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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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»Professor Bones«, wenn sie unter sich waren.
    Die Proben, die man ihm zur Identifikation geschickt hatte, waren ein einziges Kuddelmuddel. Kein Wunder, dass die Universität Hilfe brauchte. Wer immer die Sammlung gespendet hatte, musste sie auf unterschiedlichsten Wegen zusammengetragen haben. Bei einem Stück handelte es sich tatsächlich um das versteinerte Fragment des Kieferknochens eines
Smilodon
, so der passende Name eines Säbelzahntigers aus der Eiszeit. Bei den meisten anderen handelte es sich um Fragmente von Schienbeinen und Fußwurzelknochen von Sauriern. Im Vergleich mit anderen Fossilien gar nicht schlecht erhalten, aber auch nichts Weltbewegendes. Noch ein, zwei Stunden, dann könnte Carter seine Arbeit abschließen, seinen Bericht schreiben und sich Aufgaben widmen, die mehr Herausforderung versprachen.
    Wenn nur endlich das Telefon Ruhe geben würde.
    Es hatte schon früher geklingelt und klingelte immer wieder, ohne dass Carter deswegen seine Arbeit unterbrochen hätte. Die einzige Person, die wusste, dass er hier war, war die Sekretärin des Fachbereichs, und sie würde die Nachricht für ihn entgegennehmen und in sein Postfach legen. Zu der anderen Post, die er, wie ihm jetzt einfiel, seit drei Tagen nicht abgeholt hatte.
    Jetzt klingelte es schon wieder, doch vermutlich war es ohnehin nur Bill Mitchell, der prüfen wollte, ob sonst noch jemand im Labor war, der sich über ihm auf der Karriereleiter befand. Er wollte es klingeln lassen, wusste jedoch, dass es zehn Minuten später doch wieder losgehen und seine Konzentration erneut stören würde. Er stand vom Stuhl auf, streckte sich und durchquerte den Raum zum Wandtelefon. Beim fünften oder sechsten Klingeln hob er ab.
    »Labor, Carter am Apparat.«
    »Carter Cox?« Die Verbindung war schlecht, aber er ahnte bereits, mit wem er sprach. Dr. Giuseppe Russo, Joe, für seine amerikanischen Freunde.
    »Russo? Joe Russo?«
    »Ja! Die Sekretärin hat mir gesagt, dass du da bist. Ich habe die ganze Zeit angerufen.«
    »Von wo aus rufst du an? Die Verbindung ist so schlecht, kann ich dich zurückrufen?«
    »Nein, mein Freund. Jetzt, wo ich dich erwischt habe, werde ich nicht wieder auflegen.«
    »Es muss wichtig für dich sein, wenn du sogar den Anruf zahlst.«
    Russo lachte. Darüber hatten sie während der Ausgrabungen auf Sizilien, bei denen sie sich kennengelernt hatten, ständig Witze gemacht. Russos Budget war so knapp bemessen gewesen, dass er nicht einmal Essen und Wasser davon bezahlen konnte.
    »Ich habe jetzt einen richtigen Job, an der Universität in Rom.«
    »Gratuliere! Das ist großartig!«
    »Darum rufe ich auch an.«
    »Soll ich rüberkommen und eine Vorlesung halten? Beth wäre ganz aus dem Häuschen. Sie sucht ständig nach einem Vorwand, um nach Italien zu reisen.«
    »Nein. Keine Vorlesung. Das mache ich selbst.«
    »Okay, ein Nein als Antwort kann ich akzeptieren.« Aber warum rief er dann an, und dann noch so hartnäckig?
    »Hast du mein Päckchen nicht bekommen?«, fragte Russo. »Die Proben, die ich dir mit Federal Express geschickt habe?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Ich habe es dir letzte Woche ins Büro in deinem Fachbereich geschickt.«
    Mist. »Ich habe seit ein paar Tagen nicht mehr nach der Post geschaut.«
    In der Leitung knisterte es, trotzdem hörte Carter Joes glucksendes Lachen.
    »Du musst es holen«, sagte Russo, »und es lesen. Bald. Es ist sehr wichtig.«
    »Ich werde es einsammeln, sobald ich das Labor verlasse. Was ist darin?«
    Entweder war die Leitung einen Moment ganz ausgefallen, oder Joe überlegte, was er erwidern sollte. »Wir haben hier etwas gefunden«, sagte er schließlich. »Um genau zu sein, waren es eigentlich zwei Amerikaner, die es zuerst entdeckt haben. Es ist ein … sehr interessanter Fund. Ich denke, wir brauchen deine Hilfe.«
    Joe hatte Carter dabei geholfen, die Überreste von Europas ersten Bewohnern aus der »Knochengrube« auf Sizilien auszugraben. Er war kein Mann, der haltlose Behauptungen aufstellte, und wenn er etwas als »sehr interessanten Fund« bezeichnete, dann wusste Carter, dass es sich möglicherweise um eine richtig große Sache handelte. Carter spürte das Prickeln der Vorfreude am Hinterkopf.
    »Was soll ich tun? Mir das Päckchen ansehen und dich morgen anrufen?«
    »Ja! Meine Nummer ist dabei. Ruf mich um sechs Uhr abends an, römische Zeit. Du wirst es selbst wollen, mein Freund«, sagte er mit einem leisen Auflachen. »Du wirst nicht warten wollen.«
    Carter

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