Das letzte Relikt
an.«
Carter nahm das Blatt und entfaltete es. Im Wagen roch es nach abgestandenem Kaffee und fettigen Burgern. Bei dem Papier handelte es sich um die Fotokopie von zwei Fingerabdrücken. Carter blickte zum Detective hinüber.
»Wir haben sie vom Handlauf am Kelleraufgang.«
»Sie sehen sehr deutlich aus«, sagte Carter und überlegte, was sich sonst noch über Fingerabdrücke sagen ließe. Er hatte sich noch nie zuvor welche näher angesehen.
»Ja, nicht wahr?«, sagte Finley. »Und viel zu perfekt.«
Carter schaute erneut auf das Blatt, und jetzt konnte er sehen, dass die Windungen des Abdrucks in der Tat bewundernswert komplett und intakt waren. Perfekte Kreise in der Mitte, perfekte Rechtecke am äußeren Rand, ohne einen einzelnen Bruch oder eine Abweichung.
»Es gibt keine perfekten Fingerabdrücke«, fügte Finley hinzu. »Wenn es sie gäbe, wären wir niemals in der Lage, mit ihrer Hilfe jemanden zu erwischen.« Er zog ein nicht besonders sauberes Taschentuch aus der Tasche und putzte damit erst die Brillengläser und anschließend die Innenseite der Frontscheibe. »Sie sind doch Wissenschaftler – was fangen Sie damit an?«
»Mit den Fingerabdrücken? Keine Ahnung. Vielleicht hat das Labor einen Fehler gemacht.«
Der Detective schüttelte den Kopf. »Nee, ich hab das alles höchstselbst erledigt.«
Carter schwieg. Das Einzige, was ihm dazu einfiel, war, dass ein perfekter Fingerabdruck von einem perfekten Wesen hinterlassen worden sein musste – so etwas wie einem Engel vielleicht. Aber er hatte nicht vor, den Vergehen, die der Detective ihm möglicherweise insgeheim zur Last legte, auch noch geistige Verwirrung hinzuzufügen.
»Sie können es mir jetzt zurückgeben«, sagte Finley, nahm das Papier und stopfte es zusammengefaltet zurück in die Tasche.
»Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann«, sagte Carter.
Der Detective nickte und bog rechts ab. »Welche Adresse?«
»Drei Blocks weiter, an der Ecke.«
Der Detective fuhr eine Weile schweigend, dann sagte er: »Vielleicht gibt es doch eine Sache, bei der Sie mir helfen könnten.«
»Ich werde es versuchen.«
»Der Gerichtsmediziner sagte, der Mann sei an den Verbrennungen gestorben.«
Carter wartete. War das nicht ziemlich offensichtlich?
»Aber da gibt es eine Merkwürdigkeit. Der Körper ist von innen nach außen verbrannt.«
Carter war verwirrt. »Falls Sie mich fragen, ob spontane Selbstverbrennungen tatsächlich vorkommen können, muss ich eindeutig verneinen.«
»Das habe ich auch gedacht. Aber da die beiden einzigen anderen Brandopfer, die ich dieses Jahr gesehen habe, in Ihrem Labor genau auf der anderen Straßenseite gearbeitet haben, dachte ich, Sie könnten mir vielleicht weiterhelfen.«
Carter wusste nicht, was er sagen sollte. »Zufall?«, schlug er schließlich vor.
Hinter der Kreuzung fuhr der Detective an den Straßenrand und hielt an. »Vielleicht«, sagte er. »Aber dann muss es schon ein ziemlich gewaltiger Zufall sein.«
Das können Sie laut sagen, dachte Carter, behielt es jedoch für sich. »Danke fürs Mitnehmen«, sagte er und versuchte, nicht den Eindruck zu erwecken, als könne er es gar nicht abwarten, aus dem Auto zu kommen.
Der Detective wartete, bis Carter die Straße vor ihm überquert hatte, und fuhr davon.
Zum ersten Mal, seit er zu Finley in den Wagen gestiegen war, holte Carter tief Luft. Er hatte das ungute Gefühl, dass er ihn wiedersehen würde.
Als er Dr. Permuts Labor betrat, war Ezra bereits dort. Pünktlichkeit war nicht Ezras Problem. Seinen Fakultätskollegen allerdings hätte Carter fast nicht wiedererkannt. Letztes Mal, als er hier gewesen war, um das Bruchstück von Ezras Schriftrolle zur Analyse vorbeizubringen, war Permut wie aus dem Ei gepellt gewesen, kein Härchen war verrutscht, sein weißer Laborkittel fleckenlos und von oben bis unten zugeknöpft.
Aber jetzt sah er aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Das Haar war ungekämmt, der Laborkittel zerknittert und schmuddelig, und selbst hinter der Brille konnte Carter die dunklen Ringe unter den Augen erkennen.
»Ich bin froh, dass Sie es heute geschafft haben«, sagte Dr. Permut und schloss demonstrativ die Tür hinter ihnen. »Ich will damit nicht länger warten.«
»Wir auch nicht«, sagte Carter. »Ezra hier, für den Fall, dass er Ihnen das noch nicht erzählt hat, ist der Eigentümer der Schriftrolle, die Sie analysiert haben.«
»Ja, er hat es erwähnt«, sagte Dr. Permut und wandte
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