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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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gemacht habe, ein Konzept für dieses Buch zu schreiben, dachte ich plötzlich panisch: Wenn das Buch im November 2010 erscheint, muss ich mindestens 20 Kilo abgenommen haben. Wenn ich das Buch in Talkshows vorstelle, muss ich doch beweisen, dass ich es endlich geschafft habe. Und damit beweisen, welche wohltuende Wirkung das Buch auf Frauen
haben wird. Ich habe sofort angefangen, meine Ernährung umzustellen und mir einen Personal Trainer engagiert.
    Merken Sie was? Ich bin wieder einmal auf meine eigenen Ängste hereingefallen. Wie kann man einer dicken Frau ein Buch über Dicksein und Gesundheit abnehmen (die auch noch unperfekte Oberarme hat)? Wie kann die etwas Kluges darüber sagen, wenn sie doch ihre eigenen »Probleme« nicht in den Griff kriegt?
    Bei der Arbeit an diesem Buch habe ich es endlich kapiert: Ja, ich bin dick! Ich bin so geschaffen. Ich habe Schuhgröße 41, bei einer Körpergröße von 1,62. Das spricht nicht für den Bausatz einer Elfe, oder? Übrigens: Als ich bei einem Vortrag einmal den Witz machte, dass ich nie eine Elfe werden würde, kam hinterher eine dicke Zuhörerin, nahm mich herzlich in den Arm und strahlte mich an: »Frau Asgodom, wir sind keine Elfen, wir sind Zwölfen!« Was für ein schöner Ausdruck.
    Ja, ich bin eine Zwölfe. Habe von allem (vielem) ein bisschen mehr. Mehr Pfunde, mehr Selbstzweifel, mehr Empathie, mehr Energie, mehr Oberarme, mehr Fantasie, mehr Kraft, mehr zu schleppen, mehr zu bedenken. So ist es.
     
    Wir sind keine Elfen,
wir sind Zwölfen.
     
    Zurück zum Thema Selbstzweifel. Ich hatte gehofft, durch dieses Buch innere Handbremsen lösen zu können, durch das Hinschauen fast automatisch die Pfunde purzeln zu lassen. Habe mir erhofft, wenn man hinguckt, wird man doch was verändern können. Und: Ich kam, genau wie Sie auch vielleicht, weiter mitten hinein ins Schlamassel. Jede von uns weiß, wie Abnehmen geht. Jede von uns hat es auch schon auf die verschiedensten Arten geschafft, abzunehmen.
Das ist das Verhängnisvollste. Und jede von uns kennt die niederschmetternde Erfahrung: Wie gewonnen, so zerronnen. In den USA habe ich mal einen lustigen Sticker gesehen: »I keep trying to loose weight, but it keeps finding me.« - Ich versuche ständig, Gewicht zu verlieren, aber es findet mich immer wieder.
    Sobald mir meine triviale Unzulänglichkeit bewusst wurde, habe ich aufgehört, wieder Kalorien aufzuschreiben und auf eiweißreiche Mahlzeiten vor 19 Uhr zu achten. Den Sport will ich weitermachen, denn ich habe gemerkt, der tut mir gut und macht mir Spaß (zu dem Thema später mehr). Ich schreibe Teile dieses Buches, wie bei jedem Buch, in meinem Lieblings-Wellnesshotel Marc Aurel in Bad Gögging, weil ich ungestört sein will, morgens eine Runde schwimme und unter pflegenden Händen auf gute Gedanken komme (und ich drei warme Mahlzeiten am Tag bekomme, plus lecker Kuchen am Nachmittag).
    Ich versuche ständig, Gewicht zu verlieren, aber es findet mich immer wieder.
    Ab und zu kommt mich mein Mann in meinem Schreibretreat besuchen - weil wir Sehnsucht aufeinander haben, aber auch, um mich aufzubauen, wenn mich wieder einmal der Schreibteufel anfrisst (Kennen Sie den? Klein, dick, mit spitzen Zähnen... - Wie gut, dass ich keine Vorurteile gegen Dicke habe).
    Als ich Siegfried (so heißt mein Mann, nicht der Schreibteufel) heute früh beim Frühstück vorgejammert habe, dass ich dieses Buch überhaupt nicht schreiben könnte, weil ich doch meinen Leserinnen keinen Meter voraus wäre und weil alles Wichtige schon in anderen Büchern stünde, und überhaupt, weil ich unfähig sei, sagte er nach kurzer Überlegung:
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Aber wenn es so wäre, dann schreib das doch. Darin liegt doch die ganze Tragik der Dicken. Der ewige Wunsch, anders zu sein, perfekt zu sein, wie die anderen zu sein, die die Maßstäbe setzen. Die Sehnsucht nach dem Dünnsein. Und das eigene Versagen.« Er ist Diplom-Psychologe und klug.
    Und dann, nachdem er sein Müsli ausgelöffelt hatte (während ich schweigend, aber mit großem Genuss mein Brötchen mit Leberwurst verspeiste), sagte er noch etwas: »Ich finde, du hast dich sehr verändert, seit du an dem Buch arbeitest. Du bewegst dich anders, du gehst aufrechter. Du isst auch anders. Habe ich dir je gesagt, dass du meistens viel zu schnell gegessen hast, atemberaubend schnell? Du isst heute sehr viel langsamer und konzentrierter. Du isst, was du magst, und versteckst es nicht. Ich finde, du isst sehr viel

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