Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
klassische Manager, sondern er hat mir in all den Jahren Betriebswirtschaftslehre à la Cleven beigebracht. Es war »learning on the job« – Holdings, Steuerrecht, Strukturbildung, das alles bekam ich jeden Tag aufs Butterbrot geschmiert. Das hat mir sehr geholfen.
Das Trio »Tiriac, Meyer-Wölden und Cleven« war ein Glück für mich. Sie waren echte Mentoren. Die Leute, die danach kamen – Nikolaus Becker, Thomas Deissenberger, Peer Zeeberg und Michael Caudera –, waren eher Unterhändler für die Marke Boris Becker. Angestellte. Tiriac, Meyer-Wölden und Cleven waren frei und unabhängig. Heute halte ich – auf der Basis all meiner Erfahrungen – das geschäftliche Zepter lieber selbst in der Hand.
9. SIEGE SIND SCHÖN, ABER AN NIEDERLAGEN WÄCHST MAN!
War ich zu blauäugig? Meine gemischten Erfahrungen als Businessman
Es heißt: Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waise. Ganz klar: Der Übergang vom aktiven Sport in die raue Geschäftswelt verlief für mich weiß Gott nicht reibungslos und sicher nicht immer nach Wunsch. Sic transit gloria mundi , der Ruhm der Welt vergeht schnell. Das musste ich am eigenen Leib erfahren. Gestern noch der Tennisheld in strahlender Rüstung, morgen der Loser in Nadelstreifen, dem Gewand der Geschäftswelt. In kurzen Hosen ein Sieger, in der Ellenbogengesellschaft der Businessleute ein Opfer? Nein! Diese holzschnittartige Schwarz-Weiß-Malerei, die für die Öffentlichkeit so gerne vorgezeichnet wurde, trifft die Sache nur ungenügend. Klar ist: Ich musste sehr schnell sehr viel lernen, um falsche Freunde auf meinem Radar zu orten, meine sportliche Naivität und Vertrauensseligkeit abzustellen und die oft rücksichtslose Grammatik des Geschäfte machens zu kapieren. Auf dem Tennisplatz gibt’s klare Regeln. Da ist mal ein Ball im Aus, der drin war, da berührt ein Ball das Netz und bringt dich in Vorteil, aber eigentlich ist alles ganz klar geregelt: love – 15, advantage, deuce, tiebreak, Spiel, Satz und Sieg. Im sogenannten wahren Leben dagegen sind die Deutungsmöglichkeiten mannigfaltig, und die Deutungshoheit liegt oft genug allein und ausschließlich bei der vierten Kraft im Staat, den Medien. Das ist auch gut so, aber leider bleiben Teile des Bildes oft unbelichtet, ist die Fallschilderung einseitig, und entscheidende Details werden vernachlässigt.
Wir werben vor dem Brandenburger Tor am 1.1. 2000 für das neu gegründete Internet-Portal Sportgate: Idee gut, Durchführung schlecht.
v.l.n.r.: BB, Ex-RTL-Boss Dr. Helmut Thoma, Pixelpark-Erfinder Paulus Neef und der Präsident des Deutschen Sportbundes Manfred von Richthofen
© picture-alliance / dpa
Reden wir von Sportgate und der Vertragsunterschrift in einer Berliner Hotelbar. Das war eine sogenannte Patronatserklärung [2] und eine echte Dummheit von mir. Da gibt’s kein Vertun. Da hilft auch nicht der Hinweis darauf, dass ich boshaft instrumentalisiert wurde, dass man mich über vieles ganz bewusst im Unklaren ließ und falsch informierte. Es gibt – das ist eine Lektion, die man im Geschäftsleben schnell lernen muss – eine Bring- und eine Holschuld. Oder anders ausgedrückt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. In jeder Firma, egal ob groß oder klein, klappt nicht jeder Deal. Aber wenn dabei ein Boris Becker involviert ist, hat das öffentliche Konsequenzen. Spricht man von den Autohäusern, den Testimonials für Mercedes, spricht man von PokerStars, IWC, Rodenstock oder der Völkl Tennis GmbH? Nein! Man spricht nicht über die Projekte, die geklappt haben, sondern über die Fälle, die in die Hose gegangen sind. Gut, das ist anscheinend so. Und Sportgate war so ein Fall. Der Plan mit dieser Online-Plattform ist nicht aufgegangen, obwohl Hochkaräter wie Dr. Helmut Thoma im Management saßen. Zum Glück liegt das Ganze zwölf Jahre zurück. Abgehakt! Ich habe dabei nicht einmal Geld verloren, aber etwas von meinem guten Ruf eingebüßt. Unlängst habe ich in dem Fall vor Gericht gewonnen und musste noch nicht mal eine Vertragsstrafe zahlen, weil ich frühzeitig ausgestiegen bin. Und mit der Insolvenz von Sportgate hatte ich eigentlich gar nichts mehr zu tun. Aber eins ist sicher: Ich werde niemals mehr ein wichtiges Schriftstück an einer Hotelbar unterzeichnen, höchstens die Rechnung für eine Flasche Wein.
Die New Food AG, gegründet zusammen mit Dr. Klaus Harisch, wollte Ökoprodukte via Internet vermarkten: Zu früh, zu kompliziert, das Geschäft platzte
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