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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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Klasse der Internationalen Schule; Elias war noch ein Baby. Es war ein paar Wochen vor Weihnachten. Mein Vorschlag: Barbara sollte mit den Buben nach Miami fliegen, wo wir eine Wohnung auf Fisher Island hatten, und ich sollte an Weihnachten nachkommen. Das würde uns etwas Luft verschaffen. Die vier Wochen bis dahin würden hoffentlich ausreichen, um etwas auf Distanz zu gehen und durch die Entfernung eine andere Sicht auf die Dinge zu erlangen. Auf diese Variante einigten wir uns. Mit dem Zusatz, dass die Öffentlichkeit von alldem nichts erfahren sollte.

    Lange Jahre war ein Apartment in diesem Anwesen auf Fisher Island der Rückzugsort der Familie Becker
    © PHOTOLINK ONLINE LLC. / action press
    Dass dies gründlich in die Hose ging, ist inzwischen bekannt. Aber mit diesem ehrenwerten Plan haben wir uns in München verabschiedet. Ich hatte Wagen und Fahrer organisiert, und an besagtem Morgen ist Barbara mit den beiden Jungs und einem Haufen Koffer zum Flughafen gefahren. Das alles fand in respektvoller Atmosphäre statt. Die drei sind nach Miami geflogen und haben sich in unserer Wohnung auf Fisher Island einquartiert. Doch von da an bekam ich keinerlei Lebenszeichen mehr. Ungefähr acht Tage lang. Nichts! Kein Anruf, keine SMS, keine E-Mail, kein Sterbenswörtchen. Und da wird man – als Vater, aber natürlich auch als Ehemann – ziemlich nervös.
    Als ich Barbara schließlich an die Strippe bekam, fragte ich sie, wie es ihr gehe und ob mit Noah und Elias alles in Ordnung sei. Sie antwortete daraufhin kühl, dass die Kids nicht mit mir sprechen wollten. Das konnte ich nicht glauben! Ich versuchte, mich zu sammeln, und bat Barbara, sie solle mir bitte Noah ans Telefon holen. Doch sie lehnte ab, er sei gerade nicht da. Was sollte das? Ein böses Spiel? Das machte mich nicht nur noch mehr nervös, sondern auch misstrauisch. Irgendetwas lief in die komplett falsche Richtung. Ich musste sofort dorthin und nach dem Rechten sehen!
    Warum, könnte man sich fragen, habe ich mich nicht direkt in den nächsten Flieger gesetzt? Gute Frage! Die Antwort klingt nach Ausflucht, entspricht aber den Tatsachen. Ich hatte in München Stress ohne Ende. Mein Steuerprozess und das ganze Drama um meine gerade geborene Tochter Anna mit Angela Ermakowa waren in vollem Gange. Ich hatte also neben meinen Eheproblemen noch zwei weitere, riesige Baustellen. Rückblickend ist mir klar: Das war die schwierigste und dunkelste Zeit meines Lebens. Alles brach um mich herum zusammen.
    Aber es sollte noch schlimmer kommen. Die Lage auf Fisher Island wurde immer verworrener. Nachdem ich meine Söhne zwölf Tage nicht hatte sprechen können, bin ich nach Miami geflogen, um die Situation vor Ort zu klären. Auf Fisher Island war alles wie ausgestorben. Ich war sofort auf 180. Irgendetwas passierte da hinter meinem Rücken. Ich habe überall herumtelefoniert, aber keiner wusste, wo Barbara und meine Söhne waren. In meiner Not rief ich schließlich bei Tarik, einem gemeinsamen Freund von uns, an und fragte ihn, ob er wisse, wo meine Familie sei. Die seien bei ihm, antwortete er. Okay, sagte ich, dann komme ich jetzt vorbei. Nein, das gehe nicht, antwortete Tarik, das wolle meine Frau nicht. An diesem Punkt wurde ich ziemlich ungehalten und fragte ihn, was das bitte solle. »Boris«, bat mich der bedrängte Tarik, »werde jetzt nicht sauer. Irgendetwas scheint zwischen euch vorgefallen zu sein. Barbara ist momentan sehr nervös. Ich erlaube dir jedenfalls nicht, in mein Haus zu kommen«. Um es kurz zu machen: Tarik drohte mit der Polizei! Ich knallte den Hörer auf und brach auf.
    Keine gute Idee in diesem Ausnahmezustand. Aber mein Gott, wenn man aufgebracht ist, ist man nicht ganz zurechnungsfähig. Und das Gefühlsgemisch »erschrocken+enttäuscht+wütend« ist echt explosiv. Barbara war mit unserem Auto unterwegs. Ich bin also zu Fuß zur Fähre marschiert, die Fisher Island mit dem Festland verbindet. Und just in diesem Moment zog ein fürchterliches Gewitter auf. Ich hatte die Wohnung trocken verlassen und war nun binnen weniger Minuten nass bis auf die Haut. Heute bin ich dem lieben Gott dankbar für dieses Donnerwetter: Es hat mich wieder zur Besinnung gebracht. Mir wurde klar, dass ich in dieser Verfassung für gar nichts mehr garantieren konnte. »Beruhige dich, Boris, morgen ist auch noch ein Tag. Geh nach Hause, trink ein Bier und schlaf dich aus! Das hat jetzt alles keinen Sinn«. Ich hatte zu allem Überfluss auch einen Mörder-Jetlag.

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