Das Leben ist ein Kitschroman
hasste!
»So. Ich schau jetzt noch mal nach«, verkündete ich. »Und wenn immer noch nichts da ist, gehe ich zu Ineke ins Geschäft und mache dort die gesamte Buchhaltung.«
Mit großen Schritten ging ich in mein Zimmer und weckte Luises PC aus seinem Dämmerschlaf.
Eine Nachricht. Eine Nachricht von Frau Melzer.
»Andrea!!!« Meine Stimme überschlug sich beinahe. »Sie hat geantwortet!«
Vor lauter Nervosität bekam ich am ganzen Körper Gänsehaut und rannte in den Flur. »Sie hat geschrieben!«
Wie beim letzten Mal öffneten wir gemeinsam die Mail.
Und fielen uns im nächsten Augenblick überglücklich in die Arme.
Liebe Luise,
um es gleich vorwegzunehmen: Wir sind rundherum begeistert. Sowohl der Inhalt der Geschichte, die Leseprobe, als auch das Konzept an sich haben uns überzeugt und ich bin richtig traurig, dass ich das Projekt wegen meines bevorstehenden Mutterschutzurlaubs nicht selber betreuen kann. Aber ein kleiner Trost bleibt: So habe ich in den nächsten Wochen genügend Zeit, Ihre Rezepte nachzukochen.
Zum Ende der Geschichte: Wir haben volles Vertrauen, dass Ihnen da eine pfiffige Lösung einfallen wird.
Diesbezüglich wird sich meine Vertretung bald mit Ihnen in Verbindung setzen.
Wäre es möglich, dass Sie uns die ersten Folgen in den kommenden Wochen zukommen lassen? Das wäre wunderbar.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Arbeit. Anfang August bin ich wieder im Verlag und melde mich bei Ihnen zurück.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Dagmar Melzer
Ich drückte meinem Mitbewohner einen dicken Schmatz auf die Wange. »Dann wollen wir gleich mal loslegen, mh.«
Nachdem ich Frau Melzer geantwortet hatte, setzte mich wieder an Luises Schreibtisch. Die Dialoge flossen mir nur so aus der Feder, und nachdem ich die ersten Seiten vollgekritzelt hatte, ging ich wieder rüber zum PC.
Wieder war eine Nachricht da. Wieder eine vom Verlag.
Liebe Luise Holtmann,
wie Sie bereits erfahren haben, geht Dagmar Melzer in Mutterschutzurlaub und ich werde sie in dieser Zeit vertreten. Da ich die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, gerne persönlich kennenlerne, und erfahren habe, dass Sie direkt vor Ort wohnen, möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen:
Wie wäre es, wenn Sie morgen zu einem Gespräch in den Verlag kommen? Dann können wir uns gemeinsam ein paar Gedanken über das Ende der Geschichte machen. Es ist sicher hilfreich, wenn Sie von vornherein wissen, wie es mit unserer Charlotte in der Geschichte weitergehen wird. Denn ich bin ganz Ihrer Meinung: Sie hat ein Happy End verdient.
Würde Ihnen 10 Uhr passen? Sie finden mich im vierten Stock des Verlagsgebäudes, Zimmer 421.
Ich freue mich, von Ihnen zu hören:
Alex Rossberg,
die Schwangerschaftsvertretung
Ich starrte ungläubig auf den Monitor und fühlte mich wie ein Kind zu Weihnachten. Man wollte mich kennenlernen, mit mir brainstormen ... Die nahmen mich ernst!
Ich ließ mich in den Stuhl zurückfallen und boxte mit beiden Fäusten in die Luft. Ich würde es schaffen! Und mich heute noch bei Daniel erkundigen, wann Krause zurückkam, damit ich ihm möglichst bald verklickern konnte, dass es mit uns beiden nichts werden würde und er sich eine andere für seine stinklangweilige Firma suchen konnte. Aber hallo!
35
Ich war mir ganz sicher, in meinem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen zu sein wie an diesem Freitag.
Die halbe Nacht hatte ich fiktive Gespräche mit dieser Frau Rossberg geführt und versucht, dabei so professionell wie möglich rüberzukommen. Im Bett hatte das ganz gut funktioniert, aber als ich unter der Dusche stand, hatte ich das Gefühl, dass mein ganzes Selbstbewusstsein im Abfluss verschwand.
Andrea hatte zur Feier des Tages ein tolles Frühstück vorbereitet, aber ich bekam keinen Bissen herunter. Alles in mir schien verknotet und mein Magen akzeptierte lediglich Milchkaffee.
»Du wirst sehen«, versuchte er mich zu beruhigen, »wenn du erst mal da bist, läuft das wie von selber. Und wie ich dich kenne, fällt dir im Gespräch auch gleich eine geniale Lösung für das Ende der Geschichte ein und heute Abend schwebst du vor Glück.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, brummte ich. »Meinst du, ich kann so gehen?« Ich trug eine schwarze Jeans, die nicht zu gepflegt, aber auch nicht zu verwaschen aussah und dazu mein türkises Glückshemd.
»Du siehst super aus«, fand Andrea. »Das Türkis lässt deine Augen strahlen und hebt den Honigton deiner Haare hervor.«
Honigton? Man merkte, dass der Mann sich
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