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Das Leben kleben

Das Leben kleben

Titel: Das Leben kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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munteren Mrs. Featherstone zu erinnern, doch ich wusste beim besten Willen nicht mehr, was sie zum Thema Verleumdung gesagt hatte.) ...
machte die Straße eine scharfe Rechtskurve, und Gina erblickte ein Tor mit zwei steinernen Torpfosten und einem Gitter, und dahinter, am Grund des Tals einen guten Kilometer entfernt, lag
Holtham Housc
Holty Towers wie eine steinerne Fregatte in einem rot, grün und golden schimmernden Meer.
(Bewunderungspause: das war gut, das mit der Fregatte.)
Unwillkürlich
war Gina beeindruckt
fühlte sich Gina
auf
unerklärliche Weise zu dem
Haus
majestätischen Bauwerk hingezogen, und ihr
entging nicht, dass diese Leute Kohle hatten
entgingen auch die alten Wappen und Friese nicht. So also lebten die oberen Zehntausend, dachte sie.
Sic musste zugeben, dass sie angetan war.
Wie grauenhaft.
     
    Die Unterschiede zwischen unseren Familien hatten Rip viel weniger zu schaffen gemacht als mir.
     
    Ich: (Flüsternd.) Du hast mir gar nicht gesagt, dass ihr so reich seid.
    Er: (Murmelnd.) Wenn man Geld hat, merkt man erst, wie unwichtig es ist.
    Ich: (Laut flüsternd.) Ja, aber wenn man nicht genug hat, ist es wichtig.
    Er: (Mit leiser Zuversicht.) Ungleichheit spielt nur eine Rolle, wenn die Menschen sich deshalb minderwertig fühlen.
    Ich: Ja, aber ... (Was für ein Quatsch.)
    Er: Du fühlst dich doch nicht minderwertig, oder, Georgie?
    Ich: Nein, aber ... (Natürlich fühle ich mich minderwertig. Ich weiß nicht, was ich mit den ganzen Messern und Gabeln tun soll. Ich habe das Gefühl, alle sehen auf mich herab. Aber das kann ich nicht zugeben, ohne dass ich wie ein Totalversager aussehe, oder? Also halte ich besser den Mund.)
    Er: Mmh. (Küsst mich sanft auf die Lippen, und dann landen wir im Bett. Was immer schön ist.)
     

5 - Fisch
    Es dämmerte bereits, als ich am Samstagabend die Gasse zum Canaan House hinaufging, wo ich zum Abendessen eingeladen war. Kaum hatte ich den gruseligen Natriumschein der Straßenlaternen am Totley Place hinter mir gelassen, schienen die Schatten näher zu kommen, und ich muss zugeben, dass mir ein ahnungsvoller Schauder über den Rücken lief. Worauf hatte ich mich bloß eingelassen?
    Die Nacht war kalt und sternenfunkelnd. Das Mondlicht säumte die Silhouetten der Bäume und die Giebel von Canaan House mit einem silbernen Rand. Doch selbst in dem düsteren Licht hatte die Mixtur der Stile etwas fröhlich Exzentrisches: viktorianische Erkerfenster, eine romanische Veranda mit gezwirbelten Säulen, auf denen mollige Rundbögen ruhten, überschwängliche Schornsteine im Tudorstil, und an der einen Seite klebte ein verrückter Dracula-Turm mit spitzen gotischen Fenstern. Ich würde nicht unbedingt sagen, ich fühlte mich
auf
unerklärliche Weise hingezogen,
doch ich beschleunigte meinen Schritt. Der Gartenweg war fast zugewachsen, nur ein schmaler Pfad führte zur Veranda. Ich zog den Mantel enger um mich und spähte nach einem Lichtschein. Hatte sie vergessen, dass ich kam?
    Obwohl das Haus im Dunkeln lag, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich blieb stehen und lauschte. Es war nichts zu hören bis auf ein leises Blätterrascheln, das auch der Wind sein konnte. In der Luft hing ein Geruch nach Erde und modernden Blättern und ein stechender fuchsiger Gestank. Ich ging weiter, und als ich mich der Veranda näherte, platzte eine Katze aus dem Unterholz und sprang vor mir auf den Pfad. Und dann noch eine. Und noch eine. Ich konnte gar nicht zählen, wie viele Katzen sich um mich scharten, ein weiches, geschmeidiges, quirliges Gedränge, das sich schnurrend und miauend an meinen Beinen rieb und mit gold und grün glänzenden Augen zu mir aufsah, als wäre ich mitten in einen wimmelnden Schwärm pelziger Fische getreten.
    Durch die matte Glasscheibe in der Haustür konnte ich jetzt einen entfernten schwachen Lichtschein sehen. Neben der Tür war eine Klingel. Ich drückte darauf und hörte es irgendwo tief im Haus läuten. Der Lichtstreifen vergrößerte sich zu einem Rechteck. Dann hörte ich schlurfende Schritte, eine Kette, die entriegelt wurde, und Mrs. Shapiro öffnete mir die Tür.
    »Georgine! Darlink! Kommen Sie herein!«
    Der Gestank, der mich empfing, als ich die Schwelle übertrat, war schwer zu beschreiben. Beinahe würgte ich, und ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Es war eine Mischung aus Moder, Katzenpisse, Fäkalien, verschimmelten Lebensmitteln, altem Gemäuer und Abwasser, und alles überlagernd ein

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