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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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hältst du dich daran fest?«
    Carter hatte keinen Schimmer. Er wusste nicht einmal, wo er es plötzlich herhatte.
    »Wenn es Joe gehört, möchte er es vielleicht haben«, sagte Beth. »Vielleicht sollten wir es ihm ins Krankenhaus bringen.«
    Verblüfft starrte Carter das Kreuz an. »Ja, das mache ich«, sagte er. »Morgen.«
    Nach all dem wusste Carter, dass er unmöglich wieder einschlafen konnte. Er zog einen Bademantel über das T-Shirt und die Boxershorts, schlüpfte in seine Gummi-Flip-Flops und ging in die Küche. Seine Kehle war wie ausgedörrt, vielleicht vom angestrengten Atmen, und er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Die Kühle würde vielleicht seiner Kehle guttun … und den Dingen ein wenig die Schärfe nehmen.
    O Mann, das war aber auch ein Albtraum gewesen! Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er so übel geträumt – oder so etwas erlebt. Wo kam der Traum her? Und warum hatte Beth ausgerechnet in der
Aeneis
gelesen, selbst wenn es nur ein Traum gewesen war? Gewiss, er hatte das Werk auf dem College durchgearbeitet und sogar ein paar Aufsätze darüber geschrieben, aber er hatte seit Jahren nicht mehr daran gedacht. Jetzt, wo er genauer darüber nachsann, war er sich nicht einmal sicher, wo seine kommentierte Ausgabe abgeblieben war.
    Er ging ins Wohnzimmer, nippte hin und wieder an seinem Bier und suchte die Bücher ab, die in dichten Reihen in den Regalen aus Schlackenbetonsteinen standen. Die meisten Bücher von Beth, übergroße Werke zur Kunstgeschichte, standen in den unteren Regalen, während der Großteil seiner Bücher, von
Die Entstehung der Arten
bis zu ornithologischen Bestimmungsbüchern, oben einsortiert war. Als er und Beth zusammengezogen waren, war ihnen rasch klar geworden, dass sie nicht genug Platz hatten, um all ihre Bücher in der Wohnung unterzubringen, so dass sie viele von ihnen in Kisten verstaut hatten. In Kisten, die jetzt im Keller standen.
    Er nahm an, dass in einer von ihnen auch seine Ausgabe der
Aeneis
steckte. Am Morgen würde er danach suchen.
    Aus müßiger Neugier nahm er eines von Beths Büchern über die Kunst der Renaissance heraus und nahm es mit zu seinem Lehnsessel. Er blätterte darin, betrachtete die kuriose Mischung aus biblischen und mythologischen Motiven und nippte an seinem Bier. Doch seine Gedanken kehrten immer wieder zur
Aeneis
zurück, zu den Zeilen, an die er sich aus seinem Traum dunkel erinnerte und die er bereits wieder zu vergessen begann. Etwas über einen beschatteten See und vergiftete Luft, die von ihm aufstieg. Er fragte sich, ob er sich tatsächlich so genau an einzelne Zeilen erinnern konnte. Hatte das Epos während seiner Studentenjahre einen so tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen? Oder lag er vollkommen daneben? Erneut fragte er sich, wo das Buch wohl gelandet war. Er wollte es sehen, und aus irgendeinem Grund wollte er es jetzt sehen.
    Er legte den Kunstband auf den Couchtisch und warf einen Blick auf die Uhr über dem Regal. Es war halb vier morgens. Zumindest würde er keinen Nachbarn über den Weg laufen, wenn er jetzt nach unten ginge.
    Er schlich sich aus der Wohnung und nahm die Treppe. Im Treppenhaus wehte ein kalter Wind, und als er das Erdgeschoss erreichte, erkannte er den Grund dafür. Die Tür zum Foyer, die eigentlich immer geschlossen sein sollte, stand weit offen. Er stieß sie zu und wartete auf das Geräusch, mit dem der Schnapper einrastete. Dann drehte er sich um und ging ans andere Ende der Halle, wo sich die Kellertür hinter dem Fahrstuhl verbarg. Trotz der späten Stunde hörte er die Fahrstuhlkabine im Schacht rumpeln. Vielleicht hätte er nicht gerade in Bademantel und Flip-Flops aus der Wohnung gehen sollen. Es wäre ziemlich peinlich, in diesem Aufzug einem Nachbarn in die Arme zu laufen. An der Kellertür hing zwar ein Vorhängeschloss, aber Carter wusste wie alle übrigen Mieter, dass es nicht abgeschlossen war. Er entfernte das Schloss, klappte den Riegel zurück und stieg die enge Treppenflucht hinab.
    Hier unten gab es zwei Waschmaschinen und einen Trockner, einen klapprigen Tisch, um die Wäsche zusammenzulegen, und einen Plastikstuhl. Der Boden bestand aus Beton, die Decke aus schmutzigen schalldämmenden Platten. Der Versuch des Hausmeisters, den Raum freundlicher zu gestalten, indem er einen Lampenschirm aus gelbem und rotem Glas über das Deckenlicht gehängt hatte, verstärkte nur noch den Eindruck der Trostlosigkeit. Im nächsten Raum stand an der Rückwand der Heizungskessel, und

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