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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aufloderten und einen geisterhaft flackernden Schein verbreiteten. Ich hielt mich versteckt und hoffte, dass Leofric schnell genug zur Stelle wäre. Darauf kam jetzt alles an, darauf und auf den Segen der Spinnerinnen, den Segen der Götter. Mit ihren Schilden schöpften die Dänen Löschwasser in das brennende Schiff, doch mit einem Mal erhob sich lautes Brüllen. Ich ahnte, dass es Leofric und seinen Männern galt, die den äußeren Ring der Wachen überwältigt hatten und nun das
    Moor überquerten. Ich wagte mich aus der Deckung des Schiffsrumpfes hervor und sah Leofric kommen. Dreißig oder vierzig Dänen rannten los, um sich ihm entgegen zuwerfen. Doch dann bemerkten sie, dass auch andere Schiffe Feuer gefangen hatten. Die Brände im Rücken und die Angreifer vor sich, gerieten sie in Panik, zumal die meisten anderen Dänen noch über hundert Schritt entfernt waren. Bislang, so dachte ich, kämpften die Götter auf unserer Seite.
    Ich stieg aus dem Fluss. Leofrics Männer hatten das Moor hinter sich gelassen. Die ersten Schwerter und Speere trafen aufeinander. Leofric und die Mannschaft der Heahengel war den wenigen Dänen, die sich ihnen in den Weg stellten, klar überlegen, und sie brachen sich mit schwingenden Schwertern und Äxten Bahn. Ich lief zu ihnen, ergriff den Schild eines gefallenen Dänen und rief meinen Namen, weil sich einige unserer Männer durch mich verunsichert sahen. Jetzt schlossen auch Edors Kämpfer zu uns auf. Ich befahl ihnen, das Feuer auf den Schiffen zu verbreiten, während die Männer der Heahengel einen Schildwall bildeten, der die gesamte Breite der Landzunge einnahm. Dann setzten wir uns in Bewegung, dem Heer Ubbas entgegen, dem erst jetzt bewusst wurde, das er angegriffen wurde.
    Wir rückten vor. Eine Frau, die aus einer der Hütten gekommen war, schrie, als sie uns sah, und floh kreischend ans Ufer, wo ein Mann die Dänen laut brüllend dazu aufforderte, einen Schildwall zu bilden. Ich rief nach Edor, dessen Männer wir nun brauchen würden. Er führte sie zu uns, und sie verstärkten unsere Reihen. Wir waren jetzt hundert Mann und hatten das gesamte Dänenheer vor uns, das allerdings von einer geordneten Schlachtaufstellung weit entfernt war. Ich warf einen Blick auf den Cynuit, doch von Oddas Männern war nichts zu sehen. Sie kommen schon noch, dachte ich, ganz bestimmt. Dann brüllte Leofric, dass wir den Schildpanzer schließen sollten, worauf Eschenholz an Eschenholz schlug. Ich steckte Schlangenhauch in die Scheide und zog den Wespenstachel.
    Schildwall. Nach den Worten meines Vaters ein schrecklicher Ort. Er hatte siebenmal im Schildwall gestanden und war in seinem letzten Kampf getötet worden. Und was hatte Ravn gesagt? Leg dich nie, niemals mit Ubba an!
    Hinter uns brannten dänische Schiffe. Von vorne stürmten uns Dänen entgegen, die blindwütig auf Rache sannen. Und das war ihr Verderben, denn sie versäumten es, einen festen Schildwall zu bilden. Sie kamen wie eine Meute wilder Hunde angehetzt, mordlüstern und davon überzeugt, uns in Stücke reißen zu können, denn sie waren Dänen, und wir waren nur Westsachsen. Ich sah einen narbengesichtigen Mann auf mich zustürmen, dem vor lauter Geschrei der Geifer aus dem Mund troff, und in diesem Augenblick überkam mich jene magische Ruhe der Schlacht. Die Säuernis im Magen, das Muskelzittern und die Trockenheit im Mund waren verschwunden. Es gab nur noch diese magische Ruhe der Schlacht. Ich war glücklich.
    Müde war ich auch. Ich hatte nicht geschlafen. Ich fror. Ich war nass bis auf die Haut, und trotzdem fühlte ich mich unbesiegbar. Diese Ruhe der Schlacht ist etwas Wundersames. Die Nerven reagieren nicht, die Angst verfliegt, alles wird so klar wie kostbares Kristall, und der Feind hat keine Chance, weil er zu langsam ist. Ich fing die Speerspitze des narbengesichtigen Mannes mit dem Schild ab und ließ ihn in mein Kurzschwert laufen. Ich spürte den Aufprall im Arm, als der Wespenstachel seinen Lederpanzer durchbohrte und tief in seinen Bauch eindrang. Ich spürte sein warmes Blut auf meiner kalten Hand, und ich roch den sauren Aledunst, den sein Schrei verströmte. Ich stieß ihn mit dem schweren Schildbuckel zu Boden, tötete ihn mit einem Stich in die Kehle und stieg über ihn hinweg. Rechts von mir hieb ein Däne mit der Axt auf den Schild meines Nebenmannes ein. Auch ihn streckte ich mit einem Stich in den Hals nieder. Einen Speer auf mich gerichtet, kam eine Frau mit langem, wehendem Haar auf mich zu.

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