichen wäre. An Stelle des zum Kalfatern gebräuchlichen Hanfes benutzte man hier gewisse Moosarten, welche auf dem östlichen Abhange des Cap Bathurst überreichlich vorkamen. Dieses Moos wurde nun zuerst mittels des Kalfatereisens eingetrieben, jede Fuge aber darüber noch mit Fichtenharz, das sich im Ueberfluß vorfand, ausgegossen. Mauern und Decken schlossen hierdurch vollkommen luft-und wasserdicht, und daneben bot ihre Stärke hinreichende Garantie gegen die Winterstürme und den strengen Frost.
Die Thür und die Fenster, welche die Mauerfläche unterbrachen, wurden roh, aber haltbar hergestellt. Als Scheiben dienten in den kleinen Fenstern freilich nur solche hornartige, gelbliche, halb durchsichtige Platten, welche man aus getrocknetem Fischleime gewinnt; doch man mußte wohl damit vorlieb nehmen.
Während der besseren Jahreszeit wurden jene Fenster, der nöthigen Lüftung des Hauses wegen, so wie so offen gehalten werden; während der schlechten aber, wenn in der arktischen Nacht auch der Himmel kein Licht spendete, machte es sich nothwendig, sie immer hermetisch mit dichten, eisenbeschlagenen Klappen zu verschließen, denen man den nöthigen Widerstand gegen die Gewalt des Sturmes zutrauen durfte.
Der innere Ausbau des Hauses wurde bald vollendet. Eine zweite Thür hinter der äußeren in der als Vorraum dienenden Abtheilung gestattete den Ein-und den Austretenden, den Uebergang zwischen der inneren und äußeren Temperatur durch eine dazwischen liegende zu vermitteln. So konnte auch der Wind, selbst wenn er noch so eisig oder mit Feuchtigkeit beladen war, nicht gleich bis zu den Wohnräumen dringen. Uebrigens wurden die Luftpumpen, welche man von Fort-Reliance mitgeführt hatte, sammt dazugehörigem Reservoir, in Stand gesetzt, um die Luft im Innern nach Bedürfniß zu erneuern, wenn der gar zu strenge Frost das Oeffnen der Thür oder eines Fensters unthunlich machen sollte. Die eine dieser Pumpen diente dazu, die durch deletäre Stoffe verdorbene Luft nach außen abzuführen, während die andere reine Luft von außen in das Reservoir einsaugte, von dem aus diese, nach Bedürfniß erwärmt, in die Einzelräume vertheilt werden konnte. Lieutenant Hobson widmete dieser Einrichtung alle Aufmerksamkeit, da man von ihr im Nothfalle große Dienste erwartete.
Das Hauptstück der Küche bildete ein großer gußeiserner Kochofen, den man in Stücke zerlegt von Fort-Reliance aus mitgenommen hatte. Der Schmied Raë vermochte ihn ohne viele Mühe wieder aufzustellen. Mehr Zeit und Ueberlegung erforderte aber die Anlage der Rauchfänge von der Kochmaschine sowohl, als auch von dem Ofen im Saale aus. Blechrohre waren dazu nicht wohl anwendbar, insofern diese den Stürmen zur Zeit der Tag-und Nachtgleiche nicht gewachsen waren; jedenfalls machten sich widerstandsfähigere Materialien hierzu erforderlich. Nach mehreren mißlungenen Bohrversuchen entschied sich Jasper Hobson dahin, ein anderes Material als Holz zu verwenden. Wären Steine zur Hand gewesen, so konnte wohl kaum von großer Schwierigkeit die Rede sein. Aber, wie erwähnt, fehlten diese sonderbarer Weise ganz und gar in der Umgebung des Cap Bathurst. Wie zum Ersatz fanden sich dagegen jene auch schon erwähnten Muscheln im Sande des flachen Ufers zu Millionen.
»Wohlan, sagte Lieutenant Hobson zu Meister Mac Nap, unsere Rauchfänge werden wir also aus Muscheln bauen.
– Aus Muscheln? rief erstaunt der Zimmermann.
– Ja wohl, Mac Nap, wiederholte Jasper Hobson, aus Muscheln, d.h. aus zerstückelten, gebrannten und in Kalk verwandelten Schalen. Aus diesem Kalk formen wir Täfelchen und vermauern sie dann wie gewöhnliche Bausteine.
– Nun, meinetwegen; also aus Muscheln!« stimmte der Zimmermann ein.
Lieutenant Hobson’s Idee war wirklich gut und wurde sofort zur Ausführung gebracht. Das Ufer erwies sich mit einer unerschöpflichen Menge dieser Schalthiere übersäet, welche zum Theil das Kalkgestein der unteren Schichten der Tertiärformation, den sogenannten Muschelkalk, bilden. Mac Nap ließ also einige Tonnen voll sammeln und eine Art Brennofen errichten, in welchem die Kohlensäure, die in jenen mit Kalk gebunden erscheint, ausgetrieben werden sollte. So gewann man einen zum Zweck des Mauerns ganz geeigneten Kalk.
Das Brennen desselben nahm etwa zwölf Stunden in
Weitere Kostenlose Bücher