Das letzte Relikt
an regennasse Blätter denken ließ. Aber irgendetwas Unfassbares war hier geschehen. Beth umklammerte ihn noch fester als je zuvor. Sie hatte die Arme um ihn geschlungen und zog ihn eng an sich. Unter der Decke hatte sie die Pyjamahose weggetreten.
»Jetzt ist alles gut«, sagte er und dachte, dass sie vielleicht nur die Bestärkung brauchte, doch ihre Umarmung zeigte, dass sie noch mehr wollte.
»Fick mich«, sagte sie.
Es war das Letzte, was er erwartet hatte von ihr zu hören, und er glaubte, sie nicht richtig verstanden zu haben.
»Fick mich!«
Auch ihre Stimme, distanziert und fordernd, klang nicht nach der Beth, die er kannte.
Abrupt riss sie sich die Decke vom nackten Leib und zog ihn hinunter, bis er auf ihr lag. Ihre Hände glitten unter seinen Bademantel.
»Beth, willst du wirklich …«
»Ja, ich will wirklich«, sagte sie mit spöttischem und zugleich drängendem Ton, »es ist genau das, was ich will.« Sie zerrte seine Boxershorts nach unten. »Jetzt.«
»Aber ich …«
Sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihre Lippen gegen seinen Mund presste und ihre Zunge sich drängend Einlass verschaffte. Es fühlte sich falsch an, überhaupt nicht gut. Carter hatte den Eindruck, mit jemandem im Bett zu liegen, den er nicht kannte.
Ihre Hand rutschte tiefer, packte ihn.
Unwillkürlich reagierte er darauf.
Beth presste ihre Hüften gegen ihn und stöhnte. Das Geräusch ihres quälenden Verlangens hallte in seinen Ohren wider. Sie spreizte die Beine und schlang sie um seinen Rücken.
Als er in sie eindrang, war sie so offen, so nass, als seien sie bereits stundenlang zugange, nicht erst seit wenigen Sekunden. Sie zog ihn noch enger an sich und ließ ein ekstatisches Stöhnen hören, ein Stöhnen, das ihn ebenfalls entflammte. Noch nie zuvor hatte er sie solche Geräusche machen hören, er hatte nicht gewusst, dass ihr Körper vor Leidenschaft so erhitzt und im selben Moment so kalt in der Berührung sein konnte. Sie warf den Kopf ins Kissen zurück, das Kinn angehoben, und er stieß zu, immer und immer wieder.
»Mehr«, bettelte sie, »mehr … mehr …«
Gleichgültig, wie heftig er zustieß oder wie tief er in sie eindrang, sie drängte ihn, weiterzumachen, und packte ihn noch fester. Als er sich nicht länger zurückhalten konnte, bohrte sie die Fingernägel in seinen Rücken, wie Klauen, und ein unterdrückter Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
Er schloss die Augen, verloren im Augenblick, und dachte ausnahmsweise einmal an nichts.
Doch als er die Augen wieder aufschlug, hatte sie den Kopf dem Fenster zugewandt. Ihre Lippen bildeten ein dünnes, eingefrorenes Lächeln, und ihre Augen waren so weit nach oben verdreht, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
Ein Schauder lief Carter über den Rücken. Dort, wo ihre Nägel sich in seine Schultern gebohrt hatten, begann Blut hervorzusickern.
28 . Kapitel
Ezra war auf einen ausgesprochen kniffligen, aber fesselnden Teil der Übersetzung gestoßen. Der vorige Abschnitt der Schriftrolle hatte die Pflichten der Engel beschrieben, dieser Wächter, und was sie einst für die Menschheit getan hatten. Da sie selbst niemals schlafen mussten, konnten sie unablässig über die Welt wachen und hatten Geschenke gebracht wie das Wissen über Aussaat und Ernte oder den Sinn für die Künste – und das Künstliche. Sie hatten die Menschen gelehrt, in einer gemeinsamen Sprache zu sprechen, damit sie einander verstanden und gemeinsame Ziele erreichen konnten.
Seit er mit diesem Abschnitt der Schriftrolle begonnen hatte, hatte er nur eine Unterbrechung hinnehmen müssen. Er hatte sich, wie gefordert, auf der Spendenparty für den Bürgermeister blicken lassen. Sein Vater hatte darauf bestanden, und pflichtschuldig war Ezra gerade lange genug geblieben, um dem Bürgermeister persönlich dafür zu danken, dass er zu seinen Gunsten eingegriffen hatte, als er wegen der Sache im UN -Park im Gefängnis gesessen hatte. Anschließend war er wieder auf sein Zimmer gehuscht.
An diesem Abend war er so erpicht darauf gewesen, weiterzumachen, dass er in seiner Eile beinahe einen Gast buchstäblich umgerannt hätte. Einen blonden Mann, der aus dem Gang kam, der ausschließlich zu den Privaträumen der Familie führte. Ezra, der immer noch eine Champagnerflöte in der Hand hielt, verschüttete etwas davon auf dem Anzug des Mannes.
»Oh, tut mir leid«, sagte Ezra und bürstete den Champagner fort.
Der Mann sagte nichts, und als Ezra ihn ansah, stellte er verdutzt
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