Das Leben ist ein Baumarkt
Mal vorab gesagt
Wer kennt ihn nicht, den Baumarkt? Das Paradies für alle Heimwerkerkönige, für andere die letzte Hoffnung auf die Lösung ihrer oft selbst gemachten Problembaustellen.
Ob Versicherungsvertreter, Taxifahrer, Arzt, Rentner, Hausfrau oder Student, die Baumarktbesucher haben alle das gleiche Ziel: selber machen. Das macht im Optimalfall nicht nur Spaß, sondern spart auch noch eine Menge Geld. Wenn dabei mal das eine oder andere schiefgeht, ist es ja nicht weiter schlimm, denn schließlich ist man ja Heimwerker und kein Handwerker.
Ein Bad selbst fliesen? Die Einfahrt neu pflastern? Ein paar neue Regale bauen und anschließend noch den neuen Pelletofen montieren? »Alles überhaupt kein Problem! Mach ich, gleich nachdem ich die Trennwände eingezogen und im Anbau die Elektroinstallation angeschlossen habe.«
Wenn man sich auskennt, ist es wohl auch kein Problem. Aber wer kennt sich schon mit allem aus? Also nix wie rein in den Baumarkt und nachgefragt, denn die werden schon wissen, wie das alles geht. Schließlich verkaufen sie ja auch das ganze Zeug, von dem sich viele nicht einmal die Namen merken können, geschweige denn eine Ahnung haben, wofür es gut ist.
Und das ist dann genau der Punkt, an dem jemand wie ich ins Spiel kommt, der Fachberater. Im Idealfall ein freundlicher Mensch mit abgeschlossener handwerklicher Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung, der gut zuhören kann, den genauen Bedarf des Kunden ermittelt, erklärt, wie alles gemacht wird, und ihm anschließend mit ein paar netten Worten die benötigte Ware aushändigt.
Jetzt denken Sie sicher: »So etwas ist mir noch nie passiert. Wo soll es das geben?«
Die Frage ist mit Sicherheit nicht ganz unberechtigt. Ich habe ja auch den Idealfall beschrieben, von dem die Realität oft doch beträchtlich abweicht. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es da auch Baumärkte gibt, in denen es egal ist, ob der Verkäufer der Elektroabteilung früher Bäcker oder Metzger war. Kunden, die einen solchen Markt betreten, kann man nur viel Glück wünschen und hoffen, dass sie sich selbst gut genug auskennen, um zu wissen, was genau sie brauchen. Denn die Mitarbeiter dort weisen meist nur zwei Qualifikationen auf: Sie werden schlecht bezahlt und sind verdammt schnell.
Wobei sich verdammt schnell nicht auf ihre Arbeitsweise bezieht, sondern auf die Geschwindigkeit, mit der sie sich vor herannahenden Kunden verstecken können. Ob diese Verkäufer das nun so von ihrem Chef gezeigt bekommen haben oder ob es eine Art Selbstschutz vor der Beantwortung von Fragen ist, deren Antwort sie nicht kennen, wurde bis jetzt noch nicht genau erforscht.
Übrigens: Es ist zwecklos, einen Verkäufer zu verfolgen, der vor Ihnen auf der Flucht ist. Meistens kennt er jeden noch so versteckten Winkel im Markt und jede Abkürzung, sodass er Sie bereits nach wenigen Metern abhängen würde.
Auch lohnt es sich nicht, auf einen Verkäufer zu warten, der bereits von anderen Kunden gestellt wurde und sich in einem Beratungsgespräch befindet. Denn neben Schnelligkeit verfügt er auch über extreme Ausdauer und kann so selbst die Beratung für einen einfachen Schraubendreher auf Stunden ausdehnen. Für den Fall, dass Sie genügend Zeit mitgebracht haben und das Ende der Beratung locker abwarten können, kann ich Ihnen nur den einen Tipp geben: Lassen Sie den Verkäufer die ganze Zeit nicht aus den Augen, bis sie ganz sicher das gefunden haben, wonach sie gesucht haben. Da ich selbst auch begeisterter Heimwerker bin und bei Weitem auch nicht alles weiß, spreche ich da aus Erfahrung. Denn mir selbst ist es schon passiert, dass ich auf einen Verkäufer eine Ewigkeit gewartet habe, weil ich einen Tacker suchte, aber keinen fand. Wortlos ging er schließlich mit schnellen Schritten vor mir her, zeigte in ein Regal und sagte: »Da sind die Tacker.« Ich habe dann den Fehler gemacht und auf die Ware geschaut, und bis ich merkte, dass dort keine Preise ausgeschrieben waren, hatte sich der Verkäufer bereits aus dem Staub gemacht. Er war einfach verschwunden.
Auch Verkäufer, die gerade beim Aufbauen eines Musters sind oder ein Regal befüllen, scheinen sichere Opfer für Fragen aller Art zu sein. Doch Vorsicht, der Schein kann trügen.
Kaum haben Sie Ihre Frage gestellt, kommt auch schon die Antwort: »Das ist leider nicht meine Abteilung, aber der Kollege ist gleich im nächsten Gang.«
Ein Ablenkungsmanöver. Während Sie nämlich einmal ums Regal herumlaufen,
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