Das letzte Relikt
hätte, hinter allem zu stecken. Aber Mitchell
war
tot, und dieser Teil war beileibe kein Scherz. Der Einsatz war bereits viel zu hoch. Joe war fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Es konnte kein Spiel sein und auch keine Intrige.
Irgendetwas musste da vor sich gehen. Ein schreckliches Drama offenbarte sich, und Carter befürchtete, dass er, ob er wollte oder nicht, dazu bestimmt war, eine Hauptrolle darin zu spielen.
32 . Kapitel
Ezras Mut hatte neuen Auftrieb erhalten. Endlich waren seine Befürchtungen durch Beweise untermauert worden. Für einen Mann, der wusste, dass der Wahnsinn stets um die Ecke lauerte, war es seltsam tröstlich, herauszufinden, dass selbst die unmöglichsten Gedanken, die er erwogen hatte, vielleicht doch möglich waren.
Er war nicht verrückt. Allerdings schien das Universum es irritierenderweise zu sein.
Er schaute aus dem hinteren Wagenfenster und grübelte über das nach, was er gerade in Permuts Labor erfahren hatte. Die Schriftrolle bestand aus dem lebendigen Gewebe eines Lebewesens unbestimmter Herkunft. Beim Fragment des Fossils handelte es sich um Knochen derselben unidentifizierten Quelle.
Aber war diese Kreatur das, wofür er sie hielt? Und wer – oder was – hätte sie bei lebendigem Leib häuten können?
»Kimberly geht’s immer noch mies«, sagte Maury auf dem Vordersitz und unterbrach seine Gedanken. »Und sie finden auf Teufel komm raus nicht heraus, was sie eigentlich hat.«
Das überraschte Ezra nicht. Wenn seine Vermutung stimmte, dass es etwas mit ihrem Last-Minute-Partygast zu tun hatte, dann würden sie nie darauf kommen.
»Dein Dad ist gerade bei ihr.«
Davon war Ezra ausgegangen, und das war der Grund, warum er ihr jetzt einen Besuch abstatten wollte. Es war eine Gelegenheit, sich mit ihm zu versöhnen. Außerdem gehörte es sich einfach, ermahnte er sich, unter diesen Umständen.
Das Krankenhaus war ohnehin schon exklusiv, doch der Flügel mit Kimberlys Suite lag noch einmal besonders abgeschieden. Hier waren die Flure mit teurem Teppichboden belegt, die Wände mit farbenfrohen Drucken dekoriert, und die Türen bestanden aus poliertem Mahagoni. Für Ezra sah es eher nach einem kleinen europäischen Hotel aus als nach einem Krankenhaus, was zweifelsohne auch beabsichtigt war. Sein Vater saß im Vorraum, als Ezra eintraf, und schaltete gerade sein Handy aus.
»Ich habe Maury gesagt, dass er nicht auf uns zu warten braucht«, sagte er zu Ezra, »aber natürlich musste er wieder mit mir streiten.« Er warf das Telefon auf das Sofapolster.
»Wie geht es Kimberly?«
»Vor einer halben Stunde hatte sie einen hysterischen Anfall, hat sich alle Schläuche herausgerissen und angefangen zu delirieren.«
»Worüber?«
»Worüber?« Verwirrt blickte sein Vater ihn an. »Sie redete wirr, nichts davon ergab einen Sinn.«
»Erzähl es mir trotzdem.«
»Über Vögel und Feuer. Sie wurde von Vögeln angegriffen, deren Flügel aus
Feuer
bestanden. Zufrieden?«
Ezra merkte sich die Information, um sie am nächsten Tag an Carter und Russo weiterzugeben. Wer wusste schon, ob irgendein Hinweis sich als wichtig erweisen würde?
Eine Krankenschwester in weißer Uniform mit marineblauen Paspeln, die eher nautisch als medizinisch wirken sollte, kam aus dem Patientenzimmer. Sie trug ein Tablett mit einer Spritze und anderem Krimskrams. »Sie ist jetzt stark sediert und wird bis zur Operation morgen früh durchschlafen.« Sie lächelte Sam und Ezra zu und verschwand.
»Was für eine Operation?«, fragte Ezra seinen Vater. »Haben sie herausgefunden, was ihr fehlt?«
»Nicht ganz.« Sein Vater hatte sein Anzugjackett auf das Sofa gelegt, und ließ sich jetzt, nur in Hemdsärmeln, hineinsinken. Auf der Brusttasche war natürlich sein Monogramm eingestickt, und die Manschettenknöpfe glitzerten. »Eine Blutvergiftung. Organversagen. Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass sie schwanger ist.«
Ezra war nicht völlig überrascht, und sein Vater bemerkte es. »Du wusstest es?«, fragte er.
»Ich wusste, dass sie meine Zimmer als Kinderzimmer einrichten wollte.«
»Dazu wäre es nie gekommen.«
Einen Moment lang schöpfte Ezra Mut. War es am Ende doch möglich, dass sein Vater nie vorgehabt hatte, ihn durch ein neueres und jüngeres Modell zu ersetzen? Doch dann begriff er, was es wirklich bedeutete.
»Ich habe mich schon vor Jahren sterilisieren lassen«, räumte sein Vater ein. »Als du noch ein Teenager warst.«
Schweigen breitete sich aus. Sam
Weitere Kostenlose Bücher