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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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versuchte nicht, sich an ihm vorbeizuschieben. Wie angewurzelt stand sie da, und ihr nackter Rücken spiegelte sich an der verspiegelten Wand hinter ihrem Schminktisch.
    »Ja«, sagte er.
    Aber er sagte es auf so eine Art, dass Kimberly nicht sicher war, was er meinte. Ja, sollten sie zurück zur Party gehen? Oder ja … etwas anderes?
    Sie ertappte sich dabei, wie sie unsinnigerweise über seinen Geruch nachdachte. Als sie ihn das erste Mal getroffen hatte, schien er ganz subtil gewesen zu sein, aber jetzt wirkte er wesentlich kräftiger, regelrecht überwältigend.
    »Dürfte ich Sie«, sagte sie und stützte sich mit einer Hand am Schminktisch ab, »um einen Gefallen bitten?«
    Er nickte.
    »Würden Sie für mich Ihre Brille abnehmen?«
    »Warum?«
    »Ich habe noch nie Ihre Augen gesehen. Ich muss Ihre Augen sehen.«
    Er lächelte. Natürlich musste sie das.
    Sie lachte freudlos. »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das klug ist, aber ich möchte es. Dabei habe ich das Gefühl, immer noch nicht zu wissen, wer Sie sind.«
    Also würde es tatsächlich der Anfang sein.
    Er trat näher, beugte den Kopf über ihren wie ein großer goldener Vogel sich über seine Beute beugt, und nahm die Brille ab. In ihrem Blick sah er Überraschung, Angst … sprachloses Nichtbegreifen.
    Er hob die Hände zu ihren Schultern. Ihre Haut war heiß, er spürte das Blut direkt unter der Oberfläche pochen. Er ließ das rote Kleid, leicht wie der Flügel eines Schmetterlings, an ihrem Körper entlang auf den Boden gleiten. Er entfernte die diamantenbesetzte Spange, bis ihr Haar kaskadengleich über ihre nackten Schultern fiel. Er beugte sich tiefer und presste seine kalten Lippen auf ihren Mund und ihre Kehle. Sie roch nach Hyazinthen und streckte sich ihm entgegen.
    Er schüttelte die Anzugjacke von den Schultern, öffnete mit einer Hand den Kragen und die Knöpfe darunter. Er sog den heißen Atem ihres Körpers ein, als sie blind mit den Fingern an seinem Gürtel und der Hose nestelte.
    In seinem Kopf hörte er das Pfeifen des Windes, das Krachen des Donners. Er erblickte einen Schauer aus Feuer, der, brennenden Pfeilen gleich, tosend aus dem sich endlos ausdehnenden schwarzen Himmel niederging.
    Kimberly rutschte zurück gegen die Kante des Schminktischs. Parfumflaschen kippten klirrend auf die Seite, während andere herabfielen und verstreut im dicken Teppich liegen blieben. Sie hörte nur noch das Rauschen ihres eigenen Blutes, roch nur noch einen Sommergarten nach dem Regen, sah nur noch seine Augen, die sie in sich aufsogen wie in einen geheimen Pool aus honigsüßem Licht. Sie schlang die Arme um ihn, berührte seine glatte, makellose Haut … doch was sie spürte, war Eis. Hart und kalt wie die Diamantspange, die auf dem Boden lag. Als seine Hände ihre Brüste umfassten, erbebte sie unter der Berührung.
    »Arius …«, hauchte sie verunsichert, »du bist nicht einmal ein …«
    Nein,
flüsterte er in ihren verwirrten Verstand,
das bin ich nicht.
    Und dann nahm er sie, wie ein Falke, der herabstürzte, um zu töten. Hilflos spürte sie, wie sie in den immer größer werdenden See seiner Augen gezogen wurde, in das grüne Aroma der vom Regen gewaschenen Blätter. Licht, zu hell, um es zu ertragen, durchflutete das Zimmer, als würde ein Stern explodieren … um sie herum, in ihrem Inneren.
    Lieber Gott,
dachte sie voller Entsetzen, als das Licht sie umhüllte, umschloss und sie schließlich überwältigte …
O mein Gott, was habe ich getan?

Dritter Teil
    27 . Kapitel
    Obwohl die Feuerwehr alle elektrischen Leitungen in diesem Teil des Gebäudes gekappt hatte, gab es immer noch genügend Licht im Behelfslabor, damit Carter sich hindurchtasten konnte. Aber es gab wesentlich mehr Trümmer, mehr zerstörte Einrichtungsgegenstände und verdrehte Metallblöcke, als er sich erklären konnte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass überhaupt so viel Zeug hier gewesen war. Woher also stammten jetzt die ganzen Trümmer?
    Auch die Vertiefung im Boden, genau in der Mitte des Raumes, dort, wo das Fossil in seiner Felsplatte gefangen gewesen war, wirkte tiefer, als er es in Erinnerung hatte. Er trat an den Rand des Kraters und schaute nach unten. Der Anblick erinnerte ihn an die Knochengrube, an die Mine, in die er in Sizilien hinabgestiegen war. Wie damals auch bestanden die Wände dieser Grube aus Fels und Erde, und es roch nach uraltem Staub und tödlichem Verfall. Jetzt aber befand sich etwas darin, das er zuvor nicht

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