Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
weiß, wurde die Villa des Musikers und Produzenten Michael Cretu abgerissen. Der Enigma-Erfinder und Sandra-Ehemann/Produzent verließ daraufhin Ibiza im Zorn. Auch ich musste Lehrgeld zahlen. Dazu ein weiteres Zitat aus der Mallorca Zeitung vom 17.10.2012: »Bauverstöße, Bußgelder und Gerichtsverfahren störten das schon seit Jahren zum Verkauf stehende Inselidyll. Kleines Trostpflaster: Weil der Inselrat ihm einst eine zu hohe Strafe wegen eines Schwarzbaus auf dem über 26 Hektar großen Landsitz aufgebrummt hatte, steht ihm nun eine Rückzahlung in Höhe von 20.000 Euro zu. Wann Becker dieses Geld bekommt, ist ebenso unklar.« » Hier auf Mallorca warten schließlich noch viele andere auf ihr Geld « , so Pedro Feliú, mein spanischer Anwalt.
Falsche Beratung, meine ausgesprochene Dickköpfigkeit und fehlendes Fingerspitzengefühl im Umgang mit den mallorquinischen Behörden waren die Gemengelage beim Bau der Finca. Keine gute, wie ich inzwischen gelernt habe. Ich will mich gar nicht davon freisprechen, dass man als Privilegierter annimmt, alle Ampeln stünden immer auf Grün und man habe eingebaute Vorfahrt. Genau das wurde einem ja jahrelang eingeredet. »Du bist der Beste, der Größte. Dir kann keiner was« – all dieser Mutmach-Unsinn, dieser Egoboost-Talk, der vielleicht vor einem wichtigen Match hilft, aber nicht im wahren Leben. Unsere Villa in München-Bogenhausen, wo wir früher wohnten, habe ich zwar nicht neu gebaut, aber komplett um- und ausbauen lassen. Und das war einfacher und lief viel entspannter ab als alles, was ich auf Mallorca diesbezüglich erlebt habe. Da sieht man sich als Bauherr mit Problemen konfrontiert, die es in Deutschland so gar nicht gibt. Mit dem Verkauf der Münchner Villa habe ich wirtschaftlich einen guten Schnitt gemacht und die Summe in Euro bekommen, die ich in D-Mark investiert hatte. Auch deshalb schaue ich bis heute nach Immobilien, die man kaufen und gewinnbringend wieder veräußern kann.
Bauen auf Mallorca ist wirklich kein Spaziergang: immer wieder neue Bestimmungen, immer wieder Ärger
© Stein, Erik / action press
Aber zurück nach Artà: Als ich das riesige Grundstück auf Mallorca 1997 für »’n Appel und ’n Ei« gekauft habe, war es ein Acker. Ich habe zusammen mit Barbara daraus ein Anwesen gemacht.
Dazu ein weiteres Zitat aus der Akte Becker: »Doch (…) von Beginn an gestaltete sich Beckers Finca-Traum (…) als Desaster. Ausgerechnet Artà, weit weg vom übrigen deutschen Jetset im Südwesten und Ende der 90er-Jahre ein Hort der Deutschen-Ressentiments, hatte er sich dafür ausgesucht. Sein Bauvorhaben überstieg um fast die Hälfte die erlaubte bebaubare Fläche. Offensichtlich hatte Beckers Baufirma Status Artà SL sowie auch die Bauabteilung der Gemeinde auf einen riskanten Deal für eine Ausnahmegenehmigung gesetzt, die schließlich platzte. Im Jahr 2003 musste ein großer Teil wieder abgerissen werden. ›Son Coll ‹ bestand beim Kauf aus acht einzelnen Parzellen, die eigentlich für Einfamilienhäuser vorgesehen waren. Becker legte einige davon zusammen, um so eine einzige größere Immobilie bauen zu können. Dazu wäre jedoch eine Änderung der Bauvorschriften in Artà notwendig gewesen. Zunächst sah es auch ganz danach aus, als ob diese Änderung möglich wäre. In Artàs Gemeinderat wollte nur der Vertreter der Grünen, Julen Adrian (54), die › skandalöse Vorzugsbehandlung ‹ unbedingt verhindern. › Ich glaube, in der Gemeinde hatten sie Becker glauben lassen, dass die Änderung eine reine Formsache ist. Und in der Bauabteilung herrschte furchtbares Chaos. Sie werden ihm gesagt haben: Mach dir keine Sorgen. Da passiert nichts ‹ , sagt der frühere Stadtrat. Doch was man in Artà offenbar nicht bedacht hatte, war die notwendige Billigung des Inselrats als Aufsichtsbehörde.« [Silke Droll, Mallorca Zeitung vom 14.9.2012]
Es ging einigen ziemlich gegen den Strich, dass ich – stur, wie ich bin – letztendlich meine Vorstellungen umgesetzt habe und die Ausdauer besaß, solch ein Projekt durchzuziehen. Und was heute da steht, ist ein traumhaftes, extrem hochwertiges Anwesen, in dem ich gemeinsam mit meiner Familie herrliche Sommerurlaube verbracht habe. Selbst der jahrelange Ärger und die damit einhergehende schlechte Presse konnten mir das Vergnügen an »Son Coll« nicht vergällen. Noch einmal ein Auszug aus einem Artikel in der Mallorca Zeitung : »Bereits am 3. Mai [2011] wurde der entsprechende Beschluss erlassen.
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