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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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klarem Verstand war. Aber letztendlich, so musste er einräumen, hatten die Knochen ihm ziemlich viel Glück gebracht.
    Während er und Ben von Büchern und Filmen auf die Außenpolitik kamen, fiel es Carter immer schwerer, sich zu konzentrieren. Er tat sein Bestes, um seinen Teil zur Unterhaltung beizutragen, aber mit den Gedanken kehrte er immer wieder zu dem Päckchen von FedEx zurück, das unter seinem Stuhl lag. Am liebsten wäre er nach Hause gerannt, hätte den Umschlag aufgerissen und herausgefunden, wovon Russo geredet hatte. Als Carter als erster Forscher die Knochengrube entdeckt und ausgegraben hatte, war Giuseppe Russo, damals noch Doktorand der Paläontologie, buchstäblich seine rechte Hand gewesen. Einmal, als Carters Seil sich unerklärlicherweise aus dem Karabiner gelöst hatte, hatte Joe ihn in letzter Sekunde am Kragen seines Ponchos gepackt und hinauf auf festen Boden gezerrt. Carter konnte sich noch gut an das Gefühl erinnern, wie er über einem grausigen Haufen prähistorischer menschlicher Knochen mitten in der Luft im engen Schacht geschwebt hatte, den sie mehr als zwanzig Meter tief in die Erde gegraben hatten. Ohne Joe hätte er sich damals zu den anderen sterblichen Überresten gesellt, genauso mausetot.
    Als die Dessertkarte kam, waren zum Glück alle viel zu vollgegessen, um auch nur darüber nachzudenken. Carter betete, dass niemand noch einen Kaffee oder einen Drink bestellen würde, und sein Flehen wurde erhört. Ben sagte tatsächlich, er müsste noch einmal ins Büro. Draußen trennten sich ihre Wege, und Beth hakte sich bei Carter unter, als sie nach Hause gingen.
    »Also«, sagte sie. »Ich sterbe fast vor Neugier. Was ist in diesem geheimnisvollen Umschlag?«
    »Das werde ich wissen, wenn wir zu Hause sind«, sagte er. »Aber er ist von Joe Russo.«
    »Der Typ, mit dem du auf Sizilien zusammengearbeitet hast?«
    »Ja. Er sagt, er habe etwas gefunden, etwas, das er für merkwürdig genug hält, damit ich einen Blick darauf werfen soll.«
    »Möchte er, dass du hinfliegst?«, fragte sie und klang besorgt.
    »Soweit ich weiß nicht. Aber meinst du nicht, dass du dort genügend Renaissance-Kunst findest, um dich ein paar Wochen lang zu beschäftigen?«
    »Das ist es nicht«, entgegnete sie, als sie an der Bleecker Street an der Ampel warteten. »Ich könnte im Moment nicht aus der Galerie weg, und wenn du allein fährst, wie sollen wir dann …?«
    Carter begriff. »Ach so, das. Ich könnte dir ein paar Proben im Kühlschrank dalassen.«
    »Du bist immer so romantisch. Übrigens, das wollte ich dir noch sagen: Dr. Westons Praxis hat angerufen. Nächsten Samstag hast du einen Termin. Morgens.«
    Um seine Zeugungsfähigkeit testen zu lassen. Carter dachte mit Schrecken daran, während sie die letzten paar Blocks nach Hause gingen. Er spürte bereits Versagensängste in sich aufsteigen.
    Ihre Wohnung im zweiten Stock eines alten roten Backsteingebäudes wies direkt auf den Washington Square Park. Bei den irrsinnigen Immobilienpreisen in Manhattan würde sie normalerweise mehrere tausend Dollar im Monat kosten. Aber zum Glück gehörte das Haus der Universität, welche die Wohnungen günstig an Fakultätsmitglieder vermietete.
    Carter schloss die Tür auf und schaltete das Licht an, während Beth ihren Mantel an den hölzernen Garderobenständer im Foyer hängte.
    »Willst du zuerst unter die Dusche?«, fragte sie.
    »Nein, geh du nur«, sagte er und riss bereits den Umschlag von FedEx auf.
    »Das hatte ich mir schon gedacht.«
    Carter ging ins Wohnzimmer und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen, einen abgenutzten Lederlehnsessel, den er seit seiner Studentenzeit besaß. Er riss den Umschlag beinahe in zwei Hälften. Aus einer Mappe rutschten ein paar Hochglanzbilder auf seinen Schoß, und er musste rasch danach greifen, ehe sie zu Boden fielen. Mit dem Fuß zog er den Couchtisch näher heran und schüttete alles auf die marmorierte Tischplatte.
    Obenauf lag ein getippter Brief mit dem Briefkopf der Universität von Rom, nach dem er als Erstes griff. »
Dottore
«, begann er. So hatte Joe ihn stets angeredet. »Ich schicke dir zur Kenntnisnahme alle beigefügten Proben. Und meine Grüße. Und jetzt erzähle ich dir die Geschichte von diesen Sachen, die dich, wie ich denke, sehr interessieren wird, und dann reden wir darüber.« Sein Englisch hatte sich enorm verbessert, hatte jedoch immer noch diese wunderbar gestelzte Art. Joe benutzte zum Beispiel keine Kurzformen, aber

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