Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

anderer fühlt sich gelähmt oder versinkt in Selbstmitleid.
    Man kann diese unterschiedlichen Verhaltensweisen aber auch am Hintergrund eines Menschen festmachen, an seiner Biografie, seiner Herkunft und seinen Lebensumständen. War die Kindheit belastend, das Elternhaus zerrüttet, die Schulzeit traumatisch, die Ausbildung eine Qual oder das gewählte Studienfach eine Fehlentscheidung, die man sich nicht eingestehen wollte? Es gibt viele traurige Lebensläufe, bei denen ein Scheitern und lebenslanges Unglück der Protagonisten unvermeidlich scheint, weil die Startbedingungen miserabel waren.
    Natürliche Widerstandskraft
    Beide Theorien hinsichtlich des persönlichen Umgangs mit kritischen und problematischen Situationen – die der Individualität eines Menschen und die seines Hintergrundes – mögen ihre Berechtigung haben. Natürlich gibt es Charakterunterschiede, und natürlich gibt es auch sogenannte Risikofaktoren, die einen Menschen so negativ prägen, dass er es im Leben besonders schwer hat.
    Beide Ansätze sind durch entsprechende Forschungsarbeiten und Studien hinreichend belegt.
    Ebenso belegt ist mittlerweile jedoch auch, dass Schwierigkeiten in der Kindheit und Jugend von Menschen nicht automatisch dazu führen, dass sie weniger stressresistent sind oder unter Belastungssituationen zusammenbrechen. Entscheidend ist dabei das sogenannte Resilienzvermögen eines Menschen. Und das hängt entscheidend von bestimmten Denkmustern ab.
    Zum Teil lassen sich auch Denkmuster von einer bestimmten familiären Veranlagung ableiten. So gibt es Familien wie die meine: mit einem Großvater, der sich auch einmal in die Sonne setzen und es sich gut gehen lassen konnte, und einer Großmutter, die Tag für Tag nur arbeiten und noch mehr arbeiten wollte, um sich (finanzielle) Freiheit zu schaffen.
    Dann gibt es auch solche Familien, in denen sich alle Mitglieder der Leistung und dem Erreichen eines bestimmten gesellschaftlichen Status unterwerfen. Es gibt solche, in denen die Berufswege quasi dynastisch vorbestimmt sind wie in einigen Unternehmerfamilien. Und es gibt solche Familien, in denen eine gewisse Kultur der Gelassenheit und der inneren Freiheit aller Mitglieder herrscht.
    Und diese familiären Prägungen wirken sich bei allen Menschen auf den weiteren Lebensweg aus, im Negativen wie im Positiven.
    Die Ursprünge der Resilienzforschung
    Die Ursprünge der Resilienzforschung reichen bis in die 1950er-Jahre zurück.
    Auf der hawaiianischen Insel Kauai begann die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner mit einer Studie, in der sie über einen Zeitraum von 40 Jahren 698 Jungen und Mädchen beobachtete, die in Armut lebten, vernachlässigt oder misshandelt wurden. Nicht selten waren die Ehen der Eltern zerrüttet, viele Väter waren alkoholkrank. Vor diesem Hintergrund hätte man den Kindern ein glückloses Leben prophezeit, doch diese Langzeitstudie kam zu ganz anderen Ergebnissen: Auch wenn die Startbedingungen für einen Menschen noch so schlecht sind, meistern manche Menschen ihr Leben durchaus. So wuchs immerhin ein Drittel der Kinder von Kauai zu selbstbewussten, fürsorglichen und leistungsfähigen Erwachsenen heran, die im Beruf bestanden und beziehungsfähig waren.
    Problembewältigung macht stark
    Im Wesentlichen entstehen Denkgewohnheiten und Denkmuster, die bei Problemlösungen eingesetzt werden, jedoch im Lauf des Lebens durch die Erfahrungen, die man als Kind oder Jugendlicher mit seiner Umwelt gemacht hat. Man weiß heute aber auch, dass Resilienz eine Fähigkeit ist, die unabhängig von jedem Alter erlernt und geübt werden kann.
    Auch Sie besitzen diese Fähigkeit, selbst wenn Ihnen das vielleicht momentan nicht bewusst ist und Sie sich verzagt fühlen oder besorgt sind. Ich zeige Ihnen, wie Sie mithilfe Ihres inneren Kompasses – ich nenne ihn Stimme meines Herzens oder Bauchgefühl – Ihren ureigenen seelischen Selbstheilungs- und Problemlösungskräften wieder auf die Spur kommen und lernen, Ihre Ressourcen zu nutzen. Tief in Ihrem Inneren liegt bereits alles, was Sie für ein zufriedenes und erfülltes Leben benötigen – Sie brauchen es nur noch auszugraben.
    Was ist Resilienz?
    Der Begriff Resilienz stammt vom lateinischen »resilire«, was so viel heißt wie »abprallen«. Psychologen nennen diese Fähigkeit Widerstandskraft oder Widerstandsfähigkeit. Resilienz ermöglicht es einem, mit extremen physischen oder psychischen Belastungen fertigzuwerden, ohne seelischen Schaden