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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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sich das Baby selbst herauszureißen. Sie hob die Knie bis zur Brust hoch, und ein Blutstrom ergoss sich unvermittelt über den Boden.
    Dem Arzt wurde eine Spritze gereicht, doch seine Hände zitterten so heftig, dass er sie nicht entgegennehmen konnte. »Ich …
kann
es nicht tun!«
    Eine Schwester schnappte sich die Spritze und versuchte es selbst. Dieses Mal verschwand die Nadel im Arm, brach jedoch ab, als Kimberly sich unter Schmerzen wand.
    »Wir brauchen einen Druckverband – sofort!«, schrie die Schwester.
    Kimberlys Bauch schien anzuschwellen, wie ein Luftballon, den man plötzlich noch einmal kräftig aufgepumpt hatte. »Bringt mich um!«, schrie sie im Todeskampf, »tötet
mich

    Sie warf den Kopf zurück, und sie stieß einen Schrei voller Angst und Verzweiflung aus, einen Schrei, der Ezra durch Mark und Bein ging … und in den jemand einzufallen schien. Er könnte schwören, dass er noch eine Stimme gehört hatte, ein gedämpftes Wehklagen in ihrer Gebärmutter.
    Selbst der Arzt und die Schwester hielten schockiert inne. Sie hatten es ebenfalls vernommen.
    Und dann lag Kimberly vollkommen still, ihr Körper auf dem mit Blut bedeckten Boden erschlaffte, die Augen schlossen sich und der Mund klappte auf. Die Spitzen ihrer Haare knisterten wie Draht unter Spannung, um schließlich ebenfalls Ruhe zu geben.
    »Völliges Organversagen«, sagte der Arzt benommen und mit monotoner Stimme.
    Ezra wusste, dass sie es nicht schaffen würden, sie zurückzuholen, egal, wie sehr sie sich abmühten.
    Nach dem, was sie durchgemacht hatte, hatte er den Verdacht, dass sie es ohnehin vorziehen würde, tot zu bleiben.

33 . Kapitel
    Für Russo gab es am Tag nicht viel, worauf er sich freuen konnte. Da waren die kurzen Morphinschübe, die er sich selbst verabreichen konnte, indem er den schwarzen Knopf drückte, der neben seiner verbrannten Hand auf dem Bett lag, genau neben dem roten Rufknopf. Da waren die Träume, in denen er sich verlieren konnte, davon, wie er in dem Vorort von Rom aufgewachsen war und mit den Freunden seiner Kindheit die uralten Ruinen erforscht hatte. Und da war die zärtliche Fürsorge einer hübschen jungen Schwester namens Monica.
    Heute hatte sie ihm während des Verbandswechsels alles über die Verabredung vom vorigen Abend erzählt. Als sie die antiseptische Salbe aufgetragen hatte, hatte sie ihn mit den neuesten Schlagzeilen versorgt. Er sah ihr gerne in die Augen. Sie waren dunkel und strahlten, und sie zeigten kein Entsetzen bei seinem Anblick. Vielleicht, weil sie schon so viele Brandopfer gesehen hatte. »Dr. Baptiste hat mir gesagt, dass es bei Ihnen nächste Woche mit den Hauttransplantationen losgeht«, erzählte sie ihm jetzt.
    »Ach ja?«, murmelte Russo durch seine immer noch schwarzen Lippen.
    »Das ist gut«, sagte Monica und hob behutsam seinen linken Unterarm an, um frische Salbe aufzutupfen.
    Der Schmerz war immer noch ungeheuer, und Russo drückte den schwarzen Knopf für eine weitere Dosis Morphin.
    Monica bemerkte es und sagte: »Tut mir leid, ich weiß, dass es wahnsinnig wehtun muss.«
    Russo hätte ihr gerne widersprochen, aber er konnte nicht. Vorsichtig legte Monica seinen Arm wieder zurück. »Das war’s für heute.«
    Er hätte sich gefreut, wenn sie noch bleiben könnte. Wenn sie einfach nur ein wenig neben seinem Bett sitzen und ihm von ihrem Tag erzählen würde, von ihren Freunden, von was immer sie wollte. Aber er wusste, dass sie noch andere Patienten hatte, um die sie sich kümmern musste.
    Das Morphin würde ihn ohnehin schon bald in seine Träume entführen. Wenn er Glück hatte, würden es gute Träume sein. Wenn nicht, würden es Albträume sein, von knisternden Flammen, von Stürzen aus großen Höhen in bodenlose Tiefen. Leider gab es keine Möglichkeit, vorher zu wissen, was für ein Traum es sein würde.
    »Sie möchten, dass ich Sie damit zudecke, richtig?«, fragte Monica und hielt eine Ecke des Plastik-Sauerstoffzelts in der Hand.
    »Da ich Sie ohnehin nicht mehr ansehen kann«, wisperte Russo, »ja.«
    Monica lachte. »Durch das Plastik sehe ich besser aus«, sagte sie und senkte die Folien, bis sie beinahe seine Schultern und Brust berührten. Sie behinderten zwar seinen Blick, aber er wusste, dass ihm nicht viel entging. Wie lange konnte man die Rückseite einer Tür und die billige Reproduktion eines van Goghs anstarren? Die kühle frische Luft erleichterte ihm das Atmen, und das leise Surren des Sauerstofftanks wirkte beruhigend, wie das

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