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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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unter der Sie mich erreichen können, und meine
Mobilnummer. Ich habe extra eine neutrale gmx-Adresse eingerichtet, wir bewegen
uns ja in einer gewissen Grauzone.« Er lächelte wieder. »Deshalb sitzen wir ja
auch hier und nicht beim Botschafter oder irgendwelchen Ministern. Das läuft
alles low key , unter dem Radar gewissermaßen.«
    Das war Larrys Welt. »Verstehe. Dieses Gespräch hat nie
stattgefunden.«
    Bedford lachte, ließ die Mappe los und stand auf. Er hielt Larry die
Hand hin. »Ich sehe, wir sind auf einem Kurs. Also, viel Glück und happy landings .«
    Larry konnte sein breites Grinsen auf dem Weg hinaus und auch im
Wagen nicht ablegen. So nah war er seiner Vorstellung von James Bond noch nie
gekommen.
    Major Bedford stand am Fenster und sah zu, wie Larry
einstieg und schließlich davonfuhr. Dann drehte er sich um und ging in den Raum
hinter dem Büro, der bis auf ein paar Rucksäcke in der Ecke völlig leer war.
Ein Mann und eine junge Frau sahen ihn erwartungsvoll an. »Er macht’s«, sagte
Bedford. »Er hat angebissen.« Dann begannen alle drei damit, die wenigen Sachen
aus dem Büro in die sämtlich völlig leeren Umzugskartons zu packen.
    ***
    Kaum dass Becker wieder zu Hause war, stand er bei Rosenmair vor
der Tür, um den Hund abzuholen. Der hatte sich nicht nur von Anfang an zu
Rosenmair hingezogen gefühlt, sondern der Richter sich inzwischen
erstaunlicherweise auch zu ihm, auch wenn er das nie zugeben würde, zumindest
nicht Becker gegenüber. Also machte er auf ungeduldig und polterte los. »Na,
das wurde aber auch Zeit, ich hab schließlich auch noch was anderes zu tun, als
mich um Hunde zu kümmern, noch dazu um fremde!« Was genau, das ließ er offen,
ebenso, ob sich die Situation grundlegend ändern würde, wenn der Hund ihm nicht
fremd wäre. Außerdem kam ihm in diesem Moment wieder in den Sinn, dass er von
Becker ja noch einiges erfahren wollte, weshalb er gleich ein versöhnliches
»Na, kommen Sie doch erst mal rein, wie wär’s mit einem Feierabendgetränk?«
folgen ließ.
    Becker nickte dankbar und folgte Rosenmair in die Küche. Der Hund
lag friedlich schlummernd in einer Ecke. Becker setzte sich und nahm die von
Rosenmair kommentarlos vor ihn hingestellte Flasche Altbier entgegen. Es war
Becker gewesen, der den Weintrinker Rosenmair durch seine Erzählungen über die
Tradition der Klein- und Kleinstbrauereien am Niederrhein – und einige
Flüssigproben – auf den Trichter mit dem Bier gebracht hatte. Seitdem kaufte
der Richter in regelmäßigen Abständen auch regionales Altbier ein; seine
aktuell favorisierte Brauerei lag irgendwo hinter Korschenbroich.
    »Und, wo brennt’s gerade mal wieder?« Rosenmair setzte sich an den
Küchentisch und sah Becker erwartungsvoll an. Der ließ laut hörbar Luft
entweichen und nahm einen langen Schluck.
    »Man könnte fast glauben, die Leute hätten nichts anderes zu tun als
dauernd Autos anzuzünden.« Er winkte ab. »Das scheint ein neuer Sport zu sein.
Ich meine, in Hamburg oder Berlin kann ich das ja noch verstehen, aber hier …«
    Rosenmair sah ihn mit gespielter Überraschung an. »Sie meinen, hier
darf es eigentlich keine Brandstifter geben, weil die nur in der Großstadt
wohnen dürfen? Dann sollten Sie denen das mal sagen, vielleicht wissen die das
ja gar nicht. Und zündeln stattdessen ahnungslos in Windberg und Watschewall
herum, wo sie doch eigentlich am Prenzlauer Berg oder im Schanzenviertel
agieren sollten.«
    »Sehr witzig.« Becker grinste. »Und das heißt ›Wetschewell‹.«
    »Das macht’s nicht wirklich besser.« Rosenmair überlegte, wie er die
Kurve zu der Explosion im Lagerhaus oder dem verletzten Politiker kriegen
konnte. Aber noch war Becker mit den Autobränden beschäftigt.
    »Warum würden Sie denn Autos anzünden?«, fragte er und nahm seine
Flasche wieder in die Hand.
    »Warum nicht?« Rosenmairs Antwort kam reflexhaft, aber dann dachte
der Richter doch kurz nach. »Na ja, ich könnte mir jedenfalls nicht vorstellen,
das Auto meines Nachbarn anzuzünden, weil es größer, teurer oder schöner ist.«
Er dachte an die apricotfarbene Scheußlichkeit vor seinem Haus. »Ist vielleicht
ein schlechtes Beispiel.« Rosenmair stutzte kurz und fuhr dann fort. »Nein,
eigentlich ist das, was da draußen vor der Tür steht, das beste Beispiel und
der Beweis für meine Unschuld, falls Sie mich je verdächtigen würden. Alle
Autos sind eindeutig schöner als der Wagen, den ich fahre, und trotzdem zünde
ich keines davon

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