Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
kämpfte sich durch den Berliner Verkehr, und wir haben eine halbe Stunde Zeit, alles zu besprechen. Wirklich alles?
Auf dem Weg zur Bamb i -Verleihung im Dezember 2000: Interview mit meinem späteren Biografen und Co-Autor Christian Schommers
© Roba Press
Diese erste Begegnung habe ich nicht vergessen, weil es für mich ein trauriger Tag war. Wir saßen im Fond eines schwarzen S-Klasse-Mercedes und sprachen über das Ende meiner Ehe mit Barbara, das ich vier Tage vorher hatte öffentlich machen müssen, über das Ende meiner aktiven Tenniskarriere, meine beruflichen Ambitionen, meine Gefühle und Ängste. Christian Schommers arbeitete seinerzeit als Society- Reporter für ein People-Magazin. Keine Ahnung, ob er damals auf meinen Seelenstriptease vorbereitet war, aber mir tat es gut, einmal alles auf den Tisch zu legen. Der Gala -Titel, der ein paar Tage später erschien, zeigte ein ganzseitiges Foto von Barbara und mir und darunter nur die Frage: »Warum?« Eine opulente Fotostrecke folgte und dann das Interview, das wir auf dem Rücksitz des Shuttlewagens geführt hatten. Die Berichterstattung war, das muss ich zugeben, vergleichsweise fair. Aber natürlich fehlten Details, Zusammenhänge wurden verkürzt dargestellt, manches klang zu eilig, zu vorschnell. Die Frage ist: Kann man während einer halbstündigen Autofahrt wirklich klären, warum die große Liebe und eine Familie, die mir seinerzeit alles bedeutet hat, gescheitert ist? Die Antwort lautet ganz eindeutig Nein.
So berichteten die Medien über das Ende des Traumpaars: Hier der Titel der Gala vom 7. Dezember 2000
© GALA
Und genau das führte letztendlich zu diesem Buch. In einer zeitlich begrenzten Interviewsituation kann man nicht in die Tiefe gehen, nicht erklären, was einen bewegt, oder die Facetten einer solchen Trennung beschreiben. Weil immer die Zeit dazu fehlt. Oder die Lust. Oder beides. Dann bleibt man an der Oberfläche, und das ist ärgerlich, weil es für mich meist um existenzielle Themen und Gefühle geht. Und ich gebe offen zu: Manchmal will ich auch gar nicht tiefer einsteigen in die Materie. Will das Private privat sein lassen, will nicht gläserner sein, als ich es ohnehin schon bin. Als Person des öffentlichen Interesses hat man nur eine eingeschränkte Privatsphäre. Ob man es will oder nicht – der private, eigentlich gesicherte Raum wird vor den Augen der Öffentlichkeit ausgebreitet. Dann aber, bitte schön, kann ich auch meine Version erzählen. Und zwar ungeschminkt, ehrlich und geradeheraus!
In den folgenden zwölf Jahren seit unserer ersten Begegnung schrieb Christian Schommers immer wieder über mich. Für Gala , für BILD , für die BUNTE , für Closer . Die Schlagzeilen, Interviews und Storys waren zwar nicht immer angenehm für mich, aber unter dem Strich konnte man sagen: »Hart, aber fair!« Als ich mich schließlich dazu durchrang, ein Buch zu schreiben, rief ich ihn an und erklärte ihm mein Vorhaben und dass ich ihn gerne als Mitstreiter, als Kritiker, als Autor hätte. Wir trafen uns in München, Kitzbühel, London, Mallorca, Ibiza, Dubai, Miami, Sankt Moritz, New York und … Leimen. Für dieses Buch sind wir – zusammen mit den Fotografen Jan Knoff und Michael Wilfing – an alle wichtigen Orte meines Lebens gereist. Wir gingen in Klausur, führten lange Gespräche. Kritisch, nachdenklich, detektivisch. So hatte ich mir das vorgestellt! Keine Frage war tabu, alles kam auf den Tisch. Angenehme ebenso wie unangenehme Dinge. Was tue ich den lieben langen Tag, wie lebe ich in London, wie bin ich privat, beruflich und wirtschaftlich aufgestellt? Wie war das mit den Frauen in meinem Leben? Wo sehe ich mich in zehn Jahren? Was ist da mit meiner angeblich gepfändeten Finca auf Mallorca, die vor der Zwangsversteigerung stehen soll? Was mit den Geldforderungen aus Firmenpleiten? Was mit der Anzeige des Pfarrers, der mich und Lilly in Sankt Moritz traute?
Die Zielvorgabe lautete: keine Maske, kein doppelter Boden, keine aufgehübschte, für die Öffentlichkeit zurechtgezupfte Version. Das fiel mir weiß Gott nicht immer leicht. Denn in dieser Autobiografie werden meine Fehler, Krisen und Skandale ebenso schonungslos beleuchtet wie die der anderen. Das Hin und Her unserer zahlreichen Gespräche war einem Tennismatch sehr ähnlich. Aufschlag. Return. Vorteil Becker. Spiel, Satz und Sieg. Euphorie und Jubel. Oder auch: Spiel, Satz – und Niederlage. Trauer und Verzweiflung.
Zu Besuch in Leimen bei meiner Mutter
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