Das letzte Relikt
zu enttäuschen, und da sie planten, am kommenden Wochenende hochzufahren, war heute die letzte Gelegenheit, um die Einkäufe zu erledigen.
Sobald Raleigh aus der Tür war, fügte Beth der Gästeliste noch einen weiteren Namen hinzu, damit die Liste der Einladungen zur Weihnachtsfeier am nächsten Tag an die Druckerei geschickt werden konnte, und loggte sich aus ihrem Computer aus. Der Nachtportier, Ramon, stand bereits an der Treppe, als sie ging.
»Guten Abend, Mrs Cox«, sagte er, während er etwas Kaffee aus seiner Thermoskanne in seinen Plastikbecher der Yankees goss. »Vergessen Sie Ihren Schirm nicht.«
»Regnet es?«, fragte Beth. Sie war den ganzen Tag hinten beschäftigt gewesen und hatte keine Ahnung, was draußen in der Welt vor sich ging.
»Noch nicht, aber es heißt, da würde noch was runterkommen.«
Sie war sicher, dass sie ihren Regenschirm zu Hause gelassen hatte. »Ich fürchte, ich muss es darauf ankommen lassen.«
Draußen war es kalt und windig, und Ramon hatte wahrscheinlich recht. Die Abendluft schmeckte feucht. Sie zog den Kragen ihres Mantels bis zu den Ohren hoch und setzte sich in Richtung Bloomingdale’s in Bewegung, wo sie sich Punkt sechs mit Abbie treffen wollte. Auf den Bürgersteigen drängten sich wie immer die Menschenmassen, und mehr als einmal hatte sie das unheimliche Gefühl, jemand würde ihr folgen. Jeden Moment rechnete sie damit, ein Tippen an der Schulter zu spüren. Doch sobald sie sich umdrehte, sah sie stets nur ein Meer aus fremden Gesichtern, von denen manche gar nicht glücklich wirkten, weil Beth ihr Vorankommen störte.
»Frohe Feiertage«, brummte ein Mann, »aber jetzt machen Sie schon.«
Zwischen den Straßenlaternen über ihren Köpfen waren Kabel gespannt, an denen Rauschgoldsterne und rote Zuckerstangen aus Aluminium baumelten, und die Schaufenster waren mit Kunstschnee beflockt. Normalerweise genoss Beth all die weihnachtlichen Dekorationen, aber dieses Jahr war sie einfach nicht in der Lage, sich darauf einzulassen. Heute Abend war sie sogar so erschöpft und ausgebrannt, dass sie es gerade noch schaffte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Anruf aus Dr. Westons Praxis hatte die Sache auch nicht gerade besser gemacht. Sie solle die Dosis ihrer Eisentabletten erhöhen, hatte er gesagt und sie daran erinnert, dass sie eine sehr seltene Blutgruppe hatte, AB negativ.
»Falls Sie sich entscheiden sollten, auf alternativem Wege schwanger zu werden«, hatte der Arzt so taktvoll wie möglich erklärt, »würde ich Ihnen empfehlen, ein oder zwei Eigenblutspenden zu machen, nur für den Fall, dass es bei der Geburt gebraucht wird.«
Im Moment hatte sie das Gefühl, nicht einmal einen einzigen Tropfen entbehren zu können.
Auf den Gängen bei Bloomingdale’s war, wie zu erwarten, nahezu kein Durchkommen. Sie nahm den Fahrstuhl in die Einrichtungsabteilung und fand Abbie bereits mitten in einem angeregten Beratungsgespräch mit einer jungen eleganten Verkäuferin.
»Glauben Sie wirklich, dass diese Kissenfarbe sich nicht mit den Vorhängen beißt, die wir bereits bestellt haben? Der Stoff ist doch eher gelb als pfirsichfarben!«
»Nein«, sagte die junge Frau und schüttelte energisch den Kopf. »Die gehören alle zur selben Design-Linie und ergänzen einander.«
Abbie blickte auf und entdeckte Beth. »Glaubst du, dass dieser Stoff zu den Vorhängen im Esszimmer passt, die wir schon bestellt haben?«
Beth musste darüber nachdenken. »Ja, vielleicht.«
»Ja oder vielleicht?«, wollte Abbie wissen.
Die Verkäuferin wirkte verärgert, jetzt musste sie für jeden Einkauf zwei Stimmen gewinnen.
»Nein«, entschied Beth.
Abbie lachte, und die Verkäuferin lächelte durch die zusammengebissenen Zähne, ehe sie sich demonstrativ entschuldigte und verschwand, um eine andere Kundin zu bedienen.
»Danke für deine Meinung«, sagte Abbie leise. »Ich wollte sie sowieso loswerden.«
Beth lächelte.
»Und danke, dass du an so einem lausigen Abend gekommen bist.«
»Kein Problem.«
»Bist du sicher?«, fragte Abbie besorgt und legte Beth eine Hand auf den Arm. »Entschuldige meine Offenheit, aber du siehst nicht besonders gut aus.«
»Das ist schon in Ordnung – ich fühle mich auch nicht besonders gut.«
»Glaubst du, du brütest irgendetwas aus? Hast du dich gegen Grippe impfen lassen?«
»Ja, ich bin geimpft, und nein, ich glaube nicht, dass ich wirklich krank werde.«
Sie schlenderten einen anderen Gang entlang, vorbei an Tischen, auf
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