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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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anders. Ich bin ja so froh, dass ich mich doch bewegen kann! Dass ich nicht ganz hilflos bin! Nicht ganz hoffnungslos!
    Die Schritte hallen im Gewölbe der Krypta bedrohlich nahe wider – sie kommen!
    Die Vorstellung, dass sie die Grabplatte einsetzen – o mein Gott!
    Ich muss weg von hier, sofort!
    Ich achte nicht auf die Schmerzen in meiner Schulter und in meinem Arm oder auf das Zucken meiner überreizten Nerven. Weiter. Nur weiter.
    Da ist die Kante! Meine Finger gleiten darüber hinweg. Ganz deutlich kann ich spüren, wie der Stein senkrecht nach unten abfällt.
    »Ich habe es geschafft!«, seufze ich erleichtert. »Ich habe es wirklich geschafft!«
    Die Schritte hören auf. Erst bleibt einer der Männer stehen, dann die anderen.
    »Was ist?«, fragt Gil angespannt.
    »Was war das?« Lionels Stimme klingt beunruhigt.
    »Was meinst du?«
    »Das Stöhnen.«
    »Ich habe nichts gehört«, wendet Adrian ein.
    »Sie hat gestöhnt«, beharrt Lionel.
    Er hat mich gehört? O nein!
    »Dio mio!« Adrians Kettenhemd klirrt leise. Er scheint sich zu bekreuzigen. »Und jetzt?«
    »Holt mich aus der Grabnische, sofort!«, schreie ich, aber keiner hört auf mich.
    »Helft mir!«, bittet Gil die anderen. »Die Marmorplatte ist sehr schwer. Aber wenn wir sie gemeinsam hochwuchten, können wir sie in die Öffnung schieben.«
    Wie sehr musst du mich hassen, um mir das anzutun!
    »Ihre Augen sind geschlossen!« Lionel ächzt. »Vorhin waren sie offen!«
    »Gib mir die Fackel!« Schritte kommen hastig näher. Ganz deutlich kann ich das Blaken der Fackel hören. »Ihre Augen sind tatsächlich geschlossen.« Adrian atmet tief durch. »Sie sieht aus, als ob sie schläft. Und sie lächelt.«
    Schweigen. Dann poltern schwere Schritte auf mich zu. »Ihre Hand, sie hat ihre Hand bewegt!«, stöhnt Lionel. »Die Finger ragen über die Kante!«
    »Schieb sie zurück, damit wir die Grabkammer versiegeln können!«, befiehlt Gil barsch.
    Du kaltblütiger Mörder! Was habe ich dir getan, dass du mich so sehr hasst?
    Ich spüre eine Berührung an meiner linken Hand, zuerst sanft, dann immer heftiger. Lionel zieht erschrocken die Luft ein, als ich mit aller Kraft dagegenhalte. Es gelingt ihm nicht, meinen erstarrten Arm in die Nische zurückzuschieben.
    Gil stößt einen arabischen Fluch aus. Wütend fleht er mit den Worten der elften Sure Allah an, mich vom Höllenfeuer der Djahannam, der muslimischen Hölle, vernichten zu lassen.
    Woher weiß ich, dass es die elfte Sure ist? Und woher kenne ich den lateinischen Text des Totengebets? Bin ich Christin oder Muslima? Ich weiß es nicht. In Gedanken sage ich den Text des Credo auf: ›Credo in unum Deum, patrem omnipotentem, factorem caeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum.‹ Das christliche Bekenntnis zu dem einen Gott geht mir genauso leicht über die Lippen wie die muslimische Schahada: ›Ashadu an la ilaha illa-llah, wa Muhammadan rasulu-llah. Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist der Gesandte Gottes‹. Und das hebräische Schma Israel? ›Schma Yisrael Adonai Eloheinu Adonai Echad. Höre, Israel, Adonai ist unser Gott, Adonai unser Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.‹ Wieso weiß ich das alles?
    Und warum spreche ich so viele Sprachen? Italienisch, Französisch, Kastilisch, Arabisch, Lateinisch, Hebräisch und Griechisch? Ich verstehe sogar ein paar Worte Englisch und ein bisschen Portugiesisch. Und ich kann Aramäisch lesen, die Sprache Jesu, das weiß ich genau! Und Türkisch? Ich weiß es nicht, mir fällt kein einziges türkisches Wort ein. Um Gottes willen, wer bin ich denn?
    »Seht euch ihre Muskeln an!«, staunt Adrian. »Sie hat eine unglaubliche Kraft!«
    Gils Fluch würde Allah erblassen lassen. »Sie hat mit ihren Bravi gegen die Türken gekämpft. Ich habe gesehen, wie sie mit einem einzigen kraftvollen Hieb einem Janitscharen den Kopf abgeschlagen hat. Er fiel direkt vor ihre Füße.«
    »Dio mio! Und dann?«
    »Im Blutrausch riss sie ihm die weiße Haube herunter, packte ihn an den Haaren und stopfte ihn in die Kanone. Dann gab sie den Befehl, Feuer an die Lunte zu legen. Der Kopf des Janitscharen zerfetzte die Purpurseide von Mehmeds Zelt einige hundert Schritte vor den Toren der Stadt und blieb den Gerüchten nach direkt vor seinem Thron liegen. Mehmed soll bleich geworden sein wie eine

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